Osterlachen – oder: Über den Umgang mit Fehlern

Fehler passieren. Die falsche Postleitzahl, das falsche Wort, die rote Ampel, dein falscher Handgriff, dein verkehrter Mausklick, deine Müdigkeit ... Wie gehen wir mit Fehlern um? Ich spüre - je älter ich werde, je länger ich als Gemeindepfarrer „im Dienst" bin und je mehr sich die eigenen Fehler häufen - eine große Dankbarkeit Menschen gegenüber, die „es gut sein lassen". Wir reden offen über die je eigenen Fehler - und dann „lassen wir es gut sein". Der erste Sonntag im April dieses Jahres ist der „Barmherzigkeit Gottes" (Misericordias Domini) gewidmet, seelsorgerlich die Voraussetzung für die Sonntage Jubilate, Kantate und Rogate.
Noch wohl klingt uns das Osterlachen der letzten Märztage im Ohr. Der Tod ist verschlungen vom Sieg. Der Tod hat ausgelacht, die Hölle steht dumm da, sie hat ausgesiegt. Buchungen sind auf ewig storniert. Der Teufel kann seinen Laden dicht machen, die Kundschaft bleibt aus. „Sünd und Hölle mag sich grämen, Tod und Teufel mag sich schämen" - singt und jubelt Paul Gerhardt sehr österlich in seinem Weihnachtslied, und fährt fort: „wir, die unser Heil annehmen, werfen allen Kummer hin." Kantate! Jubilate!

20 Jahrhunderte nach dem Osterlachen meint die übergroße Mehrheit, Christen erkenne man am ernsten Blick. Man hält uns für die notorischen Spielverderber, Moralisten, Nörgler, Schwarzkittel und Miesmacher. Freut sich mal einer so richtig - uns fällt gleich was ein, dass ihm die Freude vergeht. Nicht an den Lachfalten erkennt man uns Christen, eher an jenem griesgrämigspießig-verständigenbesserwisserischen-graumelierten Einheitsblick, der die Aufgeweckten unter den Zeitgenossen in die Flucht treibt und die Trauernden, Klagenden zum Schweigen bringt.
Dabei muss das damals doch ganz anders gewesen sein. Bei der Hochzeit in Kanaa, bei der Heilung der Kranken, am Leben Gehinderten. Oder als Petrus baden ging und der kurzbeinige Zachäus knallroten Kopfes vom Baum kletterte. Ich höre das Lachen am Berg noch wie von ne-benan, als Tausende satt wurden von wenigen Broten und Fischen. Und ich sehe vor mir den Gelähmten, der sein Bett schultert und durch die Menge nach Hause geht. Ich höre die Engel jubeln in Bethlehem und den Blinden vor Freude schreien. Frohe Botschaft, gute Nachricht: Selig seid ihr, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen. Kantate! Jubilate!
Ich weiß, manchmal erstickt dir das Lachen im Hals. Bleibt einfach stecken und findet keinen Weg ins Freie. Ich kann die Sorgen und Ängste, den Tod und den Hunger, die Kriege und ihre Vorbereitung nicht einfach weglachen. Aber es ist ein Unterschied zwischen Trauer und nötigem Ernst einerseits und Krampf andererseits. Unverkrampftes Christsein, das wünsche ich mir. Kein falsches Buckeln, kein ge-heucheltes Mitleid, keine grauen und schwarzen Mäntel über buntkarierten Hemden.
Viele Zeitgenossen sind doch nur noch in der Lage, Witze zu machen. Die armen Tröpfe machen Witze, immer neue und immer blödere, bloß weil sie nichts zu lachen haben. Das muss doch traurig sein, andere Menschen nur noch zum Lachen zu bringen, wenn man Witze über Sex, Nonnen und Türken macht. Ich stelle mir vor, wie stumpfsinnig das sein muss, immer nur Witze mit halbnackten Frauen zu zeichnen.
Lachen ist gesund, jedenfalls gesünder als manches Medikament. Freude ist eine Gottesgabe. „Seid allezeit fröhlich", schreibt Paulus nach Korinth. Er wird gewusst haben, warum. Voraussetzung eines gesunden Lachens ist die Freude. Lachen ohne Freude ist billig, geht auf Kosten anderer. Knapp 20 Mal kommt das Wort „Lachen" in der Lutherbibel vor. Über 600 Mal „Freude" und „sich freuen". Das hat schon seinen Grund.

Die Welt ist dennoch nicht heil. Fehler passieren. Mir ist ein dicker Fehler unterlaufen - durch einen falschen Mausklick. Bei der Beauftragung der Autorinnen und Autoren der Monatssprüche 2008 habe ich eine falsche Excel-Datei angeklickt. Sie enthielt die Monatssprüche 2007. Niemand hat es bemerkt, die Autorinnen und Autoren nicht, der Schriftleiter nicht. Erst als mich zwei Leser auf den Fehler im Januarheft hinwiesen, wurde mir der Fehler klar. Er war nicht mehr zu korrigieren. Auch das Februarheft war schon im Druck. Keine Korrektur mehr möglich.
Wie oft uns das passiert. Wie oft das den Menschen passiert, die uns zur „Seelsorge" anvertraut sind. Fehler erkannt, aber nicht mehr zu korrigieren. Das ist der Normalfall in der Seelsorge. Fehler, die noch zu korrigieren sind, gehören ja zu den vergleichsweise leichten Aufgaben.

Gerne möchte ich mich für diesen Fehler entschuldigen. Ich wiederhole noch einmal meine Bitte aus dem Märzheft: „Ich bitte Sie als Abonnentinnen und Abonnenten der PASTORALBLÄTTER, mir Ihre E-Mail-Adresse zuzuschicken, das ist heute der einfachste Weg der Kommunikation. Bitte senden Sie einfach eine kurze Mail an ,gerhard.engelsberger@online.de' (sic!). Gerne versichere ich Ihnen, dass ich Ihre Adresse keinesfalls an Dritte weitergebe. Sie dient ausschließlich der besseren Kommunikation zwischen dem Schriftleiter und den Leserinnen und Lesern." (So geschrieben im Übrigen im November für das Märzheft - wir haben eben einen langen „Vorlauf".) Mit einer Rund-Mail an alle Abonnentinnen und Abonnenten wären die eben geschilderten Fehler rasch ausgebügelt gewesen, im Zweifel mit einer Auslegung des Monatsspruchs durch den Schriftleiter.

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