Dass keiner allein bleibt

Gott meint, dieses eigenartige Paar, das da am Rand des Städtchens, am Hang gelegen, ein Kind zur Welt bringt - man muss in Bethlehem richtig Treppen steigen, es geht rauf und runter, nicht so eben wie am Rhein entlang oder gar in Nord-Elbien - ,solle nicht allein bleiben in dieser Nacht.
In der Weihnachtsgeschichte bleibt keiner allein. Klar, Maria, Joseph, das Kind. Die junge Familie, noch unverheiratet, aber beieinander in dieser Nacht.
Dann aber - der Engel: „Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids." Und das hält der Evangelist keine zwei Verse aus, dann schon heißt es: „Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens."
Der Engel bleibt nicht allein. Maria, Joseph und das Kind sind nicht allein. Die Hirten kommen zu mehreren. Keiner bleibt allein. Keiner von uns bleibt allein. Selbst die Weisen aus dem Orient - aus denen die Tradition Könige gemacht hat und drei - selbst die Weisen aus dem Morgenland kommen mindestens zu dritt.
Keiner bleibt allein. Nur der Kaiser in Rom - Augustus. Und sein Statthalter in Syrien - Quirinius. Die Mächtigen. Die bleiben allein in dieser Nacht.
Und so würde ich gerne mein Bündel schnüren an Heiligabend, ausnahmsweise nicht wie seit Jahrzehnten für die Armen, die Wohnsitzlosen und Ausgesetzten. Ausnahmsweise einmal für die Mächtigen. Die Augusti, Quirinii, Obami, Merkeli, Zumnickeli et Ackermanni. Auch für die, die auf dem Geld sitzen, das unsereins und anderen erst recht fehlt. Einsame Figuren auf dem Schachbrett. Sie haben auch in diesem Jahr Bauern geopfert und Läufer und Springer. Grausam, dies Geschäft. Ich möchte es nicht tun müssen. Ihre Weihnachts- und Neujahrsansprachen mag ich nicht hören. Übers Jahr hätte ich oft genug platzen können vor Wut. Habe mich auch eingemischt, wo es ging. Aber jetzt, ziemlich atemlos angekommen auf dem Hirtenfeld und nichts wie hinterher mit den Hirten zum Stall - jetzt soll es auch für sie gut werden. Damit sie ihre Lektion lernen: Frieden auf Erden …

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