Gott spricht: Ich will euch erlösen, dass ihr ein Segen sein sollt. Fürchtet euch nur nicht und stärkt eure Hände!
Sacharja 8,13
Was sind das für Verheißungsworte, die wir heute in der Adventszeit hören? In diesen Wochen vor Weihnachten spüren wir besonders, wie viel Unheiles um uns ist - und immer wieder auch in uns. Lieblosigkeit fällt uns auf die Seele, und wir können nicht verstehen, wie Menschen so mit anderen umgehen können. Gewalt und Terror stehen so brutal gegen unsere Sehnsucht nach Frieden, dass wir verzweifeln könnten. Und auch die Oberflächlichkeit macht uns zu schaffen, die wir bei vielen Zeitgenossen in diesen Wochen besonders anstrengend empfinden. Lieblosigkeit, Friedlosigkeit, Oberflächlichkeit - die Reihe von fluchbelasteten Lebenssituationen lässt sich erweitern.
Und da hinein spricht dieser Monatsspruch: Ihr sollt ein Segen sein. Ihr sollt ein Segen sein, und nicht ein Jammer. Ihr sollt ein Segen sein, und nicht ein Elend. Jammer und Elend gibt es genug bei euren Nachbarn und bei den Menschen, mit denen ihr zusammenlebt. Belastendes und Not gibt es auch bei den Menschen, mit denen ihr freundschaftlich oder familiär verbunden seid und ebenso bei denen, die es schwer mit euch haben oder die euch nerven. Genau da sollt ihr ein Segen sein. Für die Lieblosen und Friedlosen sollt ihr zum Segen sein. Den Opfern von Lieblosigkeit oder von Gewalt sollt ihr ein Segen sein. Denen, die nicht wissen, warum wir Weihnachten feiern, und die seltsame Vorstellungen von dem Fest haben, sollt ihr ein Segen sein. Ihr sollt sie nicht verurteilen und euch nicht über sie erheben. Ihr sollt sie nicht verachten und nichts mit ihnen zu tun haben wollen. Ihr sollt sie nicht mit einem heimlichen Fluch in eurem Herzen belegen.
Als Erlöste seid ihr von Gott gesegnet. Ihr müsst nicht die Welt erlösen und ihr könnt es auch gar nicht. Ihr müsst nicht einmal versuchen, erlöst auszusehen. Gott hat euch erlöst, und das genügt. Er hat euch erlöst von dem Hochmut, der verächtlich auf Oberflächliche und Lieblose herabschaut. Er hat euch erlöst auch von der Verzweiflung, dass Rücksichtslosigkeit und Gewalt siegen werden. Als Erlöste seid ihr von Gott gesegnet. Das heißt ganz konkret: Er denkt Gutes über euch und er sagt euch Gutes. Das ist die Bedeutung des Fremdwortes „segnen". In der lateinischen Sprache heißt segnen „benedicere". „Benedicere" heißt „Gutes sagen". Der schöne Name Benedikt erinnert daran: der, dem Gutes gesagt ist, der Gesegnete. Ja, Gott sagt Gutes über euch und zu euch. Er erinnert euch daran: Du gehörst zu mir. Du gehörst keinem von denen, die dich beanspruchen, die dich ausnutzen, die dich fertigmachen. Du gehörst zu mir. Fürchte dich nicht vor ihren Forderungen und Drohungen. Fürchte dich nicht vor der Zukunft, die sie dir in Schreckensbildern ausmalen, wenn du ihnen nicht gehorchen willst. Fürchte dich nicht vor der scheinbaren Übermacht eines Lebensstils, der sich selbst feiert und andere zerstört. Fürchte dich nicht vor der Herrschaft von neuen Ideen und alten Lebensentwürfen, die dich in ihre Gewalt bringen wollen.
Stärkt eure Hände und werdet zum Segen für andere. Handelt so, wie Gott es mit euch gemacht hat. Sagt ihnen Gutes, den Niedergeschlagenen. Redet freundlich mit denen, die so viel Unfreundliches aushalten müssen. Ermutigt die Menschen, die euch mutlos begegnen. Begegnet achtsam denen, die so wenig Beachtung finden. Geht sorgsam mit denen um, die so viele Sorgen haben. Vergebt denen, die an euch schuldig geworden sind. Durchbrecht den Teufelskreis des Nachtragens und Verhaftens. Segnet, die euch fluchen. Sagt ihnen Gutes, wenn sie euch Böses sagen. Segnet sie in eurem Herzen. So werdet ihr zum Segen für sie.