Ob sie pilgerten oder schrieben, klagten oder predigten, sangen oder beteten - eines hatten sie alle gemeinsam: Sie gingen zu Fuß. Sie waren Fußgänger: unsere Schwestern und Brüder im Glauben. Reiste einer einmal - wie weiland Paulus oder gar Jona - zu Schiff, so war das gefährlich. Zu Pferd ritten nur die Soldaten oder Potentaten, zu Kamel vielleicht nur der nicht gerade arme Abraham oder die Königin von Saba. - Sie waren langsam unterwegs. Heute würden wir uns diese Langsamkeit etwas kosten lassen auf Pilgerreisen, Sinaitouren oder anderen modernen „Erfahrungen". Langsamkeit ist zum Kultwort verkommen, wie „Nachhaltigkeit" oder „Entschleunigung".
Schon immer waren mir die „short-cuts" zuwider. Es gab immer welche, die waren einfach schneller als ich. Noch heute meide ich kurz geschnittene Filme, Frisuren und Antworten. Mag sein, dass es einem manchmal auf den Geist geht, wenn ein anderer auf eine Frage weit ausholt und sich mit der Antwort Zeit lässt. Aber eine gute Antwort braucht immer Zeit. Schnelle Antworten auf wesentliche Fragen haben etwas von Würfelspiel und Pferderennen.
Ich weiß nicht, aber sicherlich hat irgendein Kundiger oder eine Kundige schon ausführlich darüber nachgedacht, was es heißt, zu Fuß zu gehen.
Bei mir haben sich mit den Jahren die Zehen zu richtigen Charakteren ausgebildet. Die Hornhaut ist kräftiger geworden, gelegentlich spröde. Einige Jahre bin ich gelaufen, habe ein paar Marathons absolviert, 2.500 km Training im Jahr. Das hinterlässt Spuren.
Doch ehrlich: Der erste zu Fuß erklommene 3½-Tausender in den Alpen ist mehr wert als der mit dem Bus erfahrene Pass in Tibet mit seinen stolzen 5.400 m. Und noch dazu: Damals bin ich beim dritten Besuch nahe dem Gipfel meinem Bischof und damaligen EKD-Rats-vorsitzenden begegnet. Die Wahrscheinlichkeit ist beim jetzigen geringer, nicht nur in der Schweiz auf jener Hütte, auch in Tibet. (Oder täusche ich mich?)
Mein damaliger Bischof hatte erstaunlich viel Zeit, zum Hören, zum Nachdenken etc. Nichts gegen Bischof Huber. Er ist in diesen Zeiten ein ganz außerordentlich klarer und deutlicher Bischof. Ich bin dankbar für diesen EKD-Ratsvorsitzenden. Er läuft - so höre ich von oberster Stelle - ebenfalls Marathon. Aber Engelhardt war ein Fußgänger. Vielleicht verstehen Sie, was ich meine.
Sollten Sie Huber im Sommer irgendwo - 2½ Tausend Meter hoch und gut 20 km weit sollten es schon sein - zu Fuß gehend begegnen, schreiben Sie es mir. Ich werde Abbitte tun - zu Fuß. Echt.
Und: Er hätte - weiß Gott - meinen Segen. Nicht den aaronitischen. Auch nicht den göttlichen. Nur eben meinen. Und den der Evangelischen Kirche in Deutschland. Hoffe ich. Von Fußgänger zu Fußgänger.
Wenn du gehst, geh mit Gott und mit unserem Segen.
Der Hüter des Lebens säume deinen Weg mit freundlichen Menschen, offenen Häusern und frischen Quellen. Der Herr selbst mache deinen Schritt fest, dein Herz weit und deine Seele frei.
Der Schöpfer des Himmels und der Erde öffne alle deine Sinne für seine Wunder auf deinem Weg und für die Vielfalt des Lebens an deiner Straße.
Sein heiliger Engel halte Gefahr von dir fern und sei dir Tag und Nacht nah.
Der Allmächtige schenke uns gnädig ein frohes und gesundes Wiedersehen.
Dem Reisenden schenke er Freude, den zu Hause Gebliebenen Geduld und unser aller Leib und Seele, Herz und Verstand bewahre er in seinem Frieden.
Herzliche Grüße und beste Erholungswünsche nach
Berlin - und nach anderswo!