Der Monatsspruch im September 2009

Denn wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein.
Lukas 12,34

Wem muss das gesagt werden? Wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein. Das ist eine Binsenweisheit. Mein Herz schlägt für das, was mir am liebsten ist. Meistens bin ich das selber. Bei Jesus ist das mehr. Jesu Herz schlägt auch für die anderen. Sein Schatz ist das Reich Gottes. Eine Welt voller Liebe und Gerechtigkeit. In Gottes Reich hat jede und jeder Platz. Hier ist Raum für das Ich und für die anderen. Hier ist Gott. Wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein. Wir sollen Gott über alle Dinge lieben, sagt Luther.
Die Dreifaltigkeitskirche ist ein Juwel in unserem Stadtteil. Die Osternburger lieben ihre Kirche. Sie sind stolz, zu ihr zu gehören. Sie fühlen sich mit diesem Juwel reich beschenkt. Hier wird geheiratet. Taufe, Konfirmation, Beerdigung müssen hier stattfinden. Das war in unserer Familie schon immer so. Wer einmal weggezogen ist, kommt zu Besuch. Das Herz hängt an diesem Gebäude. Selbst die Kirchenfernen fühlen sich verbunden. Über alle Dinge und Zeiten führt die Dreifaltigkeitskirche Menschen zu Gott. Mit allen Sinnen machen sich die Kinder mit ihrer Kirche vertraut. Sie finden ihren Lieblingsplatz. Sie entdecken verborgene Schätze und Geheimnisse. Sie erleben den Klang der eigenen Stimme in diesem Raum. Hier lassen sie sich blindlings führen. Unser Herz wird da sein, wo unser Schatz ist. Was für eine spannende Verbindung.
Mein Patenkind findet seinen Konfirmationsspruch im Losungsbuch. Für den Konfirmationssonntag ist es der Bibelvers: Trachtet nach Gottes Reich, so wird euch das alles zufallen. Mein Patenkind ist ein aufgewecktes Mädchen. Mit ihren 14 Jahren hat sie längst angefangen zu fragen, worauf es ankommt. Was zählt wirklich?
Volle Umzugskisten stapeln sich noch im Keller. Die Mutter eines Konfirmanden erzählt vom Aussortieren und Wegschmeißen. Ihre eigene Mutter sei da entschiedener. Vor Jahren schon hatte die 70-Jährige der Tochter die wertvollen Ohrringe gegeben. Sie sind nicht der Stil der Tochter, noch nicht. Sie verwahrt die Kostbarkeit der Mutter im Schächtelchen am sicheren Ort. Die Zeit vergeht. Ihr Sohn wird konfirmiert. Auf dem Fest vertraut ihr die Mutter an, dass sie die Ohrringe gern noch mal von ihrer Tochter ausgeliehen hätte. Heute wäre doch der richtige Tag, sie zu tragen. Da entscheidet die Tochter, der Mutter die Ohrringe ganz zurückzugeben. Trag du sie, jetzt. Dann sehe ich sie an dir. Ich freue mich über dich mit dem Schmuck.
Donnerstagabend ist Chorprobe. Geburtstagskinder dürfen sich zur Pause ein Lied wünschen. Vorn im Saal wird ein Stuhl zum Ehrenplatz. Wer Geburtstag gehabt hat, setzt sich nach vorn. Alle Sängerinnen und Sänger erheben sich. Die Kantorin gibt den Einsatz. Und schon wird die Ehrenperson mit Gesang und Zuspruch überflutet. Röte der Rührung steigt ins Gesicht. Heiliger Schauer läuft über den Rücken. Du bist gewollt, kein Kind des Zufalls. Du bist ein Gedanke Gottes, ein genialer noch dazu. Jeder Mensch zählt. Im Reich Gottes ist jede und jeder eine Kostbarkeit. Trachtet nach Gottes Reich. Im Kindergarten wird an der Qualitätsentwicklung gearbeitet. Die Wände des Mitarbeiterinnenzimmers kleben voller Papiere. Mit Edding sind Halbsätze und Stichworte darauf festgehalten. Entwicklungsvorhaben: Wir kooperieren miteinander. Im Kindergartenalltag finden für das tägliche Miteinander Absprachen statt. Der Informationsfluss ist durch Teilzeit- und Schichtdienst gebremst. Eine weiß mehr als die anderen. Wichtigkeit erkennen. An die anderen denken. Wertschätzung.
Wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein. Der Verbindung von Herz und Schatz sind wir auf der Spur. Wir gehen durch heilige Räume. Wir gehen durch die Räume des Alltags. Da sind sie, die Menschen, die uns lieb und wert sind. Die anderen sind auch da, die uns bisher gleichgültig waren. Wir spüren nach, wer oder was Platz hat in unserem Herzen.

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