Ich bin ein ungeduldiger Mensch. Noch nie habe ich - wenn ich etwas bastelte - den Leim so lange trocknen lassen, wie es auf der Anleitung steht.
Wenn mir etwas zum Glauben fehlt, dann die Geduld.
Es macht keinen Sinn, wenn jemand Geduld aufbringt ohne ein Ziel.
Geduld hat ein Ziel. Geduld ist getragen von der Gewissheit: Da ist ein anderer, der mich duldet, der auf mich wartet, der mich braucht oder sucht.
Geduld ist der Weg im Vertrauen darauf, dass dieser Weg ein Ziel hat.
Ab und zu blitzt am Horizont das Ersehnte auf, so wie - wenn wir am Meer stehen - ein Schiff am Horizont auftaucht und dann wieder verschwindet.
Aber es lässt sich nicht leugnen, dass dort ein Schiff ist. Weit weg. Und ich weiß nicht, ob es geht oder kommt. Ich weiß so vieles nicht. Und doch habe ich das Schiff im Blick, auch wenn es augenblicklich hinter dem Horizont verschwunden ist.
Aber ich werde am Ufer nicht alle Leute zusammenläuten und mit großen Worten Schiffstickets verkaufen. Ich werde warten, bis auch andere das Schiff sehen. Werde warten, bis auch andere sagen: Du, es kommt auf uns zu. Lass uns packen.
Nun gibt es gelegentlich einen Menschen, der hat auch - wie ich - kurz das Schiff gesehen. Er steht am Strand und dreht sich um. Hinter sich das Meer, vielleicht ein Schiff, das kommt und verschwindet und kommt und verschwindet.
Er hat Geduld und Vertrauen. Der Betrachter weiß, er hat sich nicht getäuscht. Er kann sich umdrehen.
Wendet sich ganz den Menschen am Ufer zu. Und kümmert sich um all das, was sie beschäftigt. Kümmert sich nicht um das Meer hinter ihm.
Er sagt: Das Schiff kommt. Christus kommt. Gott kommt. Das hinter mir ist seine Sache. Ich kann mich ganz auf das konzentrieren, was vor mir liegt.
Ich staune, wenn jemand so glaubt.