Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben, dass ihr immer reicher werdet an Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes.
Römer 15,13
Wie schön kann er sein, der Wonnemonat Mai. Die Natur zeigt uns ihr hoffnungsvollstes Kleid. Das Leben bricht mit aller Pracht auf. Mir gefallen in dieser Zeit besonders die gelb leuchtenden Felder in vielen Regionen Deutschlands.
Hoffnungsvoll in die Zukunft blicken. Wer wünscht sich das nicht.
Der Monatsspruch animiert mich, hoffnungsvoll zu werden. Die Hoffnung, die schon da ist, soll sogar noch steigerungsfähig sein!
Mir fallen Menschen ein, deren Geist und Seele belegt sind von bedrückenden Gedanken und Gefühlen. Und wenn sie mir dann die Ohren voll klagen, denke ich, sie formulieren ihre Hoffnungen, finden aber nicht mehr die Worte und Gesten, um sie positiv auszudrücken!
In den Sinn kommen mir auch die Mitarbeitenden in unseren Gemeinden, die von Zukunftsvisionen und Gemeindeerneuerungskonzepten erschlagen werden. Sie wären froh, wenn vor Ort einfach mehr „Leben in die Bude" käme.
Und ich spüre als Fernsehzuschauer und Radiohörer, dass ich resignierend im warmen Zimmer und gemütlichen Sessel und dazu noch mit einem schönen Glas Rotwein in der Hand die Nachrichten verfolge, dass „da draußen" was nicht stimmt.
Es gibt so viele erschütternde Berichte, dass ich die Kraft nicht habe, sie aufzunehmen.
Und doch - ich kann nichts anderes als von Hoffnung zu leben. Ich glaube an Gott, der Hoffnung hat und Hoffnung gibt.
Die Geschichte des Volkes Israel ist ein tolles Beispiel: Der „Gott der Hoffnung" hat an seinem Volk festgehalten.
Würde es unsere Kirchen noch geben, wenn Gott nicht selbst sie erhalten würde?
Geht es darum auf unserer geschundenen Erde doch immer weiter, weil Gott die Hoffnung nicht aufgibt, dass die Menschen seine Schöpfung doch nicht ganz zerstören werden?
Paulus hat einen langen, folgenschweren Brief für die kleine christliche Gemeinde in Rom geschrieben. Die theologischen Reflexionen beschäftigen uns bis heute. Am Ende kommt er auf das Miteinander von Christen und Christinnen zu sprechen.
Er hat etwas davon gewusst, dass Theologie, die nicht gelebt wird, zur Gedankenspielerei verkommt. Die Theologen haben es auf die Formel gebracht: Auf den Indikativ folgt der Imperativ. Einfacher formuliert: Was du an Wahrheit glaubst soll auch gelebt werden können.
Er versucht, die „Starken" und „Schwachen" im Glauben, die sich bis heute gegenseitig so gerne ihre Echtheit im Glauben anfechten, davon zu überzeugen, dass dieser Streit völlig unnütz ist. Er spürt, wie schnell Christen sich entzweien, statt im Glauben einig zu sein.
„Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat", so beschwört er die von ihrem Glauben so Überzeugten.
Das ist seine Hoffnung, dass die Frommen eben nicht auf sich selbst zeigen, wie gut sie doch die Religion bewahren, sondern von der Kraft leben, die durch den „Gott der Hoffnung" zuströmen kann.
Durch Jesus ist es uns gezeigt und vorgelebt worden, dass sich das Leben immer durchsetzt. Er hat gezeigt hat, dass der Glaube einen kann, aber die Glaubensgestaltung vielfältig sein darf.
So will ich mit Paulus Mut machen: Setzt alles auf diese eine Kraft!
Ich habe in Südafrika und Namibia viele Menschen kennen gelernt, die „hoffnungslose Zeiten" nicht nur durch diesen Glauben überlebt haben, sondern dadurch die Kraft gefunden hatten, sich für Friede und Gerechtigkeit einzusetzen. Ich habe bei manchen Hausbesuchen gehört, wie Menschen in „ausweglosen Zeiten" immer reicher an Hoffnung wurden.
Wie schreibt Paulus viel früher in seinem Brief? „Bedrängnis bringt Geduld, Geduld bringt Bewährung, Bewährung bringt die Hoffnung, Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden."