Der Monatsspruch im April 2012

Christus spricht: Geht hinaus in alle Welt und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen!
Markus 16,15

Aufbrechen - winzig und zart schiebt sich das erste grüne Blatt durch die Schneedecke. Ein kleiner grüner Farbtupfer inmitten von eisig-kaltem Weiß. Das Leben erwacht aus dem Winterschlaf. Die erste Knospe des Krokus schiebt sich durch den Schnee hinaus, den Strahlen der Frühjahrssonne entgegen. Ein kleiner grüner Tupfer nur und doch nicht zu übersehen, springt er mir ins Auge. Weil er sich nicht beeindrucken lässt von dem vielen Schnee, nicht verunsichern, ob es vielleicht noch nicht so weit ist, sich hervorzutrauen. Der Trieb bricht einfach die Schneedecke auf, macht sich beharrlich den Weg frei an die wärmenden Strahlen der Sonne. Man sieht es dem Trieb schon an: Bald kommt die Knospe, dann die ersten Blütenblätter, zartes Gelb, kräftiges Lila. Kommt der Krokus, weil es Frühling ist - oder kommt der Frühling, weil der Krokus den Schnee aufbricht?

Aufbrechen - noch ist es draußen dunkel, aber wir machen die Tür hinter uns zu, brechen auf und gehen los in den anbrechenden Morgen. Wanderstiefel, Rucksack und Regenjacke - das ist alles, was wir brauchen. Auch wenn es noch dunkel ist, wir ahnen schon das Morgenrot, wir haben den Duft des anbrechenden Tages in der Nase. Wir ziehen die Tür hinter uns zu, denn wir sind voller Erwartung - es wird ein schöner Tag werden. Die Vorfreude auf den Gipfel ist stärker als die Müdigkeit in den Beinen.

Aufbrechen - das Grab ist zu, felsenfest verschlossen mit dem großen Stein. Aber Jesus bricht das verschlossene Grab auf, als wolle er sagen: „So einfach lasse ich mir doch von euch nicht meine Hoffnung einmauern." Die Römer mögen meinen, er sei erledigt, aber er bleibt nicht bei den Toten, er ersteht auf zum Leben. Ostern, gerade drei Tage ist der Karfreitag mit der Kreuzigung her, noch sind die Herzen verschlossen vor Trauer, da werden den Jüngern die Augen geöffnet. Weil da einer kommt, der sich vom Tod nicht beeindrucken lässt, der irgendwie - wundersamerweise - wieder lebt. Er öffnet die verweinten Augen, er weckt die eingeschlafene Hoffnung.

Aufbrechen - sagt Jesus, auch ihr sollt aufbrechen: „Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen." Die ersten Jünger haben das getan. Sie sind aufgebrochen, losgezogen nach Ephesus und Rom, zu Griechen und Römern, und haben erzählt: „Da ist etwas in meinem Leben aufgebrochen. Da habe ich eine Hoffnung gewonnen, die sich durch alle Gleichgültigkeit hindurchgebohrt hat wie der Keim durch den harten Boden. Da ist mein Leben in Bewegung geraten, das lässt mich nicht ruhen."

Sie haben Jesu Rat beherzigt: „Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen." Jesus, so berichtet es das Markus-Evangelium, hat ihnen dies am Himmelfahrtstag aufgegeben. Die Jünger sitzen mit dem Auferstandenen zu Tisch, wie sie es schon früher getan haben. Das weckt alte Erinnerungen in ihnen, wie sie mit Jesus von Ort zu Ort gezogen sind, wie er Menschen angesprochen und Herzen lebendig gemacht hat, vor allem ihre.

Das merken sie, wo sie mit Jesus zu Tisch sitzen. Jesu Herz brennt nämlich noch für die gemeinsame Hoffnung. Er teilt Brot und Wein, wie er es immer gemacht hat. Er erzählt vom Reich Gottes so, dass ihre Sehnsucht genährt wird. Ist der Auferstandene deswegen noch einmal zu ihnen gekommen, damit die geweckte Sehnsucht nicht wieder einschläft? Aufbrechen - Jesus ist noch einmal zu den Jüngern aufgebrochen und hat ihre eingeschlafene Hoffnung geweckt, ihre müden Augen geöffnet. Und er gibt ihnen letzte Worte mit, ein letztes Vermächtnis: „Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen."

Wir stehen in den Fußstapfen der Jünger. Auch unsere Hoffnung ist manchmal wie im Winterschlaf. Und wenn wir Glück haben, kommt einer und weckt sie. Was können wir einander Besseres tun, als die Eingeschlafenen zu wecken, das Verhärtete aufzubrechen? Jetzt im Frühjahr ist die Zeit, aus dem Winterschlaf herauszukommen: Seht den Krokus, lasst euch anstecken von den Wanderern, erkennt den Auferstandenen, brecht selber auf.

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