Der Monatsspruch im April 2014

Eure Traurigkeit soll in Freude verwandelt werden.
Johannes 16,20

"O Traurigkeit, o Herzeleid!" (EG 80) So beginnt ein ziemlich unbekanntes Passionslied. Friedrich Spee hat es getextet, ein Jesuit, Priester und Dozent, der vor 400 Jahren lebte. Sein Adventslied ist uns bekannter: "O Heiland, reiß die Himmel auf." (EG 7) Auch in diesem Lied steckt viel Traurigkeit: "Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt ... ach komm ... und tröst uns hier im Jammertal." Traurigkeit und Herzeleid hat Friedrich Spee intensiv erlebt. Bei den Hexenprozessen musste er als geistlicher Begleiter die furchtbar Gequälten begleiten. Daraus ist ein Buch entstanden, eine leidenschaftliche, kluge Streitschrift gegen die Hexenprozesse. Sein Buch überzeugte so sehr, dass es das Ende der Hexenverfolgung einläutete.
O Traurigkeit, o Herzeleid! So empfanden und fühlten jene, die Jesus nah waren. Sie waren bei ihm in seinen letzten Stunden, bevor er verhaftet und gefoltert und hingerichtet wurde. Traurigkeit und Herzeleid erlebten genauso Ungezählte, die ihre Freunde, Angehörige, Geliebte verloren haben. Auch bei uns im Krankenhaus gibt es viel Traurigkeit und Herzeleid. Wie schwer ist es, Sterbende zu begleiten und loszulassen! Und manchmal fehlt uns gar die Kraft, die Fernsehbilder von Katastrophen anzuschauen und zu ertragen. O Traurigkeit, o Herzeleid!

Aber das soll nicht das Ende sein. Dabei soll es nicht bleiben. Jesus kündigt seinen Freunden an: "Eure Traurigkeit soll in Freude verwandelt werden." Er tröstet sie mit diesen Worten, die wie eine Schmerzsalbe wirken sollen. Und wie eine Schmerzsalbe nicht fiktiv auf den schmerzenden Körper aufgetragen wird, so tröstet Jesus auch nicht fiktiv. Seine tröstende Ermutigung will gespürt werden. Und durch die Worte hindurch will er gespürt werden, der die Trostbedürftigen damit berührt. Das ist anders, als wenn der Schmerz irgendwann nachlässt und dann ganz aufhört. Verwandlung hat mit Bewahren und trotzdem Neuwerden zu tun. Also wird auch die Traurigkeit nicht einfach vergessen werden, der Schmerz nicht einfach ausradiert in der Erinnerung, das Herzeleid nicht verloren gehen. All dieses bleibt in der Erinnerung Gottes, so wie es im Psalm 56,9 heißt: "Sammle meine Tränen in deinen Krug." In Gottes Erinnerung bleibt all dies bewahrt, auch wenn menschliche Erinnerung verloren geht. Und doch werden Traurigkeit und Herzeleid verwandelt. Das heißt: Etwas Neues entsteht.

Das Neue ist die Freude: "Eure Traurigkeit soll in Freude verwandelt werden", sagt Jesus. Wie ist so etwas möglich? Es ist vielleicht ähnlich wie bei der Schmerzsalbe. Gewiss wirkt sie als Salbe. Aber ebenso wirkt die Berührung beim Einstreichen, die Nähe des Menschen, der da ist, mit heilenden Händen zugewandt. Die Mutter, die durch ihr Nahe-Sein das vor Schmerz weinende Kleinkind tröstet, führt uns dies bildhaft vor Augen. So entsteht Freude, wo die Freunde Jesu seine Nähe erleben, ihn als ganz präsent und nah erfahren werden. Das Wunder der Verwandlung in der Auferstehung Jesu hat solche Nähe geschaffen. Dabei ist es keine unmittelbare Nähe, wie noch an jenem Abend voller Traurigkeit. Es ist eine andere Nähe. Wir glauben sie in unserem Beten, wo wir ihn in seiner anderen Wirklichkeit ganz nah empfinden. Wir empfinden sie im Lauschen auf seine Worte, wenn wir seinen Geist in uns spüren. Wir vertrauen seinem Nahe-Sein unsere Kranken und Geplagten und Mühseligen an. Und wir feiern in seiner geheimnisvoll-wirklichen Gegenwart das Mahl, zu dem er uns einlädt. Es verwandelt die Herzeleid-Erinnerung in die Freude, von ihm gestärkt und beschenkt zu werden. Und nah an seinem Herzen sehnen wir uns danach, ganz mit ihm verbunden zu sein. Friedrich Spee hat es so in seinem Weihnachtslied (EG 32) getextet: "O Kindelein, von Herzen will ich dich lieben sehr, in Freuden und in Schmerzen, je länger mehr und mehr."

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