Singet dem Herrn, alle Länder der Erde! Verkündet sein Heil von Tag zu Tag!
1. Chronik 16,23
Es sind verheerende Zeiten gewesen. Krieg, politisches Chaos und Intrigen liegen hinter ihnen.
Ständige Ungewissheiten, was aus dem eigenen Land und den eigenen Lieben wird. Über den
jungen Staat Israel zu Zeiten des Königs David ist so manche schwere Lawine hinweggerollt.
Aber jetzt stehen die Zeichen endlich auf Besserung. Das Land kommt zur Ruhe. Deshalb kann
das Kostbarste, was sie haben, der Garant für die Gottesbeziehung, jetzt endlich seinen eigenen
festen Platz bekommen. Endlich ist das, was ihre Beziehung zu Gott eindeutig regelt, wieder
mitten unter ihnen. Als ob Gott selbst gegenwärtig wäre. Aber es sind nur die Garanten seiner
Nähe. Zwei Tafeln aus Stein, die dafür stehen, dass sie mit Gott auf ewig verbunden sind. Sie
sollen in die Mitte des Lebens, in die Mitte der Menschen getragen werden.
Dazu gibt es ein Fest. Zum ersten Mal lässt der noch junge König David einen Dankgottesdienst
mit Musik und gewaltigem Gesang feiern. Sie danken Gott für die Bewahrung im Chaos. Sie
danken ihm, dass er sie gehalten hat, obwohl es oft nicht so aussah. Deshalb wollen sie so laut
singen, dass alle es hören können: „Singet dem Herrn, alle Länder der Erde! Verkündet sein Heil
von Tag zu Tag!“ Gott ist ein Gott, der das Heil bringt! So wird uns über 3000 Jahrtausende
hinweg zugerufen: „Singet dem Herrn ... Verkündet sein Heil von Tag zu Tag.“
Wer solch eine Bewahrung erlebt hat, wie das Volk Israel zur Zeit Davids - sicher! Der mag
singen. Der hat ja auch Grund zum Feiern. Denn jeder Einzelne hatte gewonnen. Sie fühlten
sich in ihrem Land gut aufgehoben. Die Gegenwart Gottes war nicht zu leugnen. Wer konnte
Gott da nicht danken?
Aber ich? Habe ich Grund zu singen? Zum Danken?
Wie fühlt sich die Stelle meines Lebens an, an der ich jetzt stehe? Ist es eher der Zug durch die
Wüste, die anstrengende Einnahme eines neues Landes oder die Freude über das erreichte
Ziel? In den Phasen unseres Lebens wird sich alles finden. Unter Gottes Sonne kommt jeder
Tag vor. Die fröhlich klingenden Feste ebenso wie das erstickte Weinen. Unser Leben schwingt
von dem einen in das andere. Es gibt Momente meines Lebens, die machen mich nicht dankbar.
Es ist nicht immer dran zu feiern. Gott gegenüber jammern und klagen hat auch seinen Raum.
Dann braucht es Zeit - Geduld, bis wir aus dem Tal der Tränen wieder hinaus sind.
David hat lange gewartet, bis er den großen Dankgottesdienst feiern ließ. Erst als es an der Zeit
war, hat er rufen lassen: „Singet dem Herrn, alle Länder der Erde! Verkündet sein Heil von Tag
zu Tag!“ Derart zu singen und zu feiern ist kein alltägliches Geschehen. Es ist die Freude über
die überstandene Krankheit, die Versöhnung nach langem Streit, das Finden der Quelle mitten
in der Wüste. Nichts davon ist alltäglich. Es ist immer etwas Besonderes. Das Besondere hat
David gefeiert. Er hat gewartet, bis es dran war. Aber dann war es auch dran. Nach
überstandenem Jammern und Klagen kommt das Fest: „Singet dem Herrn.“
Nur bei mir kommt dann meistens gar kein Fest. Froh, dass der Alltag wieder da ist, läuft man in
seinen gewohnten Bahnen. Wer im Alltagstrott steckt, wünscht sich da so manches Mal heraus.
Doch wer durch Krankheit aus dem Alltag geworfen wurde, wünscht sich nichts mehr als in den
Alltag zurück. Dann bin ich zurück in meinem Alltag, und nicht einmal mehr zu einem Festchen
reicht es.
„Singet dem Herrn, alle Länder der Erde! Verkündet sein Heil von Tag zu Tag!“ Stimmt. Gott war
es, der mich hindurchgetragen hat. Er hat sich meinen Kummer angehört, dann soll er auch
meinen Dank hören. Wenn es zu dem großen Dankgottesdienst wie bei David auch nicht
kommen wird. In unserem Herzen können wir jede Minute unseres Lebens Gott für die Hilfe
danken. Es brauchen nicht die großen Worten eines Königs zu sein. Es geht um die eigenen,
die still und ehrlich aus uns kommen. Worte des Dankes, die lebendig werden lassen, dass Gott
mit einem war. Die uns darauf vertrauen lassen, dass er heute mit uns ist und es auch in Zukunft
sein wird.