Der Monatsspruch im August 2015

Jesus Christus spricht: Seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben.
Matthäus 10,16

Fast streng mahnt mich der Monatsspruch dazu, nicht leichtfertig in möglichen Feriengefühlen des August zu dümpeln. Ein Textteil aus dem Bericht des Matthäus über die Aussendung der zwölf Jünger:
Jesus schickt seine Leute zu den Menschen. „Geht hin!“, sagt er. „Predigt und redet, macht gesund, weckt Tote auf und treibt böse Geister aus. Und wenn euch jemand nicht hören will, dann geht eben weiter und schüttelt den Staub von euren Füßen.“ - „Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe! Darum seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben.“
Schon ist das wunderbar leichte Sommergefühl dahin, falls es sich eingestellt haben sollte! Klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben!
Schlangen sind nicht klug. Tauben sind nicht ohne Falsch!
Was denkt sich Jesus nur? Er vergleicht Menschen mit Tieren, die in ihrem Verhalten mit uns Menschen nichts gemein haben! Was können die armen Viecher dafür, dass wir Menschen uns verstellen können!? Tiere aber sind Tiere, und was in ihnen vorgeht, das ist für uns noch immer weitestgehend ein Geheimnis.
Ohne Falsch wie die Tauben, klug wie die Schlangen. Jesus schickt seine Leute wie Schafe unter die Wölfe, und das zu jeder Jahreszeit.
Dabei mag ich Tauben nicht, und vor Schlangen habe ich Respekt.
Die Tauben nerven mich. Sie sind überall und hinterlassen überall ihre Spuren. In den Städten machen sie alles schmutzig. Nur in den Kirchen haben sie als Überbringer des grünen Zweiges, der das Weiterleben nach der Flut anzeigt, einen guten Stand. Oder als Zeichen für den Heiligen Geist, der sich aufmacht zu den Menschen, gaukelnd leicht wie eine Taube. Aber im Leben hier in meiner Straße sind sie nicht so gern gesehen.
Schlangen sind eher selten in unseren Gefilden. Das hängt mit der Witterung zusammen. Sie müssen sich ja wärmen, sonst bleiben sie cool. In der Tat sind Schlangen keine Hitzköpfe an sich. Allerdings können sie aus der Haut fahren, wenn sie ihr entwachsen sind. Faszinierend!
Und dann die Sache mit dem Gift, das eventuell in ihnen zu finden ist. Die Droge im Zahn - mal heilend, mal tötend. Weisheit wird ihnen zugeschrieben, und unheimlich sind sie den meisten Menschen.
Jesus schickt uns mit seiner Botschaft in keine Sommer-idylle, sondern in unsere anstrengende Welt. Keine wonnige Zeit verheißt er uns als seine Boten, sondern Härte in der Auseinandersetzung mit der Welt.
Das ist eine Herausforderung!
Schafe unter Wölfen, das bedeutet Kampf um das Leben. Wir als angesprochene Schafe sollen nicht lammfromm stillhalten, sondern geschickt sein. Geschickt im Umgang mit der anders denkenden Welt. Klug in der Auseinandersetzung mit der anders glaubenden Welt. Kann ich respektieren, dass es andere Arten gibt, einen Glauben zu leben?
Kann ich es aushalten, dass nebenan Gott „Allah“ genannt wird, oder „Adonai“? Kann ich trotzdem meinen eigenen Glauben formulieren und in einen Dialog treten mit den Menschen, die anders glauben, als ich es tue? Kann ich politisch handeln aus meinem Glauben heraus, ohne den anderen zu diffamieren?
Harte und kluge Auseinandersetzungen sind schwer auszuhalten an den Punkten, bei denen meine eigene Position ignoriert wird. Errungenschaften einer geschichtlichen Entwicklung sehe ich gefährdet, wenn z.?B. Frauen als Geschlechtsgenossinnen nicht gleich behandelt werden in einem religiösen Gedankengebäude.
Ich muss mich also fragen lassen, wo da Respekt und Toleranz zu finden ist und wo Grenzen überschritten werden, die ich nicht hinnehmen kann. Klug wie die Schlangen zu sein und doch ohne Vorspiegelung falscher Tatsachen vorzugehen, das ist die Kunst, die von uns gefordert wird als Christen. Gerade in diesem Jahr 2015 wird das besonders deutlich.
Nicht zu schweigen, wenn anders denkende Menschen auftreten, sondern zu reden, das ist die Kunst.
Miteinander zu reden und miteinander das Gute zu suchen, bei allen Unterschieden und bei allen zu respektierenden Andersartigkeiten, das ist christlicher Auftrag in dieser Zeit.
Selbstbewusst und ohne Falsch! (Tauben hin oder her!)

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