Lobt Gott, ihr Christen alle gleich. Wir singen ein Kinderlied. Vor fast 500 Jahren aus der Feder des Lehrers Nikolaus Herman geflossen. Kinder, was loben wir? Wenn man was gut gemacht hat. Was hat Gott denn gut gemacht? Dass ich schon rechnen kann. Ich spiele Fußball. Gott hat mich geboren. Ich kann Fahrrad fahren. Für das alles und noch viel mehr danken wir Gott. Wir reden mit ihm. Wir beten. Wir denken an Gott. Wir singen. Lobt Gott, ihr Christen alle gleich. Wir singen ein Kinderlied. Strophe für Strophe öffnet sich ein Bild von Weihnachten. Es wird immer geheimnisvoller. Lasst uns mit dem Lied eine Weihnachtskrippe aufbauen. Unsere Krippe. Hammer, Nagel, buntes Papier, alles ist bereit. Unserer Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Was kommt als Erstes in unsere Krippe?
Lassen wir uns anregen von der ersten Strophe.
Lobt Gott, ihr Christen alle gleich, in seinem höchsten Thron, der heut schließt auf sein Himmelreich und schenkt uns seinen Sohn, und schenkt uns seinen Sohn.
Und schenkt uns seinen Sohn. Ein Geschenk gehört in die Weihnachtskrippe. Das Geschenk, das Gott uns macht. Doch zuallerst legen wir ein Geschenk von uns hinein. Ein Geschenk zu Gottes Lob. Wir danken Gott. Das ist das Erste. Wir schmücken die Weihnachtskrippe mit unserem Lob und Dank. Womit wollen wir Gott loben? Ihn, der uns reich beschenkt. Der uns den Himmel öffnet. Wir freuen uns an den Gloria singenden Engeln und bleiben ganz auf dem Boden. In unsere Krippe legen wir Fotos zum Dank. Bilder von Momenten, die unser Herz bewegen. Wir spüren Dankbarkeit. So ist das. Nichts versteht sich von selbst. Kinderlachen. Naturschönheiten. Menschliche Nähe. Trost. Auch das Selfie soll nicht fehlen. Ja, wir wollen es Gott nachtun und uns selbst annehmen, wie wir sind. Gefangen in unseren hohen Ansprüchen an das Leben.
Er schließt uns auf das Himmelreich. Unser Himmel hängt voller Geigen, voller Weihnachtskugeln. Sie glitzern in die Weihnachtsstube unsere Freude, unsere Nostalgie, unsere Hoffnung, auch unsere Enttäuschung. In die Krippe legen wir ihm unsere Klagen zu Füßen. Das eigene Elend und die große Not unserer leidenden Geschwister weltweit. Auch das ist Gotteslob. Wir vertrauen ihm unser Leid an. Das ist schon mal drin in unserer Krippe. Ein großes Päckchen Gotteslob.
Nun das andere Geschenk, das Gott uns macht. Und schenkt uns seinen Sohn. In den klassischen Krippen liegt normalerweise ein Kind in Heu und Stroh. Ein Kind wird zum Geschenk. Die jungen Eltern halten ihr Neugeborenes dankbar und stolz in den Armen. Sie können es noch nicht fassen. Auch die Großeltern staunen. Ein kleiner, vollständiger Mensch. Noch etwas zerknautscht und doch auf seine Weise schön. Familienzuwachs. Das kleine Wesen gehört zu ihnen. Es hat etwas von Wunder, von Geheimnis. Das Kind ist ein Geschenk. So ist es mit dem Sohn, den Gott uns schenkt.
Wir singen die zweite Strophe.
Er kommt aus seines Vaters Schoß und wird ein Kindlein klein, er liegt dort elend, nackt und bloß in einem Krippelein.
In einem Krippelein. Ein göttliches Kind ist geboren. Maria wiegt es auf ihrem Schoß. Es kommt aus seines Vaters Schoß. Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott. (Nizäa) Elend, nackt und bloß liegt das Kleine da. In Südafrika findet George es vor den Hütten. George macht Besuche. Er trifft Aids-Waisen an. Kinder, deren Eltern an Aids gestorben sind. Sie sind sich selbst überlassen. Wenige haben noch eine Großmutter, die sich kümmert. George geht durch den kaputten Zaun. Da sitzt die schwache Großmutter auf der Erde. Auf einer Bastmatte liegt ein an Aids erkranktes Kind. Und irgendwo im roten Dreck liegt ein Baby, nackt. Behutsam hebt George es auf. Das Kleine passt in eine offene Handfläche. Von der Großmutter bekommt er die Erlaubnis, es mitnehmen zu dürfen, um es aufzupäppeln. Der Doktor sagt: Da ist nichts mehr zu päppeln. Es wird sterben. Gemeinsam mit seiner Frau versucht George alles, was möglich ist. Das Kind kommt durch. Ein Mädchen. Großmutter und Geschwister sind inzwischen gestorben. George und seine Familie adoptieren das Kind. Sie nennen es Grace Ningiwe. Das heißt übersetzt: Uns gegeben. Wir legen in unsere Weihnachtskrippe die Erinnerung an Grace Ningiwe, die da in Südafrika mit freudestrahlendem Gesicht allen, die es hören oder nicht hören wollen, erzählt: Ich bin schon in der 5. Klasse. Das göttliche Kind wird hineingeboren in das Elend unserer Welt. Es schenkt uns Hoffnung. Die Welt wird anders werden.
Wir singen die dritte Strophe.
Er äußert sich all seiner G’walt, wird niedrig und gering und nimmt an eines Knechts Gestalt, der Schöpfer aller Ding, der Schöpfer aller Ding.
Der Schöpfer aller Ding. Mit dem Kind in der Krippe wird alles anders. Mitten in der geschundenen Schöpfung wird Neues geschaffen. Rund um den Globus üben sich Menschen in Gods way of gardening, in Gottes Art, zu gärtnern. Selbst in Dürregebieten führt das zu Erfolg. Teure Gartengeräte sind nicht erforderlich. Man nehme eine Fläche Erde. Falls vorhanden, wirft man Kalk drauf und viel Mist, den die Tiere in der Umgebung hinterlassen. Dann bedecke man die Fläche 40 cm dick mit Grasschnitt oder Laub oder was man sonst greifen kann. Sechs Monate warten. Eine Pflanzreihe freischieben. Pflänzchen in die Reihe setzen. Mit wenig Wasser direkt an der Wurzel gießen. Schnell, kräftig und gesund wächst das Gemüse. Der lutherische Bischof im Dürregebiet steht mitten zwischen Kohlköpfen und Spinat. Er zeigt seinen Pastoren, wie es geht, und die zeigen es ihren Gemeindemitgliedern. Niemand soll hungern.
Mitten in der geschundenen Schöpfung wird Neues geschaffen. Er äußert sich all seiner G’walt, wird niedrig und gering. Bilder von Mahatma Gandhi tauchen auf. Und von Martin Luther King. I have a dream. Maria besingt den Schöpfer aller Ding. Er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhöht die Niedrigen. Die Hungrigen füllt er mit Gütern und lässt die Reichen leer ausgehen. (Magnifikat) Die Verheißung wird auf eine harte Probe gestellt. In Syrien. Das Rote Kreuz fordert Kampfpausen, damit humanitäre Helfer ihre Arbeit tun können. In Aleppo fehlt es an Nahrungsmitteln, Medikamenten, Trinkwasser und Benzin, um Generatoren zu betreiben. Die Menschen sind nirgendwo vor dem Beschuss sicher. Ein Friedenszeichen legen wir in unsere Weihnachtskrippe und einen Kohlkopf. Das Geschenk des Sohnes nimmt immer mehr Gestalt an. Wir trauen der Verheißung.
Wir singen die vierte Strophe.
Er wechselt mit uns wunderlich: Fleisch und Blut nimmt er an und gibt uns in seins Vaters Reich die klare Gottheit dran, die klare Gottheit dran.
Die klare Gottheit dran. Ob wir das wechseln können? Es wird weihnachtlich, irgendwie fern von Kerzenschein und Tannenduft. Weihnachten nimmt Fleisch und Blut an. Ehrenamtliche im Hospizdienst halten das aus. Sie begleiten Sterbende und stärken deren Angehörige. Wie schwer das ist, so ohnmächtig am Sterbebett zu stehen. Und wie gut es ist, da zu sein. Gemeinsam stille sein. Vielleicht die Hand halten. Ein Gebet. Ein Lied. Klagen. Weinen. Gemeinsam das Leben bis zuletzt aushalten und leben. Fleisch und Blut ist unser Leben. Konkret. Auch mit Verletzungen. Das Leben schlägt Wunden. Dein Reich komme. Manchmal erst im Nachhinein spüren wir Heilung an Leib und Seele. Es wird weihnachtlich, auch fern von Kerzenschein und Tannenduft. Wir wechseln das Weihnachtsbild. In unsere Krippe legen wir Bilder unserer Verletzungen. Familienbilder. Streitbilder. Bilder menschlicher Nöte und ein Kreuz.
Wir singen die fünfte Strophe.
Er wird ein Knecht und ich ein Herr; das mag ein Wechsel sein! Wie könnt es doch sein freundlicher, das herze Jesulein, das herze Jesulein!
Das herze Jesulein. Kinder, ist das niedlich. Auch eine herzallerliebste Krippenfigur legen wir in unsere Weihnachtskrippe. Sie gehört dazu, die Freude der kleinen Maria im Krippenspiel. Wie sie verträumt mit ihrem Jesus spielt. Vom Himmel hoch, da komm ich her, die Kleine lässt ihre Puppe im Stroh tanzen. Sie ist so vertieft in ihre Jesus-Welt, da verpasst sie ihren Einsatz. Das herze Jesulein ist freundlich, auch niedlich. Wie die staunenden Kinder an Weihnachten. Alles ist anders. Geheimnisvoll. Ein Wechsel. Hierarchie war gestern. Knecht und Herr, Unten und Oben sind vertauscht. Wir feiern Weihnachten mit Gottesdiensten. Sie haben beides. Wir dienen Gott. Gott dient uns. Das mag ein Wechsel sein. Und ein Geheimnis. Es füllt unsere Kirchen am Heiligen Abend bis zum Platzen. Wie gut. Kinder und Erwachsene suchen nach dem Geheimnis. Sie sind fasziniert von der Weihnachtskrippe.
Wir singen die sechste Strophe.
Heut schließt er wieder auf die Tür zum schönen Paradeis; der Cherub steht nicht mehr dafür. Gott sei Lob, Ehr und Preis, Gott sei Lob, Ehr und Preis!
Gott sei Lob, Ehr und Preis. Aus allen Ecken singen wir es uns zu. Wie ein immerwährendes Echo klingt es durch die Weihnachtszeit. Wir machen große Ohren. Wir sehnen uns nach Glück, Geborgenheit. Am liebsten wären wir im Paradies. Einen göttlichen Schlüssel legen wir in unsere Krippe. Gott schließt uns auf. Adam und Eva samt Sündenfall, Gott öffnet die verschlossene Tür. Die Türwächter werden abgezogen. Das macht das Kind in der Krippe. Der Weg ist frei. Wir dürfen sein, in Gottes Garten. Gods way of gardening. Paradiesisch sind wir von ihm umfangen, getragen, rundum geliebt.
Gott sei Lob, Ehr und Preis. Weil Gott das gut macht. Lobt Gott, ihr Christen alle gleich. Ein Kinderlied. Strophe für Strophe öffnet sich ein Bild von Weihnachten. Es wird immer geheimnisvoller. Was liegt da alles in unserer Weihnachtskrippe. Als Erstes unser Lob an Gott. Momente, die unser Herz bewegen. Auch das Selfie. Wir schauen uns selber an mit den Augen des Kindes. Und danken Gott. Wir erinnern uns an das Mädchen Grace Ningiwe, uns gegeben. Wir betrachten das Friedenszeichen, den Kohlkopf und das Kreuz. Und Gott legt uns das herze Jesulein in die Mitte. Gott schließt uns auf. Den Garten des Paradieses betritt man nicht mit den Füßen, sondern mit dem Herzen. (Bernhard von Clairvaux) Lobt Gott, ihr Christen alle gleich.