Wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch ist und den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euch selbst gehört?
1. Korinther 6,19
Jetzt aber! Das scheint die Aufforderung des Monats Mai zu sein. Wer es mit den guten Vorsätzen zum Jahresbeginn nicht geschafft hat, den erinnern die frühsommerlichen Temperaturen des Wonnemonats an die Absichten des Jahresanfangs. Nun gibt es wirklich keinen guten Grund mehr, nicht die Schuhe zu schnüren und durch die frischgrünen Wiesen und Felder, vorbei an blühenden Vorgärten zu joggen, zu walken oder zu spazieren und den beliebten Choral „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“ mal wieder ganz wörtlich zu nehmen.
Jetzt aber! Sonnenstrahlen locken, und die frische Frühlingsluft verleiht den nötigen Schwung, um nach den Wintermonaten wieder in Gang zu kommen.
Ich bewundere es, wenn Anfang Mai pünktlich zur Freibaderöffnung die Männer und Frauen zum Frühschwimmen vor den Toren stehen und darauf warten, endlich wieder ihre Bahnen zu ziehen. Manche sind seit über vierzig Jahren dabei, um nach ihrer morgendlichen halben Stunde im kühlen Nass erfrischt in den Alltag starten zu können. Sie wollen keine Bestzeiten mehr erzielen, sondern genießen es, dass sie trotz mancher Zipperlein ihrem Hobby nachgehen können. An einer Bikini-Figur haben sie schon lange das Interesse verloren, aber an Disziplin und Durchhaltevermögen haben sie manchen dünneren Jüngeren viel voraus.
Manchem Jugendlichen aus der Konfirmandengruppe wünschte ich diese Gelassenheit der Älteren, wenn ich sie beobachte, wie sie in ihrer Festtagskleidung eine gute Figur machen wollen, aber sich offensichtlich unsicher und unwohl fühlen.
„Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt und den ihr von Gott habt? Ihr gehört nicht euch selbst.“ (V. 19)
Leider ist es kein frühsommerlich sportlicher oder ein festlicher Zusammenhang, in dem Paulus diese Zeilen schreibt, die als Monatsspruch für den Wonnemonat ausgewählt sind. Es sind nicht die überflüssigen Pfunde oder die ungewohnte Kleidung, die die Menschen in Korinth in Verlegenheit bringen. Nach dem Motto „Alles ist mir erlaubt“ haben einige die Freiheit des christlichen Glaubens missverstanden und missbraucht. Der Apostel wirft ihnen vor, dass sie diesen Leitsatz als Vorwand genutzt haben, um mit Prostituierten verkehren zu können. Für ihn ist es aber nicht egal, was sie mit ihrem Körper tun. Interessanterweise argumentiert er hier nicht mit dem guten Ruf, der durch solchen Umgang gefährdet ist. Er nennt auch nicht die Folgen solcher Rufschädigung für die ganze christliche Gemeinschaft. Paulus argumentiert ganz körperlich: Er verweist erst zurück, nämlich auf die Taufe, durch die sie reingewaschen worden sind (V. 11), und dann voraus, nämlich auf die Auferstehung, an der sie leibhaftig teilhaben werden (V. 14).
Und als drittes Argument für einen verantwortungsvollen Umgang mit dem eigenen Körper nennt er schließlich, dass dieser der Tempel des Heiligen Geistes sei. Paulus verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz: Wir stehen als ganze Menschen vor Gott und sind mit all unserem Wesen, als Körper, Seele und Geist, Christenmenschen.
„Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt und den ihr von Gott habt? Ihr gehört nicht euch selbst.“ Das möchte ich zu Beginn des Monats Mai nicht als strenge Ermahnung, sondern als liebevoll fürsorgliche Erinnerung lesen, die im Umgang mit mir selbst zur Achtsamkeit ruft.
Jetzt aber! Weil Gott selbst uns wie unseren Körper mit all seinen Macken und Zeichen der Zeit doch für so wertvoll hält, dass er mit der Kraft, die wir zum Pfingstfest herbeisingen, in und durch ihn wirken will: O komm, du Geist der Wahrheit und kehre bei uns ein.
In diesem Sinne: ein bewegtes, fröhliches Pfingstfest!