Auf dein Wort will ich die Netze auswerfen.
Lukas 5,5
Die Vorgeschichte ist schnell erzählt: Nachdem Petrus und seine Gefährten in der Nacht nichts gefangen hatten, waren sie mit ihren Booten wieder am Ufer zurück. Sie reinigten am Morgen noch die Netze. Da bittet Jesus den Petrus, er möge ihn in sein Boot nehmen. Vom Boot aus redet er nun zu den Menschen. Das tut gut, nicht im Gedrängel bedrängt zu werden. Petrus erlebt dabei hautnah mit, wie Jesus vom Reich Gottes redet. Es beeindruckt ihn schwer. Nun könnte die Episode so zu Ende gehen: Jesus bedankt sich. Petrus lässt ihn am Ufer aussteigen. Dann geht Petrus nach Hause. Er legt sich schlafen. Von der anstrengenden Nachtarbeit und dem Zuhören ist er müde und fertig.
Es geht aber anders weiter. Jesus fordert den Müden auf: „Fahre hinaus, dorthin, wo der See ganz tief ist, und dann wirf mit deinen Leuten die Netze zum Fang aus.“ Doch Petrus protestiert: „Wir haben die ganze Nacht über mühsam, aber vergebens etwas zu fangen versucht.“ Es ist sinnlos. Jeder Fischer weiß doch, dass die Fische in der Nacht nach oben kommen, wenn es nicht mehr so heiß ist. Doch dann beginnt etwas, was ungeahnte Folgen hat. Petrus versucht es doch, trotz seiner Bedenken. Darin ist er für uns ein Vorbild, vielleicht auch eine Zumutung. Obwohl er eben noch Nein sagen wollte, wagt er Jesus zu vertrauen: „Auf dein Wort will ich die Netze auswerfen.“
Darüber will ich mit Ihnen nachdenken. Können wir wagen, Jesus zu vertrauen? Wir sind ja keine Fischer am See Genezareth. Aber es gibt doch Parallelen. Wir fühlen uns bisweilen auch müde und fertig. Wir sind dann enttäuscht, dass es nicht gelaufen ist, wie wir gehofft haben. Wer mit seiner Erkrankung schon länger zu tun hat, kennt dieses Gefühl. Es geht nicht wirklich voran. Jeder Tag ist anstrengend und kostet mehr Kraft. Manche fühlen sich ausgelaugt und erschöpft. Wieder andere leiden unter ihrem schmerzenden Leib und der schmerzenden Seele.
Manche Patienten leiden unter alten Verletzungen, die sich tief in ihre Seele eingegraben haben. Wie eiternde Wunden keine Ruhe geben und immerfort schmerzen, so wirken sich diese alten Verletzungen der Seele aus. Und manche körperlichen Nöte haben da ihre Wurzeln. Ruft Jesus mich, dass ich die alten Verletzungen in seiner Gegenwart anschaue und heilen lasse? Will er von mir, dass ich noch einmal jener alten Geschichte begegne. Soll ich - bildlich gesprochen - hinausfahren dorthin, wo das Wasser am tiefsten ist? Nicht alleine, sondern mit Gefährten, die mir helfen und die es mit mir wagen?
Andere leben mühsam mit ihrem Schmerz und mit ihrer Trauer. Es zerreißt sie beinahe, wenn sie daran denken, wie hilflos sie waren und dass sie nicht retten konnten. Sie trauern unsäglich. Ruft Jesus sie dorthin, wo sie so erfolglos und hilflos bis in die Nacht hinein gekämpft haben? Hat er für sie einen Auftrag? Will er sie dort, wo das Wasser am tiefsten ist? Auch sie nicht alleine, sondern mit Gefährten, die es mit ihnen wagen?
Ich weiß nicht, was Gottes Geist Ihnen sagt. Aber wenn er spricht, dann lohnt es, ihm zu vertrauen. Es lohnt, selbst gegen die gesammelten negativen Erfahrungen. Nicht alleine, sondern mit Gefährten, die mir helfen können. Wer in dem Lärm, der uns umgibt, einen Auftrag Jesu für sich versteht, der sei mutig! Er ist nicht allein gelassen. Zuallererst ist Jesus auf geheimnisvolle Weise bei ihm. Und dann lohnt es, die Gefährten mitzunehmen.
Auf dein Wort will ich die Netze auswerfen. Petrus hat es gewagt. Er hat auf Jesu Wort vertraut - ohne Garantie. Und er wurde so was von überrascht, dass er überwältigt von dort zurückkam, wo das Wasser am tiefsten war. Er wurde reich beschenkt. Und er wurde zum Segen für viele. Petrus macht uns Mut, es ihm nachzumachen.