Es wird Freude sein vor den Engeln Gottes über einen Sünder, der Buße tut.
Lukas 15,10
Es geht um die Freude! Zum goldenen Oktober passt der Monatsspruch, der die Freude preist. Um ihr nachzuspüren, lohnt es, das Gleichnis vom „Verlorenen Groschen“ zu lesen, das diesem Spruch vorausgeht. Jesus erzählt von einer Frau, die ein wenig merkwürdig ist. Wegen einer geringwertigen Münze stellt sie das ganze Haus auf den Kopf. Sie fegt und sucht sorgfältig, bis sie die verlorene Münze wieder gefunden hat. Wie kann man nur so einen Aufwand treiben! Obwohl - auch ich kann manchmal wie besessen suchen, will nicht aufgeben, will beweisen, dass ich meine Wohnung mit den Tausenden von Sachen im Griff habe. Aber dann kommt das, was ich nicht mache.
Die Frau ruft ihre Freundinnen und Nachbarinnen zusammen, damit sie sich mit ihr freuen. Das ist mir noch nie passiert. Höchstens meiner Frau und den Kindern würde ich eine erleichterte „Gefunden“-Meldung per WhatsApp zukommen lassen. Aber ein Fest feiern? Dazu bin ich zu nüchtern. Vielleicht auch zu sparsam. Doch genau so eine verrückte Geschichte erzählt Jesus. Und er erzählt nicht von einer überaus wertvollen Goldmünze aus dem Brautschmuck der Frau, wie man es mir als Kind versucht hat zu erklären.
Was entdecke ich beim Nachsinnen? Zunächst entdecke ich, wie Jesus hier von Gott erzählt. Gott ist nicht so, wie ich bin, sondern er gleicht dieser merkwürdigen Frau. Er stellt das ganze Haus auf den Kopf auf der Suche nach jedem kleinen verlorenen Menschen. Nach meiner sparsamen Rechnung lohnt das doch gar nicht. Aber so rechnet Gott nicht. Er sucht den Letzten, wie es mir einmal eine alte Dame erzählt hat, die als Kind von einem sinkenden Schiff gerettet wurde. Sie wurde gerettet, weil der Schiffsoffizier auch noch nach den Letzten gesucht hat. So unterscheidet Gott nicht die Wertvollen von den Wertlosen. Ja er wird von Jesus mit dem Bild dieser Frau beschrieben, die auf den Knien herumrutscht und sich bückt und sich schmutzig macht, um das Verlorene zu finden. Dieser erstaunliche Gott sagt nicht: Wenn die Leute was wollen, sollen sie zu mir ins Pfarrhaus kommen. Er sucht sie.
Warum sucht Gott und wartet nicht darauf, dass die verlorenen kleinen Menschen ihn suchen? Gott hat Sehnsucht. Er sehnt sich nach der Freude über Gefundenes. Und mit seiner Sehnsucht und seiner Freude steckt er seine Engel an, also diejenigen, die er schickt. Vielleicht reklamieren Sie spätestens jetzt und erklären: Es geht hier doch darum, dass ein Sünder Buße tut. Das ist doch eine ernste Sache, sowieso in unserer Zeit, wo keiner mehr Buße tun will. Wo ist hier etwas von der teuren Gnade zu spüren, wenn das keine Mühe kostet? Ja, ich verstehe diese Sorge. Billig geht es hier aber gerade nicht zu. Wenn Gott sich wie diese Frau anstrengt und abmüht und sucht, ohne aufzugeben, dann ist dies nicht billig. Und wenn ein Mensch dies entdeckt und von Gott gefunden zu ihm umkehrt, dann wird hier nichts billig hinterhergeworfen. Wer entdeckt, dass Gott so sehr nach ihm gesucht hat, der hat verstanden, wie weit er von Gott entfernt war. Solche Erkenntnis ist nicht billig. Sie kostet den edlen Menschen und zeigt meinen Hochmut, meinen Egoismus und meine Rechthaberei. Oder sie kostet den großen Helden und zeigt meine erbärmliche Lebenslüge. Oder die Erkenntnis kostet die bewunderte Fassade und zeigt, wie arm es dahinter aussieht mit der Liebe. Aber wo jemand dies erkennt, kommt nicht die Generalabrechnung. Da werden keine Schulden mit Zins und Zinseszins in Rechnung gestellt. Und solche Schulden müssen nicht in lebenslangem, frommem Malochen abgetragen werden. Nein, wo jemand erkennt, wie sehr Gott nach ihm gesucht hat, und umkehrt, da ist Freude vor den Engeln Gottes. Wo jemand sich vor Gott erkennt und Buße tut, sich hinwendet zu Gott, da ist Freude. Riesige Freude bei Gott und vor seinen Engeln.