Gott spricht: Ich will unter ihnen wohnen und will ihr Gott sein und sie sollen mein Volk sein.
Ezechiel 37,27
Es geht um Wesentliches.
Es geht nicht nur um Wesentliches in Israel, Palästina, Jordanien, Syrien - im „Nahen Osten“. Es geht längst um Wesentliches auch bei uns.
Wie sollen wir den Prophetensatz verstehen?
Ist nur ein Volk das „auserwählte“?
Hängen wir „Christen“ dann am jüdischen Baum wie ein „Schmarotzer“. Oder ist Gott auch in unserem Volk daheim?
Umfasste die Prophetenzusage die „Ökumene“ - die ganze bewohnte Welt -, dann hätte Gott Heimat gefunden auf diesem eigenartigen Planeten und lebte sozusagen grenzenlos mitten unter uns.
Doch der Text ist eindeutig. Er richtet sich an Israel und Juda. Will Gottes Zusage überbringen zum Wiederaufbau des Zerstörten, zur Vereinigung der Getrennten, zu Ermutigung der Hoffnungsarmen.
So will ich die Zusage Ezechiels heute, in dieser geschundenen und von Lautsprechern geplagten „Heimat Erde“ auslegen. Nicht Großmundige wie der Twitter-Präsident Donald Trump oder Marschall Kim-Jong-un (zur Zeit der Redaktion der PASTORALBLÄTTER 11 drohen beide mit atomaren Erst- und Zweitschlägen) beherrschen das Szenario.
Allerdings - Ezechiels Szenario ist der Blick über Ruinen und Gräber. Ezechiel beschreibt ein „weites Feld, das lag voller Totengebeine“ (Ez 37,1).
Nein. Ich bin mir längst sicher: Gott denkt global. Gott fühlt global. Gott leidet global. Gott rettet global.
Mein Beharren auf Gottes „Globalität“ mag zynisch klingen dem, der auf dem Mittelmeer bei einem Fluchtversuch stirbt; mag überheblich klingen einer, die sich aus trockener Wüste aufgemacht hat, um ihr Kind zum Wasser und zum Leben zu tragen; mag beschwichtigend klingen einer Familie, die in den 1950ern noch nicht gelebt hat und jetzt erstmals einen Atomkrieg fürchtet; mag ein Ärgernis sein der alten Frau, die aus dem Haus gedrängt wird, in dem sie - nach dem Tod des Mannes und ohne Kinder - 35 Jahre gelebt hat.
Wir könnten die Zahl der Verängstigten potenzieren. Weltweit mit einem himmelschreienden Faktor.
Und doch beharre ich auf Gottes Globalität.
Er ist unser aller Ursprung, unser aller Schöpfer.
Er ist Mensch geworden, hat einen von uns zu seinem Sohn erklärt.
Er kennt die Erde.
Kennt ihre Geschichte.
Kennt Wasser, Erde, Pflanze, Tier und Mensch.
Kennt die Grenzen.
Kennt die Ängste.
So schreibe ich für mich weiter an einem Menschenrecht, das dem „Totenfeld“ gilt, den Getrennten, den Geschundenen, den Überlasteten, den Opfern und denen, die Gräber hüten, pflegen und die Erinnerung wachhalten:
Gott hat Wohnrecht, Heimat und Bleibe auf dem blauen Planeten.
Wo Gott wohnt, ist Leben geschützt. Das gilt für Menschen, Tiere, Pflanzen, Wasser und Luft.
Daraus ergeben sich für mich Menschenrechte wie:
Jeder Mensch hat ein Recht auf Leben.
Jeder Mensch hat ein Recht auf Heimat.
Jeder Mensch hat ein Recht, geliebt zu werden und zu lieben.
Jeder Mensch hat ein Recht auf Nahrung und Wasser.
Jeder Mensch hat ein Recht auf Bildung und Freiheit.
Jeder Mensch hat ein Recht, Grenzen aufzustoßen und Neues zu entdecken.
Jeder Mensch hat ein Recht auf Vergebung.
Jeder Mensch hat ein Recht auf Freude.
Jeder Mensch darf sich Gottes gewiss sein.
Jeder Mensch hat das Recht, dass man sich an ihn erinnert.