Der Monatsspruch im April 2017

Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?
Er ist nicht hier, er ist auferstanden.

Lukas 24,5.6

Wer sucht, hat ein Interesse. Viele Menschen haben kein Interesse. Sie suchen nicht. Ich mag Menschen, die sich Fragen stellen und neue Antworten suchen. Ich mag Menschen, die nicht schon alles wissen oder schon immer recht haben. Ich mag Menschen, die suchen. Manchmal suchen wir auch einen Menschen. Partnerschaftsagenturen versprechen, bei der Suche nach dem idealen Partner und dem großen Glück den richtigen Menschen zu finden.
Vor Jahren habe ich einmal stundenlang nach meiner Frau gesucht, zunächst beunruhigt, dann mehr und mehr ernsthaft in Sorge. Bei einer Besichtigung in einer Gruppe habe ich sie in einer Millionenstadt zunächst aus den Augen verloren. Da die Gruppe in mehreren kleineren Grüppchen weiterzog, vermutete ich sie bei anderen. Dann wurde es ernst. Sie war nirgends dabei. Ich habe gesucht - und wie! Schließlich habe ich sie dort wieder gefunden, wo ich sie aus den Augen verloren hatte. Das war Stunden später. Endlich gefunden! Zutiefst erleichtert habe ich sie in die Arme geschlossen.

Auch die Frauen, die mit Jesus besonders verbunden waren, suchen nach ihm. Er war ihr großes Glück. Er hat sie verstanden. Dann wurde er gefangen genommen, gefoltert und hingerichtet. Von ihrem großen Glück ist nichts mehr geblieben als die Erinnerung, die Trauer, die Fassungslosigkeit, der unerträgliche Schmerz. Am Ort, wo der Tote bestattet ist, suchen sie ein wenig seine Nähe. Das kennen Menschen, die heftig trauern. Sie kennen den unerträglichen Schmerz und die Sehnsucht nach Nähe. Sie gehen zum Grab, um dem nahe zu sein, den sie geliebt haben und immer noch lieben.
Die Frauen, die Jesus geliebt haben und immer noch lieben, finden den Toten nicht mehr. Er ist nicht hier. Er ist nicht mehr da. Wo aber dann? Die Antwort, die ihnen gegeben wird, klingt rätselhaft und völlig fremd: Er ist auferstanden. Er ist der Lebende. Als Lebender ist er zu suchen. Die Frauen waren zwar in Trauer, aber sie waren ja nicht blöd. Wie sollten sie das verstehen?
Was ihnen hilft zu verstehen, ist ein Hinweis auf Jesus: Erinnert euch an das, was er gesagt hat. Er hat geahnt und gewusst, was auf ihn wartet. Er hat davon gesprochen, dass er ausgeliefert und hingerichtet werden wird. Und er hat davon gesprochen, dass er auferstehen wird. Das heißt doch: In dem Auferstandensein ist Gottes Handschrift zu lesen. Der heilige Gott hat sich mit dem Leben Jesu hi­neingeschrieben in diese Welt, damit er menschlich sichtbar und verstehbar wird. Wenn dieser Gott seinen Auserwählten so elend zugrunde gehen lässt, wie Jesus es kommen sah, dann lässt er ihn aber nicht fallen. Dann ist mit dem Tod nicht alles aus. Dann lebt der Tote auch nicht ein fiktives Leben in der Erinnerung, solange sie noch anhält. Vielmehr bleibt Gott verlässlich. Er hat sich mit dem Leben Jesu in diese Welt hineingeschrieben. Und so schreibt er sich weiter mit dem Auferstandenen, dem Lebenden, in die Herzen der Menschen, die zur Herde des guten Hirten kommen.

Wie können wir das verstehen? Wie konnten die Frauen dies verstehen - er ist auferstanden, er ist der Lebende? Naturwissenschaftlich beweisbar - das geht nicht. Es geht hier um eine andere Dimension. Es geht um die Liebe und den Glauben. Wer liebt, kann Wirklichkeit erleben und verstehen, die sich naturwissenschaftlich nicht abbilden lässt. Wer Jesus liebt und sucht, der kann den Lebenden finden. Zwar kann ich ihn nicht so finden, wie ich meine Frau finde. Wer sich aber auf den Weg macht, kann ihn finden in Geheimnissen des Glaubens: Da berührt und ergreift mich sein Geist. Oder ich spüre seine geheimnisvolle Gegenwart, wenn wir das Mahl feiern, das er eingeführt hat. Oder er ist ganz nah, wo wir vergeben und einander dienen. Oder da, wo wir seinen geringsten Schwestern und Brüdern dienen und es ihm zuliebe tun.

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