Wenn alle auf einmal aufbrechen, bleiben einige zurück. - Wenn einige stehen bleiben, kommen andere nicht voran.

Es ist eine Binsenweisheit: Wenn alle auf einmal aufbrechen, bleiben einige zurück.
Als passionierter Wintersport-Fan lasse ich mir kaum ein . Biathlonrennen entgehen. Beim Massenstart geht die Post ab. Bei der „Verfolgung“ geht es noch nach Abständen. Das ist den Zuschauern eher geheuer als das massenhafte Aufbrechen, die eher unkon­trollierte Suche nach einer Spur..
Die Biathletinnen und Biathleten trainieren jetzt längst auf Sommerskiern. Meist allein. Auf den gewohnten Hügeln, Straßen und Strecken. Im Sommer trainieren sie Kraft und Ausdauer. Die Schützinnen und Schützen basteln mit den Handwerkern an neuen Gewehrschäften, Mützen, Schuhen und Skiern ….
Juni ist ein Trainingsmonat.

Wenn wir im Mai aufbrechen, dann ist der Juni ein Trainingsmonat..
Kaum einer spürt das. In den Gemeinden sind die Konfirmationen vorbei und die Sommermonate mit einigen Wochen Ferien liegen vor uns..
Als ich Mitte der 1970er-Jahre Pfarrer in Mannheim wurde, lud ich im Sommer meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für einige Tage in ein „Weihnachtswochenende“ in eine unserer kirchlichen Tagungsstätten ein. Mitten im Sommer und vollkommen entspannt überlegten wir, wie wir die Adventssonntage gestalten würden, planten die adventlichen und weihnachtlichen Kindergottesdienste und suchten nach einem „Bild“ oder „Thema“ für ­„Heiligabend“..
Ich würde das heute nicht anders machen: Als Pfarrerin/Pfarrer Weihnachten „planen“ mitten im Sommer. Ostern „planen“ im Advent. Es geht nur um das Planen, Entwerfen und - nicht unwichtig - um das frühzeitige Beteiligtsein der später Beteiligten. Es geht eigentlich nur darum, einmal „umzudenken“. Der Rest ist dann nicht mehr überraschend. Es geschehen kirchen- und zeitgeschichtlich dann noch Überraschungen genug.

Die Autorinnen und Autoren der PASTORALBLÄTTER wissen das: Die Weihnachtsgottesdienste sind im Sommer abzugeben, die Sommergottesdienste mitten im Januar- oder Februarschnee. Das hat natürlich damit zu tun, dass eine verlässliche Ausgabe der PASTORALBLÄTTER Zeit braucht. Wie geht das eigentlich?

Der Schriftleiter fragt in der Regel gut ein Jahr vorher an..
Autorin oder Autor sagt ab oder zu..
Autorin oder Autor schreibt..
Der Schriftleiter erhält und überfliegt erst einmal das Geschriebene..
Er beginnt den neuen Monat zu korrigieren..
Er mahnt säumige Autorinnen und Autoren an..
Er reklamiert noch einmal und drängt auf Abgabe des Manuskripts..
Der Schriftleiter fasst alle Beiträge zusammen in einer Datei, druckt sie aus und korrigiert mit einem „courier-Ausdruck“ (Fehler sind in dieser Schriftart eigenartigerweise besser zu erkennen) das Ganze. Das geschah 2016/2017 im Dezember oder Januar für den Mai, im Februar für den Juni ….
Er schickt nach der Korrektur - und dem Eingang letzter Beiträge, meist auf den letzen „Drücker“ - das digitale Manuskript an den Satz und Zweitkorrektor..
Der (er heißt Dieter Fehrle und macht den Job seit vielen Jahren) bringt das Ganze in ein ansehnliches Outfit und schickt es als Ausdruck zur Korrektur an den Schriftleiter..
Der Schriftleiter korrigiert noch einmal auf Rechtschreibung, Satzzeichen, Grammatik und Formate - die Termine sind eng bemessen - und schickt die Korrektur zurück..
Dieter Fehrle schickt das insgesamt korrigierte „Werk“ an die Druckerei. Danach ist nichts mehr zu korrigieren..
Knapp einen Monat später erreichen die Abonnentinnen und Abonnenten der PASTORALBLÄTTER die erwarteten Monatsausgaben. In der Regel Anfang des Vormonats. So­dass die Pfarrerin, der Pfarrer, die Prädikantin, der Prädikant Anfang Mai planen kann, ob er oder sie den Beitrag für einen bestimmten Gottesdienst im Juni übernehmen oder sich von dem Beitrag inspirieren lassen kann.

Nun mag man fragen: Was soll der ganze Vorlauf? Im Internet gibt es Gottesdienste viel aktueller. - Das Letzte stimmt. Internetbeiträge sind (vielleicht) später ins Netz gestellt als die PASTORALBLÄTTER. Allerdings haben sie - nach meinen Recherchen - meist einen Bart, sind alt, haben die aktuelle Perikope nicht im Blick, sind „Eintagsfliegen“ und sonnen sich gerne im Glanz aktuellen Einfallsreichtums oder „vergangner Herrlichkeit“ (EG BEL 609,2). So geht verlässliche homiletische und liturgische Arbeit nicht.

Ich setze als Schriftleiter immer auf neue Autorinnen und Autoren, auf alle Regionen Deutschlands, auf unterschiedliche theologische Richtungen (wichtig ist mir, dass Sie als Leserinnen und Leser den Menschen hinter dem Beitrag spüren) und auf Änderungen im Redaktionsbeirat. Aber eines bleibt ganz „unfromm“: der Terminkalender. Wir schreiben Weihnachtsbeiträge im Sommer. Wir schreiben Sommerbeiträge im Winter.

Zurück zu meiner Überschrift: „Wenn alle aufbrechen, bleiben einige zurück. - Wenn einige stehen bleiben, kommen andere nicht voran.“.
So ist das wohl immer. Es geht um Zuverlässigkeit. Um Rücksicht und Vorsicht. Eigentlich geht es um „Liebe“. Bleiben einige stehen, dann hindern sie andere am Laufen. Laufen andere los, bevor die einen begonnen haben, dann gibt es ein Chaos. Alle kennen und hassen das. Nach einigen Marathons bin ich dankbar, dass man uns Läuferinnen und Läufer nach der erwarteten Endzeit über 42 km „einteilt“. Das ist kein Stigma. Das ist eine Hilfe. Zeitmanagement klärt, befreit und hält wach.

Sie lesen die PASTORALBLÄTTER..
Sie lesen ein Buch..
Sie hören eine CD..
Monatszeitschrift, Buch und CD haben eine ganz individuelle Geschichte..
So wie Sie auch..
So die Jahreszeiten..
So die Sätze eine Sinfonie..
So die Kapitel eines Buches..
So die Nachrichten eines Tages.

Es ist gut, wenn nicht alles „auf einmal“ passiert..
Es ist gut, dass alles eine „Geschichte“ hat..
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Dazu gehören „Vorsicht“, „Nachsicht“ und „Rücksicht“..
Dann können wir erzählen..
Ohne „Geschichte“ gibt es kein „Narrativ“..
Es sei denn, wir wüssten alles besser und schneller..
Manchmal habe ich den Eindruck, in ihrem Übereifer überholen sich manche selbst und merken das nicht. Sie kommen als Igel früher an als die Hasen. Und merken nicht, dass sie voller Stacheln sind. (Nichts gegen Igel in unseren Gärten!).
Und manche sitzen auf ihrem - gefühlt - angestammten Recht auf „Aussitzen“ - und spüren nicht, dass andere über ihre Nachlässigkeit ins Straucheln kommen. Ich glaube, das gilt nicht nur für eine Monatszeitschrift..
Zeitmanagement kommt in unserer Ausbildung kaum vor, kann nicht auf Augenhöhe studiert werden und braucht echt Übung..
Ihnen allen einen guten „Trainingsmonat Juni“. Planen Sie mit Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern jetzt schon Advent und Weihnachten. Mindestens Advent. Denn der könnte uns allen in die Quere kommen.

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