Die Urlaube sind längst vorbei. Die Filme gedreht, die Bilder entwickelt, die Ansichtskarten angekommen …
Gelegentlich spüren wir schon im schwergewichtigen November die Anspannung der vor uns liegenden Advents- und Weihnachtszeit.
Jemand sagt: „Sie bräuchten mal eine schöpferische Pause!
Das bekommt man dann zu hören, wenn der Akku leer ist, keine Ideen mehr kommen. Sie bräuchten mal eine schöpferische Pause! Das täte gut vor den vielen Gottesdiensten, Advents- und Weihnachtsfeiern.
Eine „schöpferische Pause“ ist eigentlich etwas ganz anderes als eine Pause vom „Schaffen“. Ich ruhe auch von der Arbeit, wenn ich einfach mal eine andere als meine übliche Arbeit mache.
Von „schöpferischen Pausen“ lesen wir auch in der Bibel. An wichtigen Stellen. Nachdem Gott - so erzählt z. B. die Bibel am Anfang - alles gut geschaffen hat, ruht er. So sollen auch die Menschen ruhen am siebten Tag. Nicht einfach alles liegen und stehen lassen. Das Feiern als schöpferische Pause. Der Feiertag als schöpferische Pause für den Alltag.
Man kann eine solche schöpferische Pause für die kreativsten Dinge nutzen:
In einer Kleinstadt in den USA - so lese ich - lebt ein Mensch namens David Kinderman. Er war Busfahrer. Fuhr immer wieder die gleiche Strecke von Süden nach Norden, dann zurück von Norden nach Süden. Er hatte ungefähr 10 Minuten Pause zwischen einer und der nächsten Fahrt. Ruhepause.
Der große Platz am Ende seiner Fahrt im Norden war mit dickem Gestrüpp überwuchert. Dornen. Dreck. Ödland. Die Menschen kippten ihren Müll dorthin.
Der Busfahrer beschloss, seine Ruhepause anders zu verbringen, als griesgrämig im Bus zu sitzen, über die bösen Zeitgenossen zu schimpfen oder die Zeitung zu lesen und eine Zigarette zu rauchen.
Am Ende jeder Fahrt stieg er aus dem Bus und entfernte einen Busch, sammelte Abfall auf oder entfernte etwas Unkraut. Sechs Mal am Tag. Dann stieg er wieder ein, fuhr weg und kam nach einer Stunde zur nächsten Ruhepause.
Langsam - über die Monate fiel das keinem auf - verwandelte er in seinen „Ruhepausen“ den Dornen- und Abfallplatz in einen Garten.
Richtige, stattliche Bäume stehen jetzt nach einem Jahrzehnt dort. Die Rasenflächen seien mit weißen Feldsteinen umrandet. Ein Kiesweg führt zu einem Picknickplatz.
Beeindruckend!
Aus der Müllhalde ist durch die täglichen sechs mal zehn Minuten Ruhepause eines einfachen Busfahrers eine grüne Oase geworden. Und unser Busfahrer hat sich bei alledem prächtig erholt. Er ist heute Mitte 80. Und so etwas wie ein „hero“, ein Held, für die Leute, die ihn kennen. Dabei hat er - weiß Gott - nichts Übermenschliches getan.
Er hat in aller Ruhe nur das eine gelassen und das andere getan. Und das hat ihm sogar noch Spaß gemacht. Sechs mal zehn Minuten fünf Mal in der Woche.
Er hat sich dabei erholt. Und ist mit diesen vielen kleinen schöpferischen Pausen glücklich und in Frieden alt geworden.
Sie fallen mit einer schöpferischen Pause nicht einfach in ein Loch. Mit einer schöpferischen Pause tun Sie, was Gott selbst nach den sechs Schöpfungstagen tut: Sie treten einen Schritt zurück, gehen auf Distanz zum alltäglichen Tun. Sie „lassen wirken“, was bisher getan ist. Sie wenden sich anderem zu. Und Sie lernen staunen. Das Geschaffene bekommt ein Gesicht. Und Neues entsteht unter Ihren befreiten Händen und Gedanken.
Dazu lädt Gott mit seiner schöpferischen Pause ein. Und meint, solche Pausen täten nicht nur uns, sie täten der ganzen Schöpfung gut. Und nicht nur uns angesichts der gottesdienst- und veranstaltungsreichsten Zeit des Jahres.