Wendet euer Herz wieder dem Herrn zu, und dient ihm allein.
1. Sam 7,3 (E)
Alles hatten sie hinter sich gelassen. Die Fesseln abgestreift, den Staub von den Füßen geschüttelt. Freiheit atmen, neu Luft holen, ungebunden sein. Die Angst hatte versucht sie einzuholen, da am Meer. Aber das Wasser hatte sie weggespült, nichts war geblieben von dem, was sie hatte halten wollen in der Sklaverei.
Frei waren sie geworden für den Weg durch die Wüste. Ein steiniger, dorniger Weg. Ein langer Weg. Vielleicht sind es immer dornige, steinige Wege, die in die Freiheit führen? Wenn Menschen auf die Straße gehen, nur mit Kerzen in der Hand und ohne Waffen den Soldaten entgegengehen. Wenn Frauen in Schwarz sich versammeln, immer wieder, um ihre Kinder weinen und die Mächtigen das Fürchten lehren. Wenn Sklaven singend nach Freiheit rufen.
Sie waren ihn gegangen, diesen Weg. Lang war er gewesen. Immer waren sie der Lade gefolgt. Die Worte Gottes im Blick. Aber jetzt - sie hatten sich eingerichtet. Hatten das Gefühl, angekommen zu sein. Hatten Häuser gebaut, Gärten gepflanzt, Ruhe gesucht. Sicherheit. Nicht mehr unterwegs sein müssen. Irgendwann muss es doch auch mal gut sein, oder? Keine Fragen mehr nach dem richtigen Weg. Keine Durststrecken, kein Hunger nach Mehr, keine Sehnsucht, die unerfüllt vor einem liegt. Einfach nur mal seine Ruhe haben. Nicht mehr zurückschauen, jetzt geht es vorwärts. Wir brauchen Fortschritt, nicht Rückschritt.
Und dann haben sie Gott aus dem Blick verloren. Die Lade - weit fort. Irgendwo da hinten, in diesem Dorf. Wie hieß es noch? Und überhaupt: welche Lade? Na, die von damals! Ich erinnere mich gar nicht mehr. Wie sah sie aus? Was war da drin? Ach, alte Worte. Vergangenheit. Zwanzig Jahre, das ist eine lange Zeit.
Und dann ist sie auf einmal wieder da, die Angst. Umzingelt sie. Mächtig, bedrohlich. Sie wird uns niemals in Ruhe lassen. Keine Chance. Was sollen wir tun? Vielleicht, wenn … und so suchen sie. Kleine Geschäfte gegen die Angst. Verantwortung aufteilen. Ein Gott für das Geld, eine Göttin für die Liebe, einer für Krieg. Verantwortung in kleinen Portionen verteilt auf andere. So versuchen sie, sich abzusichern.
Etwas in der Hand haben, das ist doch gut! Der Spatz in der Hand ist besser als nichts. Da weiß man, was man hat. Dann brauchen wir keine Träume mehr, keine Sehnsucht, keine Hoffnung. Die machen nur unruhig.
Und so lassen sie sich wieder binden. Von der Angst. Von der Gewohnheit. Von der Gleichgültigkeit. Von dem Gefühl, doch schon alles richtig zu machen. Verantwortung haben die anderen. Was kann ich allein schon tun?
Aber Gott zu dienen, das ist ein Akt der Freiheit. Das geht nur, wenn sie loslassen. Und sich einfangen lassen von Gottes Wort. Denn Gottes Wort ist frei, nicht in einer Lade eingeschlossen. Es will sich ausbreiten, in die Herzen, für die Seele, mit offenen Händen. Einmal hatten sie es schon verstanden, damals. Als Gott sie befreit hat aus Ägypten, als es für Israel keine menschlichen Herren mehr gab. Als sie frei waren, das erste Mal, freie Menschen, keine Sklaven.
Samuel, der Gottesmann, erinnert uns daran: Das ist die Voraussetzung. Die Freiheit. Um sich unterzuordnen. Wir müssen frei sein, um Gott zu dienen, wir werden frei, wenn wir uns seinem Wort aussetzen.
„Wendet euer Herz wieder dem Herrn zu, und dient ihm allein.“
Sie haben verstanden. Lassen los. Geben ab. Kehren um. Und in ihren Herzen tönen die Worte, die alten, die uralten Worte:
„Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft, geführt habe. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir. Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist: Bete sie nicht an und diene ihnen nicht!“