Der 1. April legt Aprilscherze nahe.
Nein, das „Christus ist erstanden, er ist wahrhaftig auferstanden!“ ist kein Aprilscherz. Er ist das Herz unseres Glaubens.
Menschen suchen eine Antwort auf den Tod. Und diese Frage geht alle an. Vom ganz behutsamen Gespräch mit Kindern, über die Erfahrung, dass man eine Stecknadel fallen hören kann, wenn man vor Jugendlichen und mit ihnen über den Tod spricht, bis zum großen Schweigen und oft genug Verdrängen bei Erwachsenen - es gibt keine Menschheitsfrage, die nur annähernd so Frage aller Menschen ist wie die Frage nach einer Antwort auf den Tod. Eine Frage, die uns auch sehr einsam machen kann.
Ich bin mir ganz sicher, wenn ich von mir selbst ausgehe und von meinen Gesprächen als Seelsorger, dass die Antwort auf die Frage nach einem wirklich menschenwürdigen Leben nicht ausreicht. Wichtig sind sie, die Fragen nach Gerechtigkeit, nach Freiheit, nach der Bewahrung der Schöpfung. Äußerst wichtig. Wie viele nun wirklich schlimme Opfer werden noch gebracht auf den Altären der Macht. So wichtig diese Fragen sind, die Frage nach einem menschenwürdigen Leben hat nach meiner Erfahrung immer ihre Spitze in der Frage nach dem Tod.
Was wir Christen sagen und tun, muss auch noch bei aufgeschlagener Zeitung stimmen. Muss den Todesanzeigen und Konkursnachrichten standhalten. Muss Kriegsberichte zu Alarmglocken machen. Sonst geht uns das Jesuskind verloren, wie Jean Anouilh sagt.
Die Auferstehung des einen - so sagen wir Christen - die Auferstehung des einen ist die Antwort auf die Frage nach dem Tod aller. Mit den Worten des Apostels Paulus: „Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsre Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich... Da durch einen Menschen der Tod gekommen ist - durch Adam -, so kommt auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten“ - durch Christus.
Jesu Ostern ist ohne Bedeutung, wenn es nicht auch Ostern für uns gibt. Und unsere Träume von Auferstehung und ewigem Leben sind ohne Bedeutung, wenn sie in Jesu Auferstehung nicht ihren Grund haben. Wir Christen versteigen uns zu der Behauptung: Entweder ist Jesu Auferstehung die Antwort Gottes auf den Tod, oder Gott hat keine Antwort auf den Tod.
Ostern ist unser schwieriges Fest.
Geburt kann ich erklären. Da brauchen wir nur ins Krankenhaus zu gehen oder zu unseren Hebammen. Da gibt’s auch Bilder.
Weihnachten ist damit kein Problem.
Ebenso wenig Karfreitag. Massenhaft gibt es Folter und Leid und Tod in der Welt, auf die wir verweisen können. Auch Karfreitag liegt sozusagen im Bereich unserer Erfahrung.
Aber Ostern nicht. Darüber kann man nur predigen.
Das haben wir nur als Predigt und als Verheißung. Da kann ich nichts beweisen, da muss ich riskieren. Wie jeder andere nehmen wir Christen dieses Risiko mit in unser Grab. Und trotzdem gründen wir darauf unsere Hoffnung. Das ist kein Fest, das so leicht zu vermarkten wäre wie Weihnachten, oder ein Ereignis, das so schnell nachzufühlen wäre wie Karfreitag.
Ostern ist ein sperriges Fest. Wenn man mal den ganzen äußeren Firlefanz, der mehr vernebelt als erklärt, wenn man mal alle Hasen, Nester und Eier weglässt, dann lebt Ostern ganz von unserem Glauben. Das merkt man in der Regel unseren Kirchen an. Grau und schwarz und steif und zugeknöpft erscheint unsere Kirche für Außenstehende. Wie soll man da überzeugen, dass alles neu geworden ist. An Ostern müsste eigentlich die Kirche aus den Nähten platzen, weil es uns vor Freude nicht auf den Stühlen hält. Die Osterkrise ist in Wirklichkeit eine Glaubenskrise.
Nach unserem Glauben ist Jesus Christus das letzte Kapitel der Antwort Gottes auf den Tod. Dieses Kapitel zu entfalten ist uns aufgetragen. Es gibt viele Kapitel zuvor, die nicht nur von uns Christen nachzuerzählen sind. Uns ist inmitten aller Religionen und Deutungsversuche das Wort vom Kreuz und vom Sieg des Lebens über den Tod am Kreuz in der Auferstehung Jesu aufgetragen. Uns ist aufgetragen, dafür zu werben, dass Christus wächst in den Menschen. Uns ist der Aufstand gegen den Tod aufgetragen - und das ist nicht, wie viele meinen, Spinnerei oder Utopie. Das ist begründete Hoffnung. Sie hat in Christus ihren Grund.
Auferstehung ist die Wirklichkeit Gottes, nicht Traum der Menschen.
Auferstehung lässt sich nicht in Begriffe fassen wie alt oder neu, Diesseits oder Jenseits, Tod oder Leben. Es ist die Wirklichkeit, aus der ich lebe.
Der Altar ist an Ostern weiß gedeckt. Weiß ist die Farbe von Ostern. Da ist nichts an Schuld, was bliebe. Da ist kein Vorwurf, der bliebe. Da ist durch Tod und Auferstehung Jesu alles bereinigt. Gott hat den Schuldbrief zerrissen. Nicht wir haben uns reingewaschen, mit all diesen verlogenen Weißmachern. Weiß ist die Farbe von Ostern. Ein neues Kapitel unseres Lebens kann beginnen. Jesus ist auferstanden. Wir feiern das Leben in allen Farben.
Es grünt, sagen wir, und denken an den Frühling. Grün: In der Farbenskala der Regenbogenfarben, der Spektralfarben steht Grün in der Mitte. Grün tut den Augen gut. Grün beruhigt. Grün, das ist die kirchliche Farbe für - nun für welchen Sonntag? Wissen Sie das? Weiß für Ostern. Grün für ....
Grün für jeden Sonntag. Außer den besonderen Sonntagen ist die Farbe der Antependien in der Kirche Grün. Wenn einer dem anderen „nicht mehr grün“ ist, dann ist das schlimm. Dann heißt das nicht mehr und weniger als: Ich habe für dich keine Hoffnung mehr, du bist für mich gestorben. Ich bitte Sie und Euch, sagt das nie: Du bist für mich gestorben. - Grün soll die Basis sein, auf der wir leben können. Es ist Gottes Hoffnung für uns.
Die Osterglocken sind nach den Schneeglöckchen die ersten kräftigen Frühlingsboten in unseren Gärten. - Gelb ist eine widersprüchliche Farbe. Gelb ist die Farbe des Neides. Gelb, Alarmzeichen im Gesicht, etwas stimmt nicht, da sind die Innereien krank, sehr krank. Gelb diente zur Kennzeichnung sozial Geächteter, denken Sie an den Judenstern.
Und doch: Gelb ist auch die Farbe des reifen Getreides, Farbe der Fülle. Gelb schützt Blinde und Kinder. Im Altertum war es die Farbe der Könige, Göttinnen und Jungfrauen. Denken Sie an die verschiedenen Gelbtöne eines Vincent van Gogh, denken Sie an das Gold und Gelb der Ikonen. Unsere Osterglocken blühen nicht für Neid und Krankheit. In diesem Strauß soll Gelb die Farbe des Lichtes sein, wie die Kerzen, die Farbe des Ostermorgens, die Farbe der Sonne, die Farbe der Freude über das neu geschenkte Leben.
Rot, das weiß jedes Kind, steht für Liebe. Und doch ist in der Farbenlehre der Kirche Rot nicht die Farbe der Passionszeit, in der Gott für uns aus Liebe seinen Sohn gibt. Rot ist die Farbe der Kirche, die Farbe von Pfingsten. Rot ist die Farbe des Reformationstages und die Farbe für ökumenische Gottesdienste. Rot, dabei denken wir an die Feuerzungen an Pfingsten, an das Blut Jesu, an das Blut der Märtyrer. - Rot: Liebe und Feuer. Kirche und Martyrium für die Kirche.
Und dann noch Blau. Die Farbe der Treue. Der Himmel ist ein Garantiezeichen. Der Himmel über uns als Zeichen der Treue Gottes. Blau ist die Farbe der Treue. Blau die Farbe des Allerhöchsten.
Diese vier Farben bestimmen unsere Ostergrüße. Gelb oder Gold, Grün, Rot und Blau. Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden! Es gibt keine bessere Nachricht.