Korrektur:
Liebe Leserinnen und Leser, ich habe aus Versehen als Vorgabe für die Autorinnen und Autoren der Monatssprüche 2018 die Monatssprüche 2019 genommen. Sicherlich liegt es daran, dass ich zeitgleich an den „Bibelworten fortgeschrieben 2019“ sitze, aber das darf mir nicht passieren. - Mein grundsätzlicher Fehler ist einer kritisch lesenden Abonnentin und Pastor Henning Kiene aufgefallen, der den nachstehenden Mai-Monatsspruch geschrieben hat. Ich kann nichts rückgängig machen, erst ab dieser Ausgabe. Ich kann mich nur von Herzen entschuldigen.
Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht dessen, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.
Hebräer 11,1
„Es strengt mich nicht an“, sagt die Chorleiterin. Die letzten Takte sind verklungen, der Applaus brandete auf, wollte nicht enden, dann packen die Solistinnen und Solisten ihre Noten ein. „Besser ging es nicht“, freuen sich alle, „ein großes Konzert.“ Sie sieht erschöpft aus, aber ihr Gesicht strahlt vor Glück.
„Es ging doch wie von selbst“, meint der Mittelstürmer nach dem Spiel. Fest klopfen ihm alle auf die Schultern. Viel Lob kommt von allen Seiten, schließlich war er an allen Toren beteiligt. „Guter Lauf“, heißt es. Erst jetzt, nachdem das Spiel abgepfiffen ist, merkt er, wie erfolgreich seine Mannschaft tatsächlich war. Er ist der Held des Tages. „Ich habe es nicht einmal bemerkt, wie gut ich war“, erzählt er zu Hause.
Es gibt Momente, in denen stimmt einfach alles. Da liegt eine Anspannung in der Luft, die verbindet sich mit einer großen Erwartung: Eigentlich kann es jetzt nur gut werden. Zu den Zutaten gehören größter Stress und äußerste Gelassenheit. Gegensätze sorgen für die richtige Anspannung. Die Anforderungen, vor denen jemand steht, verschmelzen mit den Fähigkeiten, die jemand mitbringt. Selbst Höchstleistungen scheinen jetzt, so wirkt es auf die Beobachter, keine besondere Mühe zu bereiten. Nur eins ist nicht vorgesehen: ein Scheitern.
Die Psychologie spricht vom „Flow“ und meint dieses zeitweise Verschmelzen einer Person mit dem, was diese Person tut. „Flow“, das ist Mühelosigkeit und Höchstleistung zugleich, das ist Gelingen, in dem kein Platz für ein Misslingen vorgesehen ist. Die perfekte Konzertaufführung und das große Glück der Torschützen leben davon. Vieles, nicht nur die sichtbaren Erfolge kennen solchen „Flow“. Das, was Tag für Tag auf der Agenda steht, erlebt das auch: Wenn die Dinge einfach zusammenpassen, wenn sich alles, was auch schiefgehen könnte, tatsächlich ineinanderfügt. Dann macht sich eine Zufriedenheit breit, die Zeit und Raum, Mühe und Arbeit vergessen lässt. Die Bibel spricht von „Zuversicht“ und einem „Nichtzweifeln“.
Ein Chirurg erzählt von einer großen, gut vorbereiteten Operation. Wie er all die Stunden so hochkonzentriert arbeiten könne, wird er gefragt. Die Zeit träte in solchen Stunden ganz in den Hintergrund, er spüre sie nicht, sagt er, alles, was außerhalb dieses kleinen Operationsfeldes liegt, wäre wie weggeschaltet. Denn: Hier stehe nur eins im Vordergrund, das Ziel an dem gearbeitet werde. Solcher „Flow“ sorgt genau für das Klima, in dem etwas gelingen kann.
Der Moment, in dem der Glaube zur festen Zuversicht wird, ähnelt solchem „Flow“. Zuversicht ist das Klima, in dem es nur ein gutes Ende geben kann. Der Glaube speist sich aus Quellen, die höchste Ansprüche formulieren, und er lebt aus der Gelassenheit, die die Gnade Gottes schenkt. Es geht um das Kräftespiel zwischen der drohenden Überforderung und dem nötigen Vertrauen. Denn Jesus zieht nicht nach unten. Jesus verfügt - wenn es um den Glauben geht - nur über solche Kräfte, die Menschen aufrichten.
Glaube weiß Jesus an seiner Seite, sein Pulsschlag bewegt das Christenleben. Jesu Mut und dessen Gottvertrauen wirken in das Heute hinein. Mit solchem Glauben kann man Bäume ausreißen und aufkeimende Verzweiflung überstehen. Manchmal hilft der Glaube sogar den Lahmen auf die Beine und den Furchtsamen zeigt er, wie sie über das Wasser gehen. Nur dann, wenn jemand den Untergang ansagt, dann ist das gegen allen Glauben. Der lässt solche Filterblasen platzen, vor allem die, die nur noch mit Horrorperspektiven gefüllt sind.
Das ist der „Flow“ im Mai 2018 - österliche Freudenzeit - Himmelfahrt - Pfingsten: Aufbrechen, die Zeit aus dem Blick verlieren, Leichtigkeit gewinnen, Schwerelosigkeit ahnen, über sich hinauswachsen und immer wieder darüber staunen, woher all die Kräfte kommen. Wenn es aber nicht gut wird, dann hilft es, zu wissen: Das ist noch nicht das Ende.