Monatssprüche laden mich wie Wochensprüche, Tages- oder Jahreslosungen ein, mit einem biblischen kurzen Spruch durch einen bestimmten Zeitraum zu gehen. Die wenigen Worte bei mir zu tragen, wie einen Kompass, der mir die Himmelsrichtung anzeigt. Sie mir durch Wiederholen einzuprägen. Darüber nachzusinnen Tag und Nacht (Psalm 1).
„Wendet euer Herz wieder zum Herrn und dient ihm allein.“ Am Beginn eines Monats ein Aufruf, euer, dein Herz, zu wenden. Wenden – wovon und wohin? Kehrtwende? Gibt es einen Anlass? Ich will es herausfinden. „Bitte wenden“, sagt mir das Navi, und dies nicht nur einmal. Ich könnte seine Ansage ja vergessen. Manchmal nervt mich die ständige Wiederholung ein und desselben Satzes. Dann sage ich mir, gut, dass es mir den richtigen Weg zeigt und mir Um- und Irrwege oder Sackgassen erspart. Wichtig zu wissen, wer auffordert, mein Herz, mich, zu wenden. Und nötig ist mein Mut zur Selbstprüfung. Besinnung, Rückblick auf die Wege, die hinter mir liegen, und der Blick nach vorne.
Aber wenden, weitergehen um jeden Preis? Die Wende allein führt nicht unbedingt auf einen guten Weg. Auch ein „Weiter so“ kann angebracht sein, besonders wenn es mir vertraute Menschen wohlmeinend sagen. Ich will kein Wendehals sein. Wie oft winde ich mich in Unsicherheit, Selbstzweifeln, Angst, spüre durch innere Unruhe, dass ich auf der Stelle trete. Es müsste eine Wendung geben. So kann es nicht weitergehen. Aber wie? Nicht mit dem Kopf durch die Wand, es wäre wenig heilsam, brächte nur Verletzungen und käme nicht zum befreienden Durchbruch. Und nicht mit dem Rücken zur Wand, nichts ginge mehr (voran), ich bliebe rückwärts gewandt. Franz Sch-berts Messe klingt in mir auf: „Wohin soll ich mich wenden …?“
„Wendet euer Herz wieder zum Herrn und dient ihm allein.“ Dieser Aufruf richtet sich an eine Gemeinschaft. Ich bin also nicht allein aufgerufen, bin nicht nur auf mich selbst gestellt. Da sind noch andere, an denen ich mich orientieren kann. Vielleicht sehe ich sie auf einem Weg, den ich gerne mitgehen möchte. Oder sie wecken in mir den Wunsch, mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Über Fragen, die mich umtreiben, Erfahrungen, die mir schwer auf der Seele liegen. Ich hoffe, ihre Nähe tut mir gut, ihre Zuwendung hilft mir, mein Herz, mich, mit allem, was ich bin, auf Heilsames hin zu wenden.
„Wendet euer Herz wieder zum Herrn und dient ihm allein.“ Hinter diesen Worten steht ein Name, Samuel, biblischer Prophet und Richter. Die Gemeinschaft, der sie gelten, hat ein Gesicht. Es ist das biblische Israel, zu dem und dessen Gott Samuel gehört. Samuel muss seinem Volk in Erinnerung rufen, wem es sich verdankt. Dem, in dessen Name JHWH (für hebräische Ohren) „Ich bin für euch da“ anklingt. In seinem Namen hat Jahrhunderte später ein anderer, Jesus von Nazareth, gesagt: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“
„Wendet euer Herz wieder zum Herrn und dient ihm allein.“ Ich will mich in diesem Monat neu an ihm ausrichten, ihm mein Herz wieder zuwenden, der meinem Leben Richtung, Sinn und Halt gibt – „Geheimnis des Glaubens“. Weil ich täglich Gefahr laufe, auf Abwege zu geraten, zu verfehlen, was le-bensdienlich ist und mich vom Dasein und Dienst für andere abhält. Will Samuels Aufruf zu Herzen nehmen, wieder mich ganz Gott zuwenden. Wie Samuel im Sinne der Bedeutung seines hebräischen Namens auf diesen Einen hörte, will ich auf Gottes Stimme achten, zu seinem Dienst bereit – heute und morgen, einen ganzen Monat lang. Ob ich das schaffe? Ich weiß es nicht. Aber neu anfangen will ich. Wieder. Aus dem Weg räumen, was meine Wen-digkeit hemmt, mich abwendet von ihm. Denn Gott hat sich mir schon längst zugewandt und „wendet seine Güte nicht von mir“ (Psalm 66,20). Viele sind mit mir unterwegs, in seinem Sinn glaubend, hoffend, liebend. Gott sei Dank. Weltweit lesen, hören und bedenken in diesem Monat viele zu Hause und in ihren Gemeinden die Worte Samuels: „Wendet euer Herz wieder zum Herrn und dient ihm allein.“