Immer wieder geraten Menschen bei schweren Ereignissen im persönlichen Leben oder im Weltgeschehen in Bestürzung und Angst. Ungewissheit ergreift sie, sie fühlen sich bedrängt von Fragen, wie es mit der eigenen Existenz, mit dem Leben und Treiben im Umkreis, wie es vor allem weltpolitisch weitergehen kann und soll. Manchmal scheinen die verschiedenen Lebensebenen plötzlich auch eng miteinander verquickt zu sein, daher kaum oder gar nicht lenkbar. Alles ist auf einmal unsicher und jagt Angst ein.
Schon früh im Leben kann das geschehen: Wenn ich als Kind im Herbst abends noch einmal mit einem Auftrag nach draußen geschickt wurde, den holprigen Weg durch den dunklen Hof bis zur Dorfstraße allein finden musste, die mit wenigen Laternen beleuchtet war, meist aber ebenso dunkel und unberechenbar vor mir lag, dann machte ich mich mit Herzklopfen auf den Weg. Hinter jeder Ecke, jedem Strauch wähnte ich plötzlich Bösewichte oder ein wildes Tier, das mich womöglich angreifen würde. Geschichten und Märchen von bösen Geistern, von Räubern und Hexen fielen mir ein, sie schienen auf einmal ganz real zu sein und steigerten meine Angst. Wie gut war es da, wenn auf solchen Wegen im Dunkel mein Vater hin und wieder mitging. Manchmal verriet ich oder spürte er, wie mir zumute war, konnte dann gelassen sagen: „Ich bin doch bei dir, du musst keine Angst haben.“ Er lachte mich nicht aus, erklärte mich auch nicht für dumm. An besonders unwegsamen Stellen nahm er mich womöglich sogar an die Hand. Nie sehr fest – ich sollte lernen, allein in der Finsternis zurechtzukommen, eigenes positives Verhalten in solchen Situationen zu entwickeln, wirklich auch im Dunkel meinen Weg durchs Leben zu finden, meiner Furcht also Herr zu werden. Furchtlos sollte ich nicht werden, meine Angstgefühle aber unerschrocken und sachlich positiv einsetzen können zur Bewältigung dunkler Strecken. Zu dieser inneren Lebenshaltung gefunden zu haben, das bin und bleibe ich Vater tief dankbar.
Die Evangelien berichten, dass auch die Jünger nach Jesu Verhaftung bis zu seinem Tod am Kreuz von tiefer Bestürzung und Angst ergriffen waren. Was sich vor ihren Augen abspielte, konnten sie absolut nicht verkraften, zumal es ja auch sie selbst unmittelbar in Lebensgefahr brachte.
Bis sie den Gekreuzigten als Auferstandenen erlebten und seine Worte als neue, endgültige Zusage verstanden: Ich bin bei euch, ihr müsst keine Angst haben! Sie fanden zu der Gewissheit: Er lebt! Das gab ihnen neuen Mut und brachte sie auf den Weg als Zeugen und Botschafter für Jesus, den sie nun glaubten als den Herrn über Leben und Tod.
Ähnlich ging es der jungen Christenheit in den folgenden Jahrzehnten. Sie musste sich oft als verfolgte, verachtete, zumindest nicht ernst genommene Minderheit erfahren. Sicherlich kamen unter Christen, die daran dachten, dass die Zeit des Auftretens Jesu in Galiläa schon lange zurücklag, auch Fragen und Zweifel auf: War Christus wirklich der lebendige Herr? Gab man sich letztlich nicht einem Irrtum hin, wenn man ihn als den Auferstandenen, als Sohn Gottes glaubte und bezeugte?
Da wagten sich die Evangelisten daran aufzuschreiben, was sie vom Leben, Wirken und Predigen Jesu gehört hatten. Sie forschten nach, ob es womöglich schon Aufzeichnungen dazu gab. Wie gut für die Christenheit damals wie für uns, dass Matthäus auf die Worte Jesu stieß, wo und wann immer sie tatsächlich einmal gefallen waren: Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.
Mitten im Zweifel, in den Anfechtungen unserer Tage lassen sie es auch für uns Ostern werden. Sie ermutigen uns, munter und angstfrei wie die Jünger damals aufzubrechen in die Welt und Menschen für den zu gewinnen, der am Kreuz starb und auferstanden ist von den Toten.