Immer wieder wird es in den vielen Beiträgen der Dezember-Ausgabe der PASTORALBLÄTTER spürbar: Corona hat die gottesdienstliche „Landschaft“ nachhaltig verändert. Auch jetzt Ende August weiß niemand, wie übervolle Weihnachtsgottesdienste aussehen könnten. Gottesdienste mit Anmeldestopp? Gottesdienstmarathon an verschiedenen Orten? Gottesdienste ab 10.00 Uhr bis 22.00 Uhr an Heiligabend – zweistündlich, damit der Putztrupp in den Zwischenstunden desinfizieren kann? Geschlossene Gesellschaften? Irgendwie sind das alles Szenarien, die niemand mit diesem Fest verbindet. Advent und Weihnachten 2020 nötigt uns alle, neu zu denken.
Normalerweise platzen die Kirchen an Heiligabend aus den Nähten. Sodass nicht selten Maria, Joseph und die Namenlosen zu kurz kommen. Ich erinnere mich an Heiligabend-Gottesdienste, die so übervoll waren, dass zahlreiche Gottesdienstbesucher wieder weggingen und den Gottesdienst in der Nachbargemeinde besuchten, der eine Stunde später begann, und dort schon sicherheitshalber Plätze belegten.
In Corona-Zeiten denken wir neu und spüren die Provokation verschlossener Türen, das Elend der Zu-kurz- und Zu-spät-Gekommenen und den Ärger über die Platzhirsche. Wir vermissen den vollmundigen Gesang der Weihnachtslieder, spüren Abstand und Mundschutz noch störender als sonst. Was bedeuten Rücksicht und Achtsamkeit in solchen Zeiten?
Und drehen wir uns mit unseren Regeln, unseren Sorgen und unserem Verzicht nicht doch wieder nur um uns selbst?
In diese selbstbezogene, durcheinandergeratene und äußerst verletzte Welt hinein wird Gott geboren. In meine Angst hinein wird Gott geboren.
In deine Kränkungen und Krankheiten hinein.
Ich lag in tiefster Todesnacht, du wurdest meine Sonne.
Es ist viel Ernst um die Krippe, um dieses Kind.
Und deshalb, weil es Gott Ernst ist, ist das, was geschieht, für uns ein Segen.
Und: Gott bleibt. Siehe – sagt Jesus – ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende. Wir feiern wohl ein wichtiges Fest auf bisher nicht gewohnte Weise. Aber die Botschaft des Festes bleibt nicht auf Abstand. Sie wird uns zugesprochen – jeden Tag neu.
Gott ist da. Hier. In dir. In mir. In diesem Licht. In seinem Wort. Heute, morgen, übermorgen.
In Brot und Wein.
In manchmal müden Augen.
In abgearbeiteten Händen.
In unaufgeräumten Herzen.
In unerfüllter Liebe.
In der Sehnsucht nach Zärtlichkeit und Nähe.
In der Hoffnung auf gute Nachricht.
In wunden Seelen ist Gott da und sagt: Ich bleibe. Ohne Abstand.
Predigtpreis für Prädikantinnen und Prädikanten
Die PASTORALBLÄTTER gehen 2021 ins 161. Jahr und sind damit die älteste deutschsprachige praktisch-theologische bzw. homiletische Zeitschrift.
Seit 1858/1859 hat sich die homiletische Landschaft durch politische, innerkirchliche und erkenntnisleitende Veränderungen immer wieder gewandelt, haben sich die Landeskirche und Kirchengemeinden auch personell neu aufgestellt. Was vor über 160 Jahren undenkbar war, ist heute nicht mehr wegzudenken: Sogenannte „Laien“ (Laienprediger, Ältestenprediger, Hilfsprediger und Predigthelfer – durchweg in der „Wertigkeit“ gegenüber „Volltheologen“ herabgestuft) nehmen, bestens ausgebildet, auf Augenhöhe mit Pfarrerinnen und Pfarrern und hochmotiviert, Predigtdienste in Gottesdiensten und bei Kasualien wahr, spenden Sakramente und halten die kirchlichen Dienste maßgeblich am Leben.
Deshalb lobt der Verlag 2021 nach den erfreulichen Erfahrungen mit dem „Nachwuchs-Predigt-Preis 2020 einen Predigtpreis für Prädikantinnen und Prädikanten aus.
Der vorgegebene Sonntag ist der 6. Sonntag nach Trinitatis mit dem thematischen Schwerpunkt „Taufe“. Predigttext ist der „Missionsbefehl“ aus Matthäus 28,16–20. Spätester Abgabetermin ist der 15.2.2021. (Leider sind natürlich die schon als Autorinnen und Autoren der PASTORALBLÄTTER aktiven Prädikantinnen und Prädikanten von der Teilnahme ausgeschlossen.)
Eine Jury um Schriftleiter Pfarrer Gerhard Engelsberger wird die eingesandten Predigten bewerten.
Folgende Voraussetzungen sind zu erfüllen:
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer senden bis zum 15. Februar 2021
- eine Predigt zu Matthäus 28,16–20 (Perikopentext am 6. Sonntag nach Trinitatis 2021) mit maximal 12.000 Zeichen inkl. Leerzeichen
- zwei (ein Eingangs- oder Tagesgebet, sowie Bausteine für ein Fürbittengebet) Gebete aus eigener Formulierung
- fünf Liedvorschläge aus dem Stammteil des EG
- sowie eine Überschrift für das Ganze
- als Word (oder pdf)-Datei an den Schriftleiter: mail@gerhard-engelsberger.de.
Die drei Gewinner/innen erhalten ein kostenloses Jahres- Abonnement der PASTORALBLÄTTER und einen Buchgutschein des Verlags, die/der 1. Preisträger/in 250,- Euro, die/der 2. Preisträger/in 150,- Euro, die/der 3. Preisträger/in 100,- Euro. Die Predigt der/des 1. Preisträgers/in wird in den PASTORALBLÄTTERN veröffentlicht.
Diesen Hinweis sollten Sie bitte an die Prädikantinnen und Prädikanten, Lektorinnen und Lektoren weitergeben, die Sie kennen und die vielleicht gerade in diesen arbeitsreichen Advents- und Weihnachtstagen wesentliche Dienste in Ihren Gemeinden tun.
Ihnen von Herzen eine gesegnete Advents-, Weihnachts- und Jahreswechselzeit. Es ist schön, mit Ihnen auf diese Weise – mit Abstand und doch gemeinsam – in diese Zeit zu gehen.
Gerhard Engelsberger