Wider den Zeitgeist – Ins Stammbuch geschrieben

2017 schrieb eine Zeitung: „Der Zeitgeist ist grün und gesund.“ (Noch, merke ich Anfang 2020 an.)
„Deutscher Zeitgeist 2018: Gehässiger Nationalismus, der sich immer noch unterdrückt vorkommt“, lese ich im Internet.
2019 wird weltweit zum erfolgreichsten Jahr der Populisten: schreien, lügen, herrschen.
2020 wird nicht nur – ich schreibe im Januar – gezielt mit Drohnen getötet, werden dem Irak und dem Iran aus Washington „fürchterliche Strafaktionen“ angedroht, die Welt immer weiter destabilisiert, während halb Australien abzubrennen droht – der Zeitgeist treibt auch ein äußerst lähmendes Unwesen.
Goethes Dr. Faust meint:
„Was ihr den Geist der Zeiten heißt,
Das ist im Grund der Herren eigner Geist,
In dem die Zeiten sich bespiegeln.“
Geht uns – im Gegensatz und im Widerspruch zu den Herren – die Luft aus?
40 ist die biblische Zahl der Fülle, die Zahl einer Ewigkeit.
50 ist eine Ewigkeit und noch beide Hände voll mehr. Mehr ist einem Menschen nicht gegeben, als eine Ewigkeit und noch beide Hände voll mehr.
Die Jünger warteten eine Ewigkeit.
Ostern, Himmelfahrt, nichts hatte sie aus der Lethargie gerissen.
Kein Osterfeuer, kein Engelwort, kein Abschiedswort Jesu.
Die Morgenluft war den Jüngern ausgegangen. Sie warteten, berieten, planten, rechneten, diskutierten, trauerten hinter verschlossenen Türen mit wunder Seele und vager Hoffnung.
Kirche eben.
Damals schon Kirche eben.
Schon damals der Ort, an dem man die Stimme senkt, den Schritt verlangsamt, wo man meist ein künstliches Licht braucht.
„Komm, Herr“ – der alte Ruf der Kirche.
Sie kommt nicht zurecht ohne ihn.
„Komm, Herr“ – unsere Glut ist Asche, unser Traum verliert sich, unser Lied trägt nicht weit.
„Komm, Herr.“
„Komm“, ruft einer, der einen Mangel spürt.
Und Gott hört. Nach einer Ewigkeit und zwei Händen voll Zeit, am fünfzigsten Tag nach der Auferstehung bricht der Himmel unwiderstehlich auf.
Bricht die Mauer des Schweigens,
die Klagemauer,
der Sorgenwall,
bricht die Erde,
bricht alles auf,
und schwemmt das Alte weg.
„Siehe, ich mache alles neu.“
Wie ein Feuersturm alles Verdorrte verzehrt.
Wie ein Wolkenbruch alles Dürstende schwemmt.
So begeistert Gott seine Kirche.
Schwemmt Sprachgrenzen weg,
vertreibt jedes „Aber“ aus dem Herzen
und bläst der Welt einen Atem ein,
der frisch ist wie der Schöpfungsmorgen
und reicht für alle Ewigkeit.
Und du?
Hast gebadet im Wasser der Taufe.
Über dir ist ein Wort gesagt, unauslöschlich: Ich liebe.
In dir sprudelt die Begeisterung Gottes.
Komm, sagt der Geist, komm!
Draußen ist Tag.
Draußen ist Licht.
Lass sehen.
Du gewinnst, wenn du gibst.
Lass hören.
Jeder wird dich verstehen.
Lass leben.
Du bist ein Ort Gottes.
In dir perlt die Begeisterung Gottes.
Ich lebe, hat Jesus gesagt.
Und du sollst auch leben.
Uns Predigtenden, uns Hörenden ins Stammbuch geschrieben.

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