Bei einem Schulanfängergottesdienst versammelt sich eine „bunte Mischung“ in der Kirche – bunt gemischte Menschen mit bunt gemischten Gefühlen.
Es sind (hoffentlich) alle gekommen, die heute in die erste Klasse kommen, viele Kindergartenfreund/innen, die nächstes Jahr in die Schule kommen, Mütter, Väter und Großeltern, die mitgekommen sind, ehemalige Erzieher/innen und zukünftige Lehrer/innen.
Und so verschieden die Menschen, die gekommen sind, so verschieden sind auch die Gefühle: kribbelnde Vorfreude, Aufregung, Furcht und Spannung bei den ABC-Schützen; heimlicher Stolz und oft übermäßige Sorge bei den Eltern, Neugierde und Vorfreude bei den zukünftigen Lehrer/innen.
Ein Schulanfängergottesdienst hat darum m. E. die Aufgabe, Spannungen zu lösen, Ängste zu nehmen, Selbstbewusstsein zu stärken und Mut zu machen. Dazu ein Vorschlag, der sich in der Durchführung als relativ leicht und in der Wirkung als besonders gut erwiesen hat:
„Swimmy“ (Geschichte von Leo Lionni)
1. Materialien/Technik/Mitarbeiter/innen
Benötigt werden eine Projektionswand, Beamer oder Overheadprojektor, Liedblätter.
Gut ist es, wenn sich je ein Vater und eine Mutter, zwei Lehrer/innen und zwei Erzieher/innen an dem Fürbittengebet beteiligt.
2. Geschichte wird frei erzählt – unterstützt durch Folien
Grundlage ist das Bilderbuch „Swimmy“ von Leo Lionni, © 1963, deutsch von James Krüss, 2004 für die deutschsprachige Ausgabe Verlag Beltz & Gelberg, Weinheim/Basel.
Die Folien muss man aus dem Bilderbuch selbst einscannen und auf Overheadfolien drucken oder mit Beamer projizieren.
3. Auslegung: Kleine gemeinsam sind groß
Die Auslegung kann die mutmachende Geschichte in drei Schritten auf die Situation der Schulanfänger übertragen:
a. Ihr seid auch alle miteinander so kleine Swimmys. Die Schule, die liegt jetzt vor euch wie ein riesengroßes, unbekanntes Meer. Aber ihr braucht euch nicht zu fürchten; denn:
b. ... ihr Kinder seid so neugierig und so fröhlich wie Swimmy.
c. ... ihr seid nicht allein (Freund/innen, Eltern, Lehrer/innen).
3. Gott ist bei euch.
Vorschlag für ein Fürbittengebet
Pfarrer/in:
Lieber Vater im Himmel, du sagst uns, dass du mit uns gehst. Das machst uns Mut für den neuen Weg – auch jetzt in die Schule. Höre, was wir am meisten von dir erbitten:
Vater/Mutter 1:
Wir bitten dich für alle Kinder, die heute in die Schule kommen: Erhalte ihnen ihre Freude am Lernen, ihre Neugier auf alles Neue und ihr Vertrauen in die Lehrer.
Erzieherin 1:
Wir bitten dich für die Schulanfänger, die ängstlich und scheu sind. Schenke ihren kleinen Herzen viel Mut, und gute Freunde, die ihnen zur Seite stehen.
Lehrer/in 1:
Wir bitten dich für die Schulanfänger, die lebhaft und energiegeladen sind. Schenke ihnen Geduld mit sich selbst und mit den anderen, damit ihnen die Freude an der Schule erhalten bleibt.
Erzieherin 2:
Wir bitten dich für die Schulanfänger, die gar keine Lust haben auf die Schule. Überrasche sie, wie schön und spannend das Lernen sein kann, dass sie jeden Tag lieber zur Schule gehen.
Lehrer/in 2:
Wir bitten dich für die Eltern. Schenke ihnen Vertrauen in ihre Kinder, Gelassenheit im Umgang mit verpatzten Noten und Freude an jedem Fortschritt ihrer Kinder.
Vater/Mutter 2:
Wir bitten dich für die Lehrer, dass sie die Kinder wertschätzen, ihnen ihre Arbeit Freude macht und sie täglich neu Kraft und Geduld haben.
Segnungsformel
Was sowohl den Kindern als vor allem auch den Eltern besonders guttut, das ist eine Segnung aller Kinder. Während des Schlussliedes kommen alle ABC-Schützen nach vorne und werden je zu zweien mit Handauflegung gesegnet.
Christus spricht:
Ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Welt.
Der Gott des Friedens heilige euch durch und durch, er bewahre euren Leib samt Seele und Geist unversehrt. Gott ist treu, der euch berufen hat. Amen.
Liedvorschläge
316,1.2.4 (Lobe den Herren, den mächtigen König)
209,1–4 (Ich möcht’, dass einer mit mir geht)
Menschenskinderlieder I/100 (Kindermutmachlied)
395,1–3 (Vertraut den neuen Wegen)
Auslegung zu Swimmy: Kleine gemeinsam sind groß
Ihr seid auch alle miteinander so kleine Swimmys. Die Schule, die liegt jetzt vor euch wie ein riesengroßes unbekanntes Meer.
Und was es da alles zu entdecken gibt!
Die Buchstaben ...
Die Welt der vielen dicken Bücher ...
Die Zahlen ...
Die Welt der Rechner, Computer und Maschinen ...
Die Erdkugel mit all ihren Ländern und Städten ...
Die Natur mit all ihren Tieren und Pflanzen ...
Das kennt ihr alles noch gar nicht richtig. Im Kindergarten und zu Hause hat man euch da neugierig drauf gemacht – manches könnt ihr auch schon. Mit der Schere schneiden. Mit dem Pinsel malen. Vielleicht sogar schon euren Namen schreiben.
Und heute schwimmt ihr los, so wie der kleine Swimmy.
Manchmal kann man da auch richtig Angst bekommen. Die Schule und alles, was man da lernen muss, kommt einem so riesig vor. So riesig wie das Meer. Dort gibt es so viel zu sehen und kennenzulernen und natürlich auch zu lernen. Da hat man Angst, dass man das nicht schafft, oder dass das alles ganz furchtbar viel Mühe macht. Manche von euch haben es ja an den älteren Geschwistern vielleicht schon mitbekommen, wie die sich manchmal abquälen. Da mag einem manchmal richtig die Lust vergehen. Ich bin heute hier, um euch zu sagen: Ihr braucht davor keine Angst zu haben. Ihr dürft genauso mutig und fröhlich in das große Meer „Schule“ reinschwimmen wie der kleine Swimmy.
Und soll ich euch auch sagen, warum ihr keine Angst zu haben braucht?
1. Das Tolle an euch Kindern ist, dass ihr so neugierig und so fröhlich seid. Das ist wie bei dem Swimmy: Wenn der etwas entdeckt hatte, was ihm unheimlich war oder was ihm Angst machte, da ist er schnell weitergeschwommen und es hat gar nicht lange gedauert, da war er wieder froh und neugierig. Das steckt auch in euch Kindern drin!
2. Und ihr seid nicht allein. Da ist ein ganz großer Schwarm von Kindern, die mit euch in die Schule gehen. Eure Freunde aus dem Kindergarten, andere, neue Kinder, die jetzt vielleicht eure Freunde werden. Und Mama und Papa sind dabei, und natürlich die Lehrer, die nicht dafür da sind, um euch Angst zu machen, sondern mit euch durch das große Meer zu schwimmen und euch all die wunderbaren Dinge zu zeigen und zu erklären, die ihr in eurer Schulzeit entdecken werdet.
3. Und – was das Allerwichtigste ist: Gott ist bei euch. Der große Gott, der euch schon gekannt hat, als ihr noch winzig klein im Bauch eurer Mutter wart, und der gesagt hat: Den da, den mache ich mit blonden Haaren, und den mit Locken, und den, den mache ich groß und schlank – und den anderen da, den mache ich kräftig und lustig.
Er ist bei euch. Immer. Jeden Morgen, wenn ihr in die Schule geht. Jede Stunde, wenn ihr im Klassenzimmer sitzt, und jeden Tag, den ihr mit euren Lehrern und euren Mitschülern verbringt.
Nie geht Gott weg von euch. Er schaut euch zu. Und er freut sich, wenn ihr glücklich seid. Und er schenkt euch neuen Mut, wenn ihr traurig seid. Und er sieht auch genau hin, ob ihr mit euren Freunden freundlich umgeht, weil er sich das von euch am allermeisten wünscht.
Wenn ihr also heute zum ersten Mal in die Schule geht, dann müsst ihr das wissen: Nicht nur Mama und Papa gehen mit, nicht nur euer neuer Lehrer ist bei euch – sondern auch der große freundliche Gott. Und der bleibt bei euch alle Tage – so lange, bis ihr selbst einmal erwachsen seid.
Wenn ihr das wisst, dann ist euer Herz voller Mut und Freude und ihr braucht keine Angst zu haben vor dem Neuen.