Freue dich und sei fröhlich, du Tochter Zion! Denn siehe, ich komme und will bei dir wohnen, spricht der HERR.
Sacharja 2,14
Die Krimiautorin Agatha Christie erzählt in ihrer Lebensgeschichte: „An eine der Lehrerinnen erinnere ich mich … Sie war mager und klein gewachsen und hatte ein vorstehendes Kinn. Ganz unerwartet (mitten in einer Mathematikstunde) ließ sie eines Tages eine Rede über Leben und Religion vom Stapel. ,Ihr alle – jede einzelne von euch – werdet einmal eine Zeit der Hoffnungslosigkeit durchmachen. Wer nie in eine verzweifelte Lage gekommen ist, wird nie eine wahre Christin geworden sein oder ein christliches Leben kennengelernt haben. Um Christin zu sein, müsst ihr dem Leben ins Auge sehen und ihm die Stirn bieten, so wie Christus dem Leben ins Auge gesehen und ihm die Stirn geboten hat. Ihr müsst euch der Dinge erfreuen, deren Er sich erfreut hat … Aber ihr müsst auch erfahren, wie Er es erfahren hat, was es heißt, im Garten Gethsemane allein zu bleiben mit dem Gefühl, dass alle deine Freunde dich verlassen haben, dass jene, die du liebtest und denen du dein Vertrauen schenktest, sich von dir abgewendet haben, und dass Gott selbst dich verlassen hat. Dann halte an dem Glauben fest, dass das nicht das Ende ist. Wenn ihr liebt, werdet ihr leiden, und wenn ihr nicht liebt, werdet ihr niemals die Bedeutung eines christlichen Lebens begreifen.‘ Worauf sie mit gewohnter Energie auf die Zinseszinsrechnung zurückkam. Aber es ist doch seltsam, dass mir diese Worte mehr als jede Predigt, die ich je gehört habe, im Gedächtnis haften geblieben sind und viele Jahre später zu einer Zeit neue Hoffnung gegeben haben, als ich von tiefer Verzweiflung erfüllt war“, erzählt sie.
Am Ende ihres Buches schreibt sie: „Glaube, Liebe, Hoffnung, so heißt die oft zitierte Dreiheit. Aber vielleicht schenken wir der dritten Tugend zuweilen recht wenig Beachtung. Vom Glauben, könnte man sagen, haben wir oft schon zu viel gehabt … Dass die Liebe das Wesentliche ist, wissen wir in unserem Herzen. Aber wie oft vergessen wir, dass es auch die Hoffnung gibt …? Wir sind nahe daran, zu verzweifeln, uns in die Worte zu flüchten: ‚Was hat das alles noch für einen Sinn?’ Hoffnung ist die Tugend, die wir in der heutigen Zeit mehr als alles andere pflegen sollten.“
Hinter uns liegen niederdrückende Zeiten. Die Adventszeit schlägt neue Töne an. Früher war sie eine Buß- und Fastenzeit. Fastentage wurden eingelegt. Frauen trugen in der Kirche dunkel oder schwarz. Die Orgel verstummte. Heutzutage ist Advent eine Zeit, auf die wir uns freuen. Wir feiern mit allen Sinnen, mit Augen, Ohren und Nase. Aus der Küche duftet es nach Zimt, Kardamom und Glühwein. Tannenzweige und Kerzen schmücken die Wohnung. Die alten Weihnachtslieder werden wieder angestimmt, auch wenn wir schon bei der zweiten Strophe ins Stocken kommen. Und draußen glitzern die Straßen mit tausend Lichtern. Und sind wir schon grauhaarige Adventsskeptiker, die alles schon so oft erlebt haben, so stecken uns die Kinder aufs Neue mit ihrer Vorfreude an. Aber bei all dem, was uns das Herz erwärmt, ist das Wichtigste die Hoffnung.
Eindringlich spricht in diesem Monat der Prophet Sacharja zu uns. Obwohl er schwere Zeiten hinter sich hat und vielleicht noch mittendrin im Schlamassel steckt, sieht er nicht zurück. Er vergräbt sich nicht in Groll, Bitternis und Klagen. Er überlässt die Zukunft nicht der Angst. Hoffnung heißt sein Lebenselixier. Denkt daran: Gott hat uns nicht vergessen. Gott schenkt uns neuen Mut, auch mitten in dunkler Zeit. Es gibt einen viel größeren Raum als mein kleines Leben. „Freue dich und sei fröhlich, du Tochter Zion! Denn siehe, ich komme und will bei dir wohnen, spricht der HERR“, sagt Sacharja. Erwartet das Heil von keiner Weltmacht, von keiner Großmacht! „Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin … Der Kriegsbogen soll zerbrochen werden … Er wird Frieden gebieten den Völkern.“ Gott will in euer Herz einziehen. Er will eure Niedergeschlagenheit, euren Pessimismus und euren Groll mit Freundlichkeit besiegen.