3. April 2022
5. Sonntag der Passionszeit: Judika
Der Menschensohn ist nicht gekommen, sich dienen
zu lassen, sondern dass er diene und gebe sein Lösegeld für viele.
Matthäus 20,28
Dienen ist Jesu Programm. Er will anderen dienen und tut alles, was er kann und was in seiner Macht steht, um zu dienen. Er geht bis zum Äußersten. Gibt sich und sein Leben hin für viele, als Lösegeld für die Unerlösten. Jesu Leben bis zu seinem Tod und darüber hinaus zeigt seinen Dienst für andere in vielen Geschichten: Als Sohn des Höchsten, als Menschensohn wird er ein Mensch auf Erden. Unter Menschen begibt er sich, um ihnen zu helfen, sie zu heilen, ihnen von einem Leben mit Gott zu erzählen und sie dazu einzuladen. Er wäscht seinen Jüngern wie ein Diener die Füße, irritiert sie dadurch und erklärt, dass derjenige der Größte sei, der diene. Ein Leben als Kind Gottes bedeutet, dass ich liebe und diene. Das lebt Jesus uns vor.
Das Programm eines gelingenden Lebens klingt heutzutage ganz anders. Denn da heißt es eher: Tu etwas für dich! So viel wie möglich hol aus dem Leben für dich heraus. Grenze dich ab. Sieh zu, dass du anderen nicht dienst und dich nicht ausnutzen lässt. Optimiere dich und dein Leben. Wenn du oben bist und andere dir dienen, hast du es geschafft. Hilf dir selbst und feile an deinem Lifestyle. Andere sind wichtig, wenn sie dir nützen. Und Gott? Der ist überflüssig, den brauchst du nicht. Du bist doch selber genug als Gestalterin, als Gestalter deines Lebens.
Spannend und sicher spannungsreich, wenn Jesu Programm des Dienens auf das heute gängige Lebensprogramm trifft, das weitgehend auf Selbstoptimierung zielt. Das ist die Herausforderung, vor der wir stehen, wenn wir Christinnen und Christen sein wollen und ihm, dem Menschensohn, nachfolgen. Aber wir sind erlöst vom Zwang, uns ständig optimieren zu müssen, denn Gott hat uns gut und schön geschaffen. Als geliebte Kinder wollen und können wir anderen und Gott dienen. Dann fällt es uns hoffentlich nicht so schwer, von uns abzusehen und von unserer Selbstoptimierung. So können wir einen besonderen christlichen Lifestyle erleben und Liebe spüren im Dienst an anderen.
10. April 2022
6. Sonntag der Passionszeit: Palmsonntag
Der Menschensohn muss erhöht werden, auf dass alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.
Joh 3,14b-15
Ein facettenreiches Verständnis von Erhöht-Werden hat Johannes. Jesu mahnendes Wort klingt in mir, wenn ich an „Erhöht-Werden“ denke: „Wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden.“ Jesus hat sich aber nicht selbst erhöht. Er wurde erhöht. Zunächst ans Kreuz erhöht. Das war nicht ruhmreich. Eine beschämende Erhöhung haben die Römer an Jesus vollzogen, indem sie ihn kreuzigten. Aber der Evangelist Johannes denkt die Erhöhung anders. Sie musste für das Heil aller Gläubigen geschehen und sie geht viel weiter bis zur Auferstehung, bis zum neuen ewigen Leben und bis in den Himmel. Diese Erhöhung geht von Gott aus.
Und er knüpft eine Geschichte von einer Erhöhung an, die vor Jahrtausenden in der Wüste geschah, als Israel auf dem Weg in die Freiheit war. Damals wurden die Israeliten von Giftschlangen bedroht, die Gott geschickt hatte, weil das Volk ständig murrte. Schließlich erkannten die Israeliten ihr Unrecht und baten Mose um Hilfe. Er wandte sich zu Gott und bekam die Aufgabe, eine bronzene Schlange an einen Stab zu fixieren. Wer gebissen wurde und zu der Schlange aufsah, wurde gerettet. Ein böses Zeichen, die giftige Schlange, wird damals zum Rettungszeichen, so wie im christlichen Glauben das Kreuz, eine furchtbare Tötungsmethode der Römer, zum Heilssymbol wird. Jesus musste erhöht werden, sagt Johannes, damit sich für die Menschen etwas ändert. Wer glaubt, hat an dieser Erhöhung teil, hat teil am ewigen Leben. Muss sich nicht selbst erhöhen, sondern wird erhöht.
17. April 2022
Ostersonntag
Christus spricht: Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle.
Offenbarung 1,18
Jesus Christus war tot. Tagelang tot und im Grab. Im „Reich des Todes“ war er, sagt unser Glaubensbekenntnis. Die vielen Berichte in den Evangelien erzählen das sehr einhellig und schildern auch die Trauer, die das auslöste bei seinen engsten Freundinnen und Freunden. Alles war zu Ende. Aus war der Traum vom Reich Gottes, aus der Traum von einem neuen Leben mit Jesus. Die Jünger versteckten sich voller Furcht nach Jesu Tod. Die Frauen hatten ihren Salbungsdienst am Leichnam Jesu im Sinn und machten sich auf den Weg zum Grab. So ist das, wenn einer tot ist. Was will man da mehr sagen und tun? Und es wäre auch nicht mehr berichtet worden, wenn Jesus im Tod geblieben wäre.
Jesus Christus spricht hier in der Offenbarung von sich selbst als einem, der tot war und nun lebendig ist. Wer spricht, muss lebendig sein. Unmöglich wäre, dass ein Toter sprechen kann. Deshalb muss man genauer hinsehen. „Und siehe!“ Schau dir das an. Den Impuls gibt Jesus. Im Johannesevangelium hat Maria Magdalena Jesus als Erste gesehen und gesprochen. Das hat geholfen und alles Weitere in Gang gesetzt: die Verkündigung der Auferstehung, die Missionsbewegung und die christliche Kirche. Auch Thomas darf Jesus noch mal sehen und berühren. Sonst hätte er es nicht glauben können, dass ein Toter lebt. „Und siehe, ich bin lebendig …“ Einige der Jünger haben ihn gesehen als Lebendigen an Ostern oder danach.
Aber es kommt an Ostern nicht nur darauf an, dass Jesus wieder lebt, der tot war. Ostern feiern wir, dass Jesus den Tod für immer besiegt hat und die Schlüssel des Todes und der Hölle hat. Hoffentlich sind Totenreich und Hölle nun verschlossen für alle Zeiten. Denn Jesus will nicht, dass wir an diesen Orten landen und verloren gehen. Er will, dass die Welt gerettet wird und wir mit ihr. Wir dürfen leben und müssen nicht im Reich des Todes sein.
24. April 2022
Quasimodogeniti
Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.
1. Petrus 1,3
Die Idee der Wiedergeburt scheint Menschen zu faszinieren. Eine interessante Vorstellung, dass wir nicht nur unser jetziges Leben haben, sondern noch ein weiteres oder viele Leben danach. Was für eine hoffnungsvolle Idee: Jeder und jede kann zu etwas Höherem und Besserem wiedergeboren werden. Und auch die andere Variante gibt es, dass Menschen als Konsequenz für ihr schlechtes Leben zu etwas Niedrigerem wiedergeboren wer-den. Diese Denkmöglichkeiten gibt es in der Tat in den östlichen Religionen, im Hinduismus und Buddhismus. Das jetzige Leben ist dort relevant dafür, wie das nächste wird. Aber der Kreislauf des ständigen Wiedergeborenwerdens gilt nicht als positiv. Ziel wäre, daraus mal endlich ausbrechen zu können und anzukommen im Nirwana.
Wenn Menschen von der Idee des Wiedergeborenwerdens reden, dann erklären wir als Christen schnell, dass dieses Denken in den östlichen Religionen verortet ist und dass es mit dem jüdisch-christlichen Denken nichts zu tun hat. Das ist schade, denn das Neue Testament redet an mehreren Stellen vom Wiedergeborenwerden. Und wir haben sogar den 1. Sonntag nach Ostern diesem Thema gewidmet: Wie die Neugeborenen sind wir. Aber im christlichen Denken gibt es natürlich ein anderes Konzept von Wiedergeburt. Der Ausgang des Wiedergeborenwerdens ist klar und nur positiv: Zu einer lebendigen Hoffnung und zu einem neuen Leben werden wir wiedergeboren. Wir müssen uns auch nicht selbst anstrengen, um dorthin zu kommen. Gott hat es schon längst vollbracht in seiner Barmherzigkeit durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten. Gott hat uns wiedergeboren. Es bleibt nicht unklar, ob wir diese Wiedergeburt jemals erleben werden und wann sie kommt. Wer Ja sagt zu dieser barmherzigen Wiedergeburt, der ist jetzt schon neu geboren. Wiedergeboren zu einem neuen unvergänglichen Leben, für das Gott sorgt. Es bleibt bei dieser einmaligen Wiedergeburt. Wir geraten nicht in einen Kreislauf. Was für eine entspannte Vorstellung. Das ist eine leichte Geburt zu einem guten Leben, die möglich ist für alle. Dafür können wir Gott nur danke sagen und ihn loben.