Sara aber sagte: Gott ließ mich lachen.
1. Mose 21,6 (E)
Eine der sympathischsten Figuren im Älteren Testament ist Sara. Wir hören sie nämlich lachen. Und dieses Lachen steckt an. Grund für ihre Erheiterung boten drei Reisende, die eines Tages vor ihrer Jurte standen, die sie sich mit dem alten Abraham, ihrem Mann, teilte. Beide gehörten sie zu einem wandernden Hirten- und Nomadenvolk, das mit seinen Herden von Ort zu Ort zog und immer wieder neue, geeignete Weideplätze suchte. Sara und Abraham, ein in die Jahre gekommenes Ehepaar, das schon viel von der Welt und vom Leben gesehen hatte, bekommt also Besuch. Gott besucht sie in der Gestalt von drei Reisenden. Und diese Reisenden bringen Abraham eine Botschaft, während Sara irgendwo hinter ihnen im Zelt wirtschaftet, um ihnen ein Essen zuzubereiten. Und sie bekommt dort hinter den dünnen Zeltwänden mit halbem Ohr und durchaus neugierig die Botschaft der drei Reisenden mit: Wir werden wiederkommen, übers Jahr; und dann wird Sara einen Sohn haben.
Wir stellen uns den Moment des Schweigens vor, der sich über Abraham legt und auch über das Zelt, in dem Sara steht. Sie sieht ihre Hände, weiß vom Brotkneten, und das Mehl auf den Händen lässt die Falten ihres langen Lebens deutlich hervortreten. Sie ist eine alte, in Würde gereifte Frau, die das Kapitel Kinderwunsch längst abgeschlossen hat. Von dem alten Kerl an ihrer Seite ganz zu schweigen. Und ob sie nun das Mehl in der Nase kitzelte, oder der Gedanke einfach ihr Zwerchfell erreichte und dort ein Eigenleben bekam, unversehens lachte sie los. Die Bibel schreibt zwar höflich, um wohl die gebührende Demut gegenüber Gott, dem Herrn nicht ganz preiszugeben: Sie lachte bei sich selbst, also in sich hinein, aber ich stelle mir vor, wie es wohl war: Sie lachte sich schlapp. Diese ältere Dame, die gerade noch Brot knetete, steht von einer Sekunde zur anderen da wie eine junge Frau, die sich schüttelt vor Lachen, die nicht mehr aufhören kann, die außer Atem kommt, und die spürt, wie ihr die Tränen in die Augen schießen. Kein Auslachen, kein gespieltes Hahaha, da lacht jemand aus ganzer Heiterkeit. Und da geht es mir wie immer, wenn ich sehe, wie sich jemand nicht mehr halten kann vor Lachen: Ich kann nicht anders, als mit Sara mitzulachen.
Ach, wie ich Sara liebe wegen dieses Lachens! Lassen wir doch all die protestantisch moralischen Fragen für diesen kostbaren Moment der Heiterkeit einmal beiseite: War das unhöflich? Darf man schmunzeln, geschweige denn prusten über Gottes recht ungewöhnliche Verheißungen? Man und frau darf. Aus ganzem Herzen. Denn heiteres Lachen schenkt Freude. Gott schenkte Sara eben nicht nur gegen alle Erwartungen ein Kind, er schenkte ihr zuallererst das Lachen, die notwendige Heiterkeit. Und die Himmel ließen sich bestimmt von ihr anstecken und lachten mit. Herrlich auch der Dialog hinterher: Die drei Reisenden fragen Sara: Warum hat Sara gelacht? Sollte Gott etwas unmöglich sein?
Ich stelle mir vor, wie Sara sich das Gesicht abwischt und mit immer noch glucksender Stimme und kindgleich sagt: Ich hab‘ doch gar nicht gelacht. Und einer der Reisenden sagt: Doch, hast du. Alle wissen es doch längst, aber diese herrlichen Dialoge führen die Heiterkeit ja nur fort und bleiben in der Freude. Ich stelle mir überhaupt keine ernsten, schwarz gekleideten Reisenden in dieser Szene vor, vor denen sich Abraham und Sara etwa fürchten müssten. Ich stelle mir vor, wie sie ihrerseits mit strahlenden, heiteren Gesichtern diese Botschaft überbrachten und aus ganzem Herzen mitlachten, als Sara mit ihrem Lachen die Zelthäute beben ließ. Lassen wir diese Heiterkeit zu, dann offenbart sich hinter Saras Lachen die Antwort auf den Zweifel der Menschen. Im Lachen lässt Gott uns jung bleiben. Auch in hohem Alter, wider allen Anschein. Und wenn er das vermag, ist ihm auch nichts anderes unmöglich. Lachen schenkt Freude. Und die Himmel bleiben heiter. Sara nannte ihren Sohn schließlich Isaak. Ein Wortspiel in ihrer alten Sprache, das genauso bedeuten kann: Gott schenkte mir ein Lachen.