Die Wochensprüche im April 2023

2. April 2023

6. Sonntag in der Passionszeit/Palmsonntag

Der Menschensohn muss erhöht werden, damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.

Johannes 3,14b.15

Gleich fünffach kann man auf unseren Wochenspruch blicken: Ein erster Blick, besonders heute am Palmsonntag, fällt natürlich auf den auf einem Esel nach Jerusalem einziehenden Jesus. Nicht auf einem hohen Ross kommt Jesus daher. Nur leicht erhöht sieht er auf die jubelnde Menge. Vielleicht ahnt er da schon, was am Karfreitag auf ihn zukommen wird.

Dem Karfreitagsgeschehen gilt der zweite Blick. Da blickt die ganze Christenheit auf Jesus, den Gekreuzigten. Am Kreuz auf Golgatha wurde er im wahrsten Sinn des Wortes erhöht. Kein schöner Tod war das. Sehr qualvoll starb Jesus. Ein dritter Blick würde gerne mehr von Maria, der Mutter Jesu erfahren. Wie sehr sie wohl mit ihrem jämmerlich am Marterpfahl hängenden Sohn mitleidet? Der Evangelist Johannes erzählt davon nichts, aber davon, dass der sterbende Sohn seine Mutter und seinen Lieblingsjünger aneinander weist (Joh 19,25f). Lasst uns viertens mit dem Evangelisten Lukas (23,39–43) auf die zwei Übeltäter schauen, die links und rechts von Jesus mit gekreuzigt waren. Alle drei sind sie erhöht. Einer der beiden fordert von Jesus ein Rettungs-Wunder; der andere erkennt den Ernst der Lage und bittet: „Jesus, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst!“ Kurz vor seinem Tod sprach Jesus zu ihm: „Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“

Der fünfte und letzte Blick richtet sich auf alle, die an Jesus glauben, die quasi auf ihn schauen. Denn was wären die ersten vier Blicke ohne die Herzen und Augen derer, die damals und durch die Zeiten hindurch glaubend auf Jesus, den Gekreuzigten, sehen?

9. April 2023

Osterfest

Christus spricht: Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle.

Offenbarung 1,18

Strahlend, hell und klar stehen die Worte „ich bin lebendig“ in der Mitte des Wochenspruches. Wären diese Worte nicht heller und strahlender, wenn die Auferstehung Jesu nicht nur ein Gegenstand des Glaubens wäre, sondern eine beweisbare, ja längst bewiesene Tatsache? Aber das ist sie ja nicht. Und wenn Leid, Not und Tod keinen Platz mehr in unserer Welt hätten, dann wäre glauben leichter – aber: wäre es dann noch Glaube? Kann die Osterbotschaft trotz fortlaufenden Karfreitags- und Hioberlebnissen Glauben und Vertrauen finden? Ist sie nicht irreal, viel zu weit hergeholt? wie eine weltfremde, gar aberwitzige Fantasy? In Goethes „Faust“ steht der Satz: „Die Botschaft hör´ ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.“ Woher also kommt der Osterglaube? Wie kommen und bleiben wir bei so einem Glauben? Nicht nur als kritische Christen dürfen wir – wie der hilflose Vater – Jesus bitten: „Ich glaube; hilf meinem Unglauben!“ (Mark 9,24) Auch wenn jemand noch keinen fröhlichen Osterglauben hat, sondern im Gegenteil vieler Zweifel ist – der Auferstandene lässt sich bitten. Er weist niemand ab. Und noch etwas von Johann Albrecht Bengel, dem großen Ausleger der Heiligen Schrift. Bengel macht einmal folgende schöne Aussage zum christlichen Glauben: Mira et subtilis fidie. „Etwas Wunderbares und Subtiles ist es mit dem Glauben.“ Zweifellos: die Auferstehung Jesu ist das Wunder aller Wunder. Und kein kleineres Wunder ist der Glaube an den lebendigen Christus. Halleluja! Christus ist auferstanden. Gott vollbringt Wunder über Wunder.

16. April 2023

Quasimodogeniti

Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.

1. Petrus 1,3

Ohne zu atmen, kann man nicht leben. Wer unter Atemnot leidet, kommt gar nicht, oder nur sehr langsam voran. Mit der Hoffnung verhält es sich genauso. Wer voller Elan und hoffnungsvoll an eine Sache herangeht, hat schon halb gewonnen. Oft hört oder liest man: „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“ So ist es doch. Aber: Müssen wir nicht während unseres ganzen Lebens immer wieder erfahren, dass unsere noch so guten oder schönen Hoffnungen sich nicht erfüllen (lassen). Ehrlicherweise muss man deshalb auch sagen: Leben heißt Hoffnungen begraben. Realisten (oder sind es eher Pessimisten?) halten sich ausschließlich an das Sprichwort „Hoffen und Harren macht manchen zum Narren.“ Sie erhoffen lieber gleich gar nichts. Sie orientieren sich ausschließlich an der vorfindlichen Wirklichkeit. Die Vergangenheit und die Zukunft spielen keine oder nur eine (sehr) geringe Rolle. Anders im Petrusbrief. Dort ist die Hoffnung im Osterereignis begründet, also in einem einzigartigen Ereignis. Die Auferstehung Jesu hat jedoch auch etwas mit der Gegenwart und der Zukunft zu tun. So wie auf ein neugeborenes Kind ein ganzes Leben wartet, so fängt mit der göttlichen Wiedergeburt etwas ganz Neues an. Und dieses Neue wächst heran, veraltet aber nicht. Gelobt sei Gott!

23. April 2023

Miserikordias Domini

Christus spricht: Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kennen sie und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben.

Johannes 10,11a.27-28a

An was denken Sie / denkst du beim Hören dieses Wochenspruches? An den letzten Wanderurlaub, als ein Schäfer mit seiner Schafherde und seinem Schäferhund zu sehen war. Oder vielleicht an Großmutters frommes Kinderlied „Weil ich Jesu Schäflein bin …“? Oder eher wie jener Junge, der von Jesus als dem guten Hirten gehört hatte und dann eingeladen wurde, sich für Jesus zu entscheiden, abends dann jedoch betete: „Wenn du mich schon zu einem Tier machen willst, dann lieber zu einem tollen Pferd.“ Versteht man unseren Wochenspruch auf dem Hintergrund des wohl bekanntesten Psalmes 23, dann wird erstens und vor allem etwas Wesentliches über Jesus gesagt. Nein, Jesus selber behauptet ja von sich: Ich bin der gute Hirte, derjenige, auf den all´ das zutrifft, was der Psalmbeter des 23. Ps zu Gott betete und von ihm aussagt. Und da liegt das Kinderlied gar nicht so falsch:

Freu‘ ich mich nur immerhin
über meinen guten Hirten,
der mich wohl weiß zu bewirten,
der mich liebet, der mich kennt
und bei meinem Namen nennt.

Aber wir sind ja keine Schafe. Als Ebenbild Gottes sind wir geschaffen. Von ihm her und zu ihm hin sollen wir leben. So wie Schafe auf ihren Hirten hören sollen, so sollen wir in unserem Alltag nicht einfach das Erstbeste sagen oder tun, sondern innehalten und auf Jesus hören und seiner oft sehr leisen Stimme gehorchen. Für Jesu Jünger damals hieß das, mit ihrem Herrn und Meister unterwegs zu sein, ihm nachzufolgen, im Hören und Tun von ihm zu lernen. Ein modernes Beispiel solcher Haltung war Martin Niemöller. Nachdem er sich vom Nationalsozialismus abgewandt hatte, wurde seine Lebensfrage: „Was würde Jesus dazu sagen?“ Wie würde er sich entscheiden? Was würde er tun? Das wurde Niemöllers Leitlinie und Korrektiv. 

30. April 2023

Jubilate

Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.

2. Korinther 5,17 

Neues macht neugierig. Neue Dinge oder neu ins Leben tretende Personen erregen unsere besondere Aufmerksamkeit: ein neues Auto, ein neues Haus, eine neue Arbeitsstelle, am allermeisten wohl eine neue Beziehung. Man ist gespannt. Zu oft erlebt man ja Routine. Oder dass etwas nicht mehr funktioniert, nicht mehr reparabel ist, etwas kaputt geht und weggeworfen werden muss. Alles, was ist und lebt, ist ja – am Ende – früher oder später – dem Tod geweiht. Unausweichlich. Nichts bleibt. Im AT fand ich eine interessante Stelle. In Prediger 1,9 steht ganz im Sinne des bisher Gesagten: „Was geschehen ist, eben das wird hernach sein. Was man getan hat, eben das tut man hernach wieder, und es geschieht nichts Neues unter der Sonne.“ Ist und bleibt es also auf immer so? Ewig unveränderlich so, wie es jetzt ist? Trägt doch alles den Geruch des Irdischen, des Todes? Nein, mit Christus, durch Christus – so der Apostel Paulus – ist das Alte endgültig vergangen. Mit ihm und durch ihn begann etwas Neues, brach qualitativ etwas Neues auf. Revolutionär ist das. Schon während des Wirkens Jesu zeigte es sich. Wo Menschen am Ende waren, nicht mehr konnten oder wollten, da öffnete Jesus neue Wege. Viele Geschichten in den Evangelien erzählen davon. Etwa die Geschichte vom verlorenen Sohn. Als tot galt er. Der barmherzige Vater jedoch empfängt den Rückkehrenden mit offenen Armen. Gott selber setzte an Ostern einen Neuanfang. Durch die Auferweckung Jesu begann es. Seit Ostern geschieht „in Christus“ Neuschöpfung. Wir sind nicht auf immer und ewig auf unsere alten Gedanken und Wege festgelegt. Halleluja! Ostern. Jubilate. Jauchzt! Frohlockt!

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