Schriftleiterwechsel nach einem Vierteljahrhundert

Wenn der eine geht und ein/eine andere/r kommt, dann ist das in den meisten Kulturen eine Zeit der Unsicherheit. Wir erleben es derzeit politisch fast (erschreckend) überall.
Doch heute geht es nur um die Schriftleitung der PASTORALBLÄTTER. Mitte 1999 habe ich sie übernommen von meinem verehrten Vorgänger Pfr. Hans-Georg Lubkoll. Meine erste Ausgabe war der Januar 2000. Was haben wir damals an Aufbrüchen vermutet! Fast wie im Jahr 1900 (nachzulesen in den fast unzähligen Bänden meines PASTORALBLÄTTER-Archivs, das ich jetzt an den Nachfolger übergebe.)
Unsere Zeitschrift ist die älteste praktisch-theologische Zeitschrift in deutscher Sprache. Spätestens in ihren Predigten ein hochinteressantes Kapitel Deutsche evangelischer Kirchengeschichte, endlich einer Promotion wert. Seit 1858 schreiben Pfarrer, später Pfarrerinnen und Pfarrer, dann auch Prädikantinnen und Prädikanten, wie sie ihre Zeit, die Menschen, die Brüche, die Übergänge und das Befinden der Seelen der ihnen anvertrauten „Seelen“ empfinden, wie sie das Gute fördern, die Trauer bewältigen und das Böse vermeiden wollen. Ich halte die PASTORALBLÄTTER für ein geistliches und Zeitdokument ersten Ranges, um die deutsche Geschichte und die Menschen in deutscher Sprache zu verstehen.

Die bisherigen Schriftleiter:

1858/59–1898 Gustav Leonhardi, Cuno Moritz Zimmermann

1898–1902 Wilhelm von Langsdorff, Heinrich Ludwig Oskar Ackermann

1902–1917 Arthur Neuberg, E. Ackermann

1917–1971 Erich Stange

1971–1972 Heinrich Giesen

1973–1980 Adolf Sommerauer

1980–1999 Hans Georg Lubkoll

2000–2024 Gerhard Engelsberger

Die bisherigen Verlage:

1858 „Gesetz und Zeugnis“. Ein Monatsblatt zum homiletischen Studium und zur Erbauung; erschienen in Leipzig

1871  umbenannt in „Pastoralblätter für Homiletik, Katechetik und Seelsorge“. Neue Folge der praktisch-theologischen Zeitschrift „Gesetz und Zeugnis“.

1858 Teubner Leipzig

1890 Richter Leipzig

1902 Ungelenk, Dresden-A. u. Leipzig Richter Verlag

1945 Am 18. Dezember 1945 erhält der Verlagsbuchhändler Erich Breitsohl als einer der ersten Antragsteller von der amerikanischen Besatzungsbehörde eine Verlagslizenz. Aus kleinen Anfängen entwickelt sich daraufhin eines der führenden evangelischen Verlagshäuser Deutschlands; der Kreuz-Verlag.

1996 Während der Kreuz Verlag in den Neunzigern verstärkt auf unterhaltsame Lebenshilfe-Titel setzt, wird er 1996 von der Verlagsgruppe Dornier aufgekauft.

2006 Aus Anlass seines 80. Geburtstags ordnete Alleingesellschafter Silvius Dornier seine Geschäfte neu und zog sich aus der aktiven Verlagstätigkeit zurück. Er verkaufte seine Unternehmen zum 1. Oktober 2006 an die Verlagsgruppe Herder, wobei die Einzelverlage der Verlagsgruppe Dornier unter dem Dach der Verlag Kreuz GmbH gebündelt wurden. Die kaufmännischen und vertrieblichen Kräfte des Verlags Kreuz wurden schnell nach Freiburg verlegt, während die Programmarbeit bis 2008 noch ganz in Stuttgart verblieb und erst im Laufe des Jahres 2009 nach Freiburg umzieht.

Seither erscheinen die PASTORALBLÄTTER im „KREUZ Verlag in der Verlag Herder GmbH“

Dem Redaktionsbeirat der PASTORALBLÄTTER gehörten bislang an:

Dr. Elisabeth Grözinger, Basel (2000–2012)

Gabriele Führer, Dresden (2000–2012)

Henning Kiene, Amrum/Hannover/Ahlbeck/Zirchob (2000–2019)

Heike Schmid, Krummhörn (2000–2003)

Werner Milstein, Rahden (2000–2008)

Martina Reister-Ulrich, Karlsruhe/Heidelberg (2000–2012)

Franz Härle, Blaubeuren (2000–2003+)

Dr. Rainer Oechslen, Nürnberg (2000–2002)

Anne Henning, St. Augustin (2004–2009)

Martina Servatius(-Koch), Berghülen/Laupheim (2003–2012)

Prof. Rainer Marquard, Freiburg (2004–2005))

Matthias Storck, Herford (2007–2019)

Detlev Lienau, Rheinfelden (2007–2009)

Kathrin Oxen, Bützow/Lutherstadt Wittenberg (2010–2014)

Jochen Lenz, Werther/Ellrich (2012–2019)

Dr. Henrike Frey-Anthes, Kupferzell/Schwäb. Hall (2015–2024)

Catharina Uhlmann, Hannover (2015–2019)

Tobias Götting, Hamburg (2010–2023)

Dr. Christian Nottmeier, Berlin (2020–2024)

Anna Peters, Konz/Duisburg (seit 2020)

Andreas Zachmann, Kirchgellersen (2020–2024)

Anne-Helene Kratzert, Karlsruhe (2021–2024)

Dr. Heike Henneken, Köln (seit 2022)

Schriftleiterwechsel 1999 Lubkoll-Engelsberger

Liebe Leserin, lieber Leser,

zum 1. Januar 2000 gebe ich die Schriftleitung der Pastoralblätter ab. Mein Nachfolger ist Herr Pfarrer Gerhard Engelsberger.
Die Arbeit an den Pastoralblättern hat mir große Freude gemacht. Dem Kreuz Verlag danke ich für das Vertrauen, das er mir in den vergangenen zwei Jahrzehnten entgegengebracht hat.
Ich danke allen Autorinnen und Autoren für ihre Mitarbeit und den Lesern, dass sie den Pastoralblät­tern die Treue gehalten und mir durch Anregungen und Zusendungen von Texten die Arbeit als Schrift­leiter erleichtert haben. Ein besonderer Dank gilt Herrn Johannes Klepser, der mir als Lektor stets hilfreich zur Seite stand.
Mit meinem Nachfolger weiß ich mich, was den Verkündigungsauftrag unserer Kir­che angeht, völlig einig. Ich wünsche ihm eine glückliche Hand und den Beistand des Geistes, ohne den all unser Tun umsonst ist.

Ihr Hans Georg Lubkoll

Schriftleiterwechsel 2024 Engelsberger-Lenz 

Nun gebe ich den Staffelstab weiter in beste Hände. Pfarrer Jochen Lenz, Gernsbach, wird mir als Schriftleiter nachfolgen.
Er war mein Nachfolger erster Wahl, war ab 2012 im Redaktionsbeirat und arbeitet schon seit vielen Jahre mit. Er bringt langjährige Erfahrungen aus dem Norden und Osten mit, war lange Pfarrer im Harz, wechselt jetzt wieder zurück in die badische Landeskirche.
Ich bin sehr dankbar, dass nach einer langen Suche mein Freund Jochen Lenz die Schriftleitung übernimmt. Einige Redaktionsbeiräte werden ihn als Team unterstützten. Neue wird Pfr. Lenz berufen. Auch der Verlag ist dankbar für die unkomplizierte Übergabe der Schriftleitung einer seit 1 ¾ Jahrhunderten erfolgreichen Monatszeitschrift.
Als langjähriger, sprachbegabter und ideenreicher Pfarrer, Wanderführer und Familienvater wird er es auf seine Weise machen, in die ich (G.E.) nicht reinrede. Allerdings pflegen wir seit Jahren einen regen Gedankenaustausch, sind uns in den wesentlichen Dingen einig.
Er wird Wert darauf legen, dass das theologische Profil deutlich und das Persönliche erhalten bleibt und dabei das Widersprüchliche nicht verloren geht.
Er hat ein klares Profil, kennt Ost und West und wird die PASTORALBLÄTTER durch schwierige Zeiten der Kirche führen. Er weiß, was er will. Er wird das digitale Angebot erweitern, kennt den Rückgang der Pfarrerinnen- und Pfarrerzahlen, schätzt alle Autorinnen und Autoren aus den Deutsch-sprachigen Länder, wird die Vielfalt beibehalten und hat Humor.
Summa Summarium: Ich freue mich auf und über meinen Nachfolger, der mich als Autor gelegentlich einlädt, auf unser Gespräch Wert legt, und dem ich Gottes reichen Segen wünsche für seinen so wichtigen Dienst.

Dein/Ihr Gerhard Engelsberger

lass es gut sein
und schmücke dein Haus
mit Blättern
aus Zärtlichkeit und Wind
warte
vielleicht morgen schon
wider alle Vernunft
eben deshalb
lass es gut sein

Ich will das Ende meiner Schriftleitung nutzen, allen Autorinnen und Autoren – es waren in den 24 Jahren einige Hunderte, manche sind verstorben, andere kamen jung und neu dazu und arbeiten mit der neuen Schriftleitung zu meiner Freude gerne weiter – von Herzen zu danken.
Das Lesen, Redigieren und Lektorieren war mir in aller Regel eine Freude. Es hat meinen Horizont erweitert und unserer Kirche ganz wesentliche Dienste getan. Gelegentlich habe ich mich geärgert, aber das gehört zum Geschäft. Gelegentlich habe ich mich in aller Tiefe gefreut. Schön, dass dies weitaus die Mehrheit war.
Mir war dabei immer die Vielfalt wichtig. Nicht nur die Vielfalt an Themen – die gehen uns ja nie aus –, sondern auch die Vielfalt theologischer Positionen, ohne meine eigene zu verleugnen. Doch war mir ängstliches Wiederholen irgendwelcher Richtigkeiten immer fremd. Das Persönliche, das Authentische der Schreiberin, des Schreibers waren mir wichtig. Ob aus dem Krankenhaus, der Beratung, aus Gefängnis oder vom Friedhof, aus der Wissenschaft oder aus der seelsorgerlichen Praxis – es entstand mit den Jahren eine Weite, die die PASTORALBLÄTTER bis dahin nicht kannten. Corona brachte uns/mich auf die Idee der zusätzlichen Kurzpredigten; die Schweizer Kolleginnen und Kollegen brachten mich auf die Idee von Alternativgottesdiensten, großartige „Bildprediger“ bestätigten den Bedarf an Liedpredigten oder thematische Reihen. Der Umfang der PASTORALBLÄTTER hat sich seit meiner Schriftleitung fast verdoppelt. Den Verlagen eine Herausforderung, den Leserinnen und Lesern ein Gewinn – und dies bei äußerst moderaten Preisen.
Spätestens in Freiburg gab es – nach den guten Zeiten bei Kreuz in Stuttgart – ausgezeichnete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die im Marketing, beim Web-Auftritt, in allem, was mit Digitalität zu tun hat, Erstaunliches geleistet haben.
So habe ich Menschen kennengelernt, die mir zu Freunden und Freundinnen wurden. Dazu zählen insbesondere auch alle, die ich in den „Redaktionsbeirat“ berufen durfte, den es vor mir nicht gab. Dort gab es auch Contra und Trennungen, aber vor allem Zuarbeit, Mitarbeit und Hinweise auf interessante junge Kolleginnen und Kollegen.
Mit dem ausführlichen „Editorial“ habe ich mich immer persönlich zu Wort gemeldet. Das ist so nicht üblich, ich weiß. Doch viele haben mir geschrieben, dass sie meine Editorials besonders schätzen, u. a. deshalb, weil sie hinführen zum eigenen Nachdenken oder Predigen. Wer immer sich geärgert hat, möge mir verzeihen.
Mit den „Bausteinen“ – ob sie so weitergehen können, setzen sie doch eine/n Vielleser/in und eine Datenbank voraus – habe ich schon seit 1995 die praktische Arbeit zu unterstützen versucht, brauchen wir doch immer wieder kleine oder ausführliche „Textbausteine“ für Predigt, Andacht oder Gemeindebrief.
In der Textausgabe bestand immer die Not, halbleere Seiten zu füllen. Mein Vorgänger hat sie mit eigenen Gedanken gefüllt. Ich habe in den letzten Jahren auf die m. E. großartigen Grafiken meiner alten, geschätzten Freundin und GEP-Grafikerin zurückgreifen dürfen. Auch neue sind entstanden. Ich danke von Herzen Dorothee Layer-Stahl, mit der mich vieles seit Jahrzehnten verbindet, für diesen „Freundschaftsdienst“, der nun endet.

Ich weiß, nun geht wieder – in schwierigen Zeiten – eine Aera zuende. Alles hat seine Zeit. Und – um zum Schluss doch noch mit Hermann Hesse einen ewigen „Wiederholer“ zu nennen:

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf’ um Stufe heben, weiten.

Der Hesse’sche Weltgeist ist nicht unbedingt der „heilige“.
Doch die Stufe ist da, wird/muss spürbar sein. Und die „Weite“ ist mir immer wichtig gewesen. Ich lasse mich gerne überraschen und freue mich, dass ich als gelegentlicher Autor den PASTORALBLÄTTERN erhalten bleiben darf.

(Es war übrigens nicht vorgesehen, dass der Schriftleiter mehr als einen Beitrag seiner letzten Nummer übernimmt. Leider gehört das „Einspringen“ in den letzten Jahren mehr und mehr „zum Geschäft“ des Schriftleiters.)

Ihnen allen von Herzen Dank und eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit!

Herzlich, Ihr Gerhard Engelsberger

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