5. Mai 2024
Rogate
Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft, noch seine Güte von mir wendet.
Psalm 66,20
Beten ist für mich zuerst einmal Bitten. Ich weiß, Beten ist mehr. Aber in meinen Gebeten lande ich immer wieder schnell dabei, für Menschen, die mir am Herzen liegen oder für Probleme auf meinem Lebensweg, in der Nachbarschaft oder in der Welt, zu beten.
Ich habe immer wieder erlebt, dass Gott meine Gebete erhört hat: Menschen blieben behütet. Eine Krankheit besserte sich. Menschen durften ohne Schmerzen sterben. Probleme lösten sich. Deshalb bete ich weiter – im Vertrauen, dass Gott auch weiterhin meine Gebete nicht achtlos zur Seite legt.
Natürlich habe ich auch immer wieder erlebt, dass meine Gebete nicht erhört wurden: Menschen wurde nicht geholfen und es gab keine Lösung von dringenden Problemen. Das schreckt mich aber nicht davon ab, weiter zu beten. Mir hilft dabei, dass meine Adresse ein väterlicher und mütterlicher Gott ist. Mit meiner Mutter und meinem Vater habe ich ja ähnliche Erfahrungen gemacht. Sie haben mir manche Wünsche erfüllt. Sie haben mich unterstützt, meinen Lebensweg zu gehen. Aber manchmal war da eben auch ein „Nein“. Das hat mich oft geärgert und gab manchmal auch Zoff. Aber ich konnte das dann auch akzeptieren, weil ich meinen Eltern abspürte: Die meinen es gut. Die wollen dir mit dem versagten Wunsch nichts Böses.
Vermutlich ist das beim Beten genauso: Gott bleibt mir in Liebe und Güte zugewandt, auch wenn er meine Gebete nicht erhört. Dietrich Bonhoeffer sagt es so: „Nicht alle unsere Wünsche, aber alle seine Verheißungen erfüllt Gott.“
12. Mai 2024
Exaudi
Christus spricht: Wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen.
Johannes 12,32
Von Jesus Christus geht eine große Anziehungskraft aus. „Wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen.“
In den Tagen um das Himmelfahrtsfest höre ich diese Worte als tröstende Einladung. Der Auferstandene kehrt zum Vater zurück und wird mich und die, die ich liebe, verwandelt zu sich in den Himmel ziehen.
Erhöhung ist im Johannesevangelium jedoch zuerst die Erhöhung Jesu am Kreuz. So heißt es im Folgevers: „Das sagte er aber, um anzuzeigen, welchen Todes er sterben würde.“ Leiden und Herrlichkeit gehen bei Johannes merkwürdig zusammen.
Wie aber kann vom abstoßenden Bild der Kreuzigung eine anziehende Wirkung ausgehen? Weil Gott uns im Gekreuzigten zeigt, dass er diese Welt so sehr geliebt hat, dass er sogar seinen einzigen Sohn gab, damit wir das ewige Leben, Leben bei Gott haben. Wir Menschen sollen bei Gott sein. Deshalb ist Gott Mensch geworden. Und deshalb ist er den Weg der Liebe bis zum Ende, bis zu seiner Erhöhung am Kreuz gegangen. Kein Mensch soll verlassen sein. Keine Finsternis ist so finster, dass Gott nicht auch da ist.
Durch Jesus zieht uns Gott zu sich. Wir dürfen mit ihm am selben Strang ziehen. Was er für uns tat, das tun wir jetzt für andere. Wir stellen uns an die Seite derer, die Hilfe brauchen, so wie er sich an die Seite hilfsbedürftiger Menschen stellte. Dabei werden wir entdecken: Bei der Arbeit am Reich Gottes verwandelt er uns Stück für Stück. Bis er uns eines Tages nach unserem Tod verwandelt zu sich ziehen wird.
Aber nicht nur uns. Alle wird er zu sich ziehen. Alle! Wirklich alle! Weil er uns alle liebt. Nicht nur uns Christinnen und Christen, sondern auch die, die ihn nicht kennen; die, die ihn anbeten und die, die ihn bis dahin ablehnten. Wir werden staunen.
19. Mai 2024
Pfingstfest
Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der Herr Zebaoth.
Sacharja 4,6
Gott rüstet ab. Er könnte auch anders. Er ist ja der Herr Zebaoth, also der Herr der himmlischen Heerscharen. Mit denen könnte er jede Schlacht für sich entscheiden und seinen Willen durchsetzen. Macht er aber nicht. Anders geht es besser.
Sein Geist übernimmt die Arbeit. Und überall da, wo er wirkt, spürst du das. Du spürst die Liebe, die Freude und den Frieden bei den Menschen, die sich von ihm leiten lassen. Du spürst, wie sie dir und anderen geduldig, mit Güte begegnen. Ihre Großzügigkeit erfrischt dich, ihre Treue schenkt dir neue Kräfte und ihre Freundlichkeit macht dein Leben leichter. Du spürst: So kann das auch gehen. Eigentlich sogar besser, als immer nur dreinzuschlagen und zu zwingen. Dieser Geist wär‘ doch auch was für dich, oder nicht?
Jesus hat das übrigens auch so gemacht. Auch er hätte anders können. Das wäre leichter gewesen für ihn. Aber die zwölf Legionen Engel, die ihm zur Verfügung gestanden hätten, um seiner Verhaftung zu entgehen, hat er nicht genommen. Er ist einen anderen Weg gegangen, den Weg ins Leiden, in den Tod. Für ihn war das schwer. Aber am Ende seines Weges hat er uns allen ein Geschenk hinterlassen: den Heiligen Geist. Der wirkt auch in dir. Du kannst ihn spüren. Er schenkt dir Glauben, Hoffnung, Liebe.
26. Mai 2024
Trinitatis
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.
2. Korinther 13,13
An Pfingsten haben wir den Geburtstag der Kirche gefeiert. Ein bisschen verspätet trifft dazu noch ein Glückwunsch ein. Kann passieren, kommt ja auch von weit her. Der Apostel Paulus hat ihn geschrieben: „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen“.
Glückwunsch, schreibt er uns. Gott hat euch mit dem Besten beschenkt, was er geben kann: Gnade, Liebe und Gemeinschaft.
Gnade: Ihr alle wisst um eure Unzulänglichkeiten. Da gibt es Fehler, manchmal richtig üble, und Versagen, die auf euch lasten. Aber da ist die Gnade, das Geschenk der Vergebung, die Starthilfe zu einem Neuanfang. Dafür hat Jesus gelebt. Dafür ist er gestorben – für euch. Was für ein Geschenk!
Liebe: Wie sehr Gott euch liebt, könnt ihr an ihm, Jesus, sehen. Seine Taten, sein Leben, seine einprägsamen Bilder und Gleichnisse: Das sind Geschenke, die euer Leben begleiten. Sie sollen euch begleiten und trösten. Und sie sollen euch auch immer wieder aufrütteln, damit ihr alte Fehler zurücklassen und neue Wege beschreiten könnt.
Gemeinschaft: Euch ist der Heilige Geist geschenkt. Jedem von euch. Der erfüllt euch mit Glauben, Hoffnung, Liebe. Er schenkt jedem von euch seine ganz individuelle Begabung. Und er führt euch, die ihr so verschiedenen seid, zusammen zu einer Gemeinschaft der von Gott Beschenkten; getröstete Menschen, die einander trösten können.
Herzlichen Glückwunsch – zum Geburtstag, nachträglich. Herzlichen Glückwunsch euch Christinnen und Christen. Gott hat euch mit dem Besten beschenkt, was er geben kann: Gnade, Liebe und Gemeinschaft. Ich hoffe, ihr feiert das wieder so richtig.