Der HERR heilt, die zerbrochenen Herzens sind, und verbindet ihre Wunden.
Psalm 147,3
Stell dir mal vor, Gott sitzt im Himmel auf einen Riesen Berg an Mullbinden und Pflaster.
Elastische Fixierbinde in weiß und beige; Kurzzugbinden, elastisch, steril oder unsteril, 6 cm oder 8 cm breit; dazu Gaze und Mullkompressen. Dann natürlich Pflaster in allen Größen und Breiten. Für empfindliche Haut oder Schwesterntesa: Leukoplast superstark. Pflaster am Meter oder schon in passenden Stücken. Und ganz neu dabei: Kinesio-Tape.
Der Berg ist ganz schön hoch – denn schließlich muss das Verbandsmaterial für die Wunden aller verletzten Menschen reichen. Auf der ganzen Welt.
Diese Bild jedenfalls kommt mir; wenn ich diesen Satz aus dem 147. Psalm lese:
„Der HERR heilt, die zerbrochenen Herzens sind, und verbindet ihre Wunden.“
Eine wunderbare Vorstellung wäre das, wenn auf einmal alle himmlischen Heerscharen mit all den Pflastern und Mullbinden ausflögen, um alle Wunden der Menschenkinder zu verbinden. Vom Süden bis zum Norden, von Osten bis zum Westen: aufgeschürfte Knie; Schnittverletzung vom Gemüseschneiden; das Loch im Kopf, vom Sturz von der Treppe; die Wunden von den herabfallenden Trümmern des Erdbebens oder die Schussverletzung im Krieg, die Wunden der Granatsplitter und was es sonst noch alles an Schrecklichem gibt. Aber die Himmlischen schreckt das nicht: Alles wird sorgfältig verbunden – mit großer Zuwendung und Liebe. Zart und vorsichtig, voller Trost … Und alles wird wieder gut und heil …
„Der HERR heilt, die zerbrochenen Herzens sind, und verbindet ihre Wunden.“
Doch da ist nicht nur vom Verbinden der Wunden die Rede. Davor kommt noch etwas Anderes, weitaus Schwierigeres: Gott heilt die zerbrochenen Herzen!
Also zieht wohl zuerst eine Heerschar Engel aus, um psychologische Dienste an Millionen von Menschen zu leisten. Menschen, deren Herzen zerbrochen sind: sei aus Trauer, aus Enttäuschung, verlorener Liebe oder Wut oder einfach nur, weil sie den Krieg gesehen haben. Diese Engel brauchen keine Mullbinden und Pflaster – die brauchen eher sooo grooooße Ohren, Geduld und viel Zeit. Zeit für Geschichten, Zeit einfach mit den Herzenskranken Wege zurück in die Vergangenheit, aber dann auch wieder in den Alltag, in das Leben zu gehen Ich stell mit vor, da säßen die Engel neben ihnen und halten sie einfach im Arm. Und auch die werden geheilt werden.
„Der HERR heilt, die zerbrochenen Herzens sind, und verbindet ihre Wunden.“
Ja, naiv, mögen sie sagen. Vielleicht. Vielleicht auch nicht.
Schon zur Zeiten des ersten Testaments glaubten Menschen an den heilenden und tröstenden Gott, der uns tröstet, wie einen eine Mutter tröstet. Wie die Mutter auf die Wunde pustet und ein Pflaster drauf klebt … Und auch in unserem zweiten Testament ist sehr viel von Heilung die Rede: Lahme gehen, Blinde sehen, chronisch Kranke werden gesund. Oft reicht nur ein Wort aus Jesu Mund, oder es reicht den Saum seines Mantels zu berühren … „Dein Glaube hat dich gesund gemacht!“ Sagt Jesus.
Heute nennt man das vielleicht Placebo: den Glauben daran, dass etwas gesund macht. Aber es ist erwiesen, dass das in ca. 30 % der Fällen wirkt: Der Glaube. Und ohne den Glauben wirken auch viele Nicht-Placebos nicht, oder nicht so gut. Der Glaube, dass ich gesund und heil werden kann ist eine wichtige Voraussetzung für das Heilwerden und die Heilung. Er mobilisiert die Selbstheilungskräfte, kurbelt das Immunsystem an. Darum ist es doch nicht nur naiv zu glauben: „Der HERR heilt, die zerbrochenen Herzens sind, und verbindet ihre Wunden.“
Im Gegenteil, eigentlich entlastet es mich sogar: Ich muss mein zerbrochenes Herz nicht selber heilen oder mir selber die Wunden verbinden. Was wäre das für eine schreckliche Selbstüberforderung.
Da ist also dieser Berg an Mullbinden und Pflastern – und wie gut, dass es sie gibt, die Engel, die sich überall auf der Welt von Gott beauftragen lassen, zerbrochene Herzen heilen und Wunden verbinden. Menschen, die ernst machen mit der Nächstenliebe.“ Danke!