Die Wochensprüche im September 2024

1. September 2024
14. Sonntag nach Trinitatis

Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.

Psalm 103,2

Manchmal sitze ich in diesem Leben und denke: „Was hast du es gut! Du bist reich beschenkt mit Leben und Familie und Freundinnen und Freunden, Kolleginnen und Kollegen, Arbeit, Lebenslust, Musik und Kunst, materiellen Gütern, soweit ich weiß, mit Gesundheit. Ja, was hast du es gut.“
Dann aber fallen mir zwei Sachen auf:
Erstens geht es nicht allen Menschen so. Das Leben in Mitteleuropa ist immer noch ein weitgehend privilegiertes. Viele Menschen in dieser Welt leben auch in unserer unmittelbaren Nähe am Existenzminimum oder darunter. Die Armutsquote steigt, gerade für Kinder. Vielen wird das Leben schwer.
Zweitens: Das gute Leben ist ein geschenktes Leben. Was habe ich dazu getan? Sicher gibt es Mühe und Arbeit darum. Aber wer weiß, ob es gelingt. Manchmal geht es, wie es der Psalm 146 gesagt hat: „Dann sind verloren alle seine Pläne.“ Das sind bittere Momente im Leben; denn alles, was in der Zukunft liegt, wird so dunkel und schwer.
Umso wichtiger ist, die Zeiten wahrzunehmen und zu bewahren, die anders sind, in denen das Leben blüht und von denen der Psalm spricht: „Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“
Die Dankbarkeit im Leben ist wichtig; denn sie hebt uns aus den Zusammenhängen dieser Welt hinaus. Sie öffnet einen anderen Lebensraum. Sie nimmt das Gute wahr, ohne das Schlechte in die Ecke zu stellen und zu vergessen. Sie ehrt den Geber des Guten und verbindet uns mit ihm. Daraus wächst eine neue Kraft. Das Leben wird neu.
„Vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat“, heißt dann auch: Handle danach! Lass es nicht verlottern. Nimm an, was uns geschenkt ist, und stehe dafür ein. Pflege es und sieh auf die Menschen, die dieses Geschenk besonders nötig haben. Sei dankbar für jeden nächsten Schritt.

8. September 2024
15. Sonntag nach Trinitatis

Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch.

1. Petrus 5,7

Das sagt sich ja sehr leicht: Wirf deine Sorgen doch einfach auf Gott! Lass sie doch los, damit du mit ihnen nicht weiter umgehen musst. Lade alles auf Gott ab. Das klingt prima: Nichts mehr, was mich drückt; nichts mehr, was belastet oder beschäftigt, wenn eigentlich Ruhe einkehren will; nichts mehr, was einem im Nacken sitzt beim Aufwachen am Morgen. Was wäre das schön!
Wie aber ist das zu machen? Wie funktioniert dieses Auf-Gott-Werfen? Ist es dann wirklich aus dem Leben verschwunden? Gibt es ein Rezept dafür? – Vielleicht. 
Dieses Hinwerfen hinterfragt mein Vertrauen auf Gott. Traue ich ihm zu, für mich zu sorgen?
Das lässt sich nicht einfach und vor allem nicht allein beantworten, nicht durch Grübeln und Wachliegen oder einsames Nachsinnen. Diese Fragen bedürfen vielmehr der Beratung und des Austausches. Sie bedürfen des Gesprächs untereinander. Daraus entsteht etwas Wunderbares. Im wechselseitigen Gespräch nämlich finden Menschen Trost und Hoffnung. Sie finden beides in der Gemeinschaft mit anderen Menschen. Hierin erfahren sie ganz konkret die Nähe Gottes und seine breiten Schultern, auf denen unsere Sorgen gut liegen. Martin Luther sagt, dass per mutuum colloquium et consolationem fratrum (das wechselseitige Gespräch und den Trost der Geschwister) der befreiende Zuspruch des Evangeliums geschieht. Gott ist da und stärkt die Schwachen und die Verlassenen.
So erfahren Menschen etwas davon, mit den Sorgen nicht allein zu sein, und tragen Verantwortung füreinander und miteinander. Die gegenseitige Versicherung des Daseins Gottes stärkt das Vertrauen, den Glauben und die Hoffnung. Von Neuem befreit, machen wir uns auf ins Leben. 

15. September 2024
16. Sonntag nach Trinitatis

Christus Jesus hat dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium.

2. Timotheus 1,10

Ein österlicher Text ausgangs des Sommers und eingangs des Herbstes. Eigentlich genau zur richtigen Zeit. In Tagen wie diesen, in denen sich die Blätter in den schönsten Farben ergehen, die aber doch nur ein Vorschein des Vergehens sind, liegen Leben und Sterben so dicht beieinander, dass die Erinnerung an Ostern, an das Licht des Morgens und die Freude der Auferstehungsbotschaft lebenswichtig ist.
Wie sehr der Apostel darauf Wert legt, dass Jesus Christus ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht hat, liegt auf der Hand. Er redet dabei von dem Ziel, das Gott für seine Menschen vor Augen hat. Er spricht davon, dass wir Menschen bei Gott sein werden. Immer. Ewig. Dieses Leben bei und mit Gott ist uns geschenkt.
Davon zeugt das Evangelium. Davon erzählen wir der Welt. Wir erzählen es als eine Geschichte Gottes mit seinen Menschen, für die er sorgt. Eine dramatische Geschichte vom allersten Tag an. Dass wir Menschen aber dem Tod verfallen sind und ihn ohne Gottes Tun nicht bestehen können, ist in dieser Welt immer wieder hochzuhalten. Jedes einzelne Leben ist eine einzigartige Kostbarkeit. Das Leben kommt nicht wieder wie im Kreislauf der Natur und vergeht wieder. Nein, das Leben kommt nur noch einmal, dann aber neu geschaffen durch Gott. Als ein unvergängliches Wesen, sagt der Apostel. Das hat Jesus Christus ans Licht gebracht. Halten wir es hoch und in der Welt lebendig. Halleluja.

22. September 2024
17. Sonntag nach Trinitatis

Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.

1. Johannes 5,4

Glaube und Welt, passen die beiden eigentlich zusammen? – Das geht doch gar nicht! Wie kann jemand in einer Welt glauben, in der es so zugeht wie in der unsrigen. Ja, viele meinen, die heutige Welt sei die beste in den letzten 5.000 Jahren. Das ist trotz Kriegen, Armut, Ausgrenzung und der bleibenden Herrschaft der einen über die anderen anzuerkennen. Das Leben hat sich entwickelt.
Zugleich lässt sich so vieles nicht mit dem Glauben, mit dem Willen Gottes zum Leben, mit der Liebe zu seinem Werk in Einklang bringen. Die Welt bleibt doch über alle Verbesserungen ein mühsamer und anstrengender, ein gewalttätiger und feindlicher, auch ein abschätziger und verachtender Ort. Sie bleibt es auch im Jahr 2024.
Wie also geht Glauben in der Welt? – Dass es geht, ist ja keine Frage. Das beweisen die Gemeinden überall auf der Welt immer wieder aufs Neue. Aber es ist eine beständige Herausforderung.
Glauben in der Welt bedeutet: Ich muss mich dieser Herausforderung stellen. Ansonsten werde ich weder der Welt noch dem Glauben gerecht.
Der Apostel schreibt: Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat. Darum geht es, nämlich gegen alle Wahrheit und Wahrscheinlichkeit der Welt zu glauben, zu vertrauen und zu hoffen und an der Liebe festzuhalten. Es geht darum, Wahrheit und Wahrscheinlichkeit Gottes dagegenzusetzen.
Der Glaube ist immer Herausforderung. Er ist keine Selbstverwirklichung oder Selbstoptimierung. Der Glaube ist als Geschenk Gottes an uns auch sein Anspruch, dass wir uns ihm im Leben stellen mit all seinen Abseitigkeiten und Schwierigkeiten.
So trägt der Glaube über diese Welt hinaus und hält uns zugleich in ihr. Er orientiert und er öffnet mitten in der Welt den Raum der Gnade und Barmherzigkeit Gottes. Den brauchen wir, wenn wir in der Welt bestehen wollen und für eine gute Zukunft sorgen. Dann haben wir gewonnen.

29. September 2024
18. Sonntag nach Trinitatis

Dies Gebot haben wir von ihm, dass, wer Gott liebt, dass der auch seinen Bruder liebe.

1. Johannes 4,21

Die Kirche hat ja ein eher gespaltenes Verhältnis zum Geld. Ich vereinfache: Die einen sagen: „Wir brauchen es!“ und rennen ihm hinterher, geben sich Mühe, möglichst viel davon einzutreiben, damit die Arbeit in den Gemeinden und in den Werken geschehen kann.
Andere sagen: „Ach, Geld ist mir egal. Ich will mich lieber um die geistlichen Dinge kümmern. Gott wird es schon richten.“ 
Aber lässt sich diese Entgegensetzung wirklich gut aufrechterhalten? Spricht nicht gerade der Wochenspruch dieser Woche dagegen?
Der Spruch predigt sich selbst, weil die Gottesliebe und die Menschenliebe schon im Doppelgebot der Liebe direkt zusammengehören und das eine ohne das andere nichts wert ist. Das ist alte biblische Grundüberzeugung und ist der Kern kirchlichen Leben in Verkündigung, Gottesdienst und Dienst am Menschen.
Um dem aber nachzukommen, braucht es unter den Bedingungen dieser Welt das Geld. Deswegen sammeln wir in den Gottesdiensten. Wir singen und beten nicht nur, sondern wenden unsere Gedanken auch an diejenigen, die es schwer haben oder die Not leiden, die hungern oder ohne Obdach sind. Um da Linderung zu schaffen, braucht es nicht nur Gemeinschaft und Arbeitskraft, sondern auch Geld. Wir sammeln für den Aufbau der tröstenden und heilenden Gemeinde.
Darin äußert sich letztlich Gottes Liebe für alle Menschen. Sie schafft eine neue Zukunft und ein neues Leben. Manchmal nur in kleinen Stücken, aber wir eifern ihr nach und leben davon an anderer Stelle immer wieder selbst, wenn uns mit Sorge und Wohltat begegnet wird.

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