Wie bist du auf die Idee gekommen, ein Kinderbuch rund um ein Engelchen zu schreiben?
Maite Kelly: Ich hatte schon immer ein Faible für Putten, weil sie so sehr menscheln. Wenn man eine Barockkirche betritt, wird man ja manchmal fast erschlagen von dem ganzen Gold, aber die Putten haben in meinen Augen eine sehr bodenständige und zugleich verschmitzte Ausstrahlung. Ich würde sagen, Putten sind die kleinen Punks des Himmels. Damit konnte ich mich immer gut identifizieren.
Was macht Püttchen so besonders?
Maite Kelly: Püttchen ist einfach Püttchen. Es trägt sein Herz auf der Zunge, und so klein wie es ist, ist es doch völlig selbstverständlich, dass es auf Augenhöhe mit Gott über die Entstehung von allem diskutiert. Es ist schön zu sehen, dass ein so kleines Himmelswesen selbst Gott herausfordert. Und diese engelhafte Chuzpe, dieses verschmitzte Selbstverständnis von sich selbst und von der Annahme, dass es das Recht hat, alles zu wissen, ist unglaublich erfrischend.
Was war die größte Herausforderung?
Maite Kelly: Während wir Gottes Hand gebaut haben, waren wir zwischendurch ziemlich verzweifelt. Ich habe immer an Auguste Rodin denken müssen und ihn in Gedanken um Hilfe gebeten. Ich finde, es gibt keinen Bildhauer, der so schöne Hände macht wie Rodin. Aber für uns war das wirklich eine Zitterpartie. Wie sieht denn Gottes Hand aus? Eines Nachts ist Robert Scheffner dann aufgewacht und hat eine neue Hand geformt. Diese Hand war es dann. Das war für uns ein großes Geschenk. Wenn ein Projekt, so schwer wie es ist, einen zum Staunen bringt, dann ist man als Künstler wirklich über sich hinausgewachsen. Und das sind wir drei für Püttchen.
In welchen Situationen überkommt dich die Kreativität am meisten?
Maite Kelly: Häufig habe ich gute Ideen beim Kochen oder wenn ich im Garten arbeite. Die Inspiration kommt bei den einfachsten Aufgaben, wenn ich etwas mache, das total geerdet ist. Aber wenn es um Inspiration geht, bin ich schon eher eine Nachteule. Daher passiert es oft, dass ich im Traum eine Inspiration habe, aufwache und alles aufschreibe. Viele Lieder habe ich im Traum komponiert. Tatsächlich suche ich die Momente der Inspiration aber auch bewusst. Die Leere ist für mich wichtig, um wieder in die Fülle gehen zu können. Daher kultiviere ich auch meine Mußezeiten, also das Nichtstun. Inspiration ist immer ein zweischneidiges Schwert, und man unterschätzt häufig die Arbeit, die mit großen Ideen einhergeht. Auch beim Projekt Püttchen waren wir alle drei – Joëlle Tourlonias, Robert Scheffner und ich – von einem gewissen Rausch der Inspiration geleitet. Sonst hätten wir wahrscheinlich niemals die Courage gehabt, Gottes Hand zu modellieren.