Bürgerkrieg herrscht im Land. König Antiochos hat die Ausübung der Rituale des jüdischen Glaubens verboten. Er will so allen Widerstand gegen seine Herrschaft unterbinden. Allein für den König sollen die Leute in Israel nun Opfer bringen, nicht für den Gott, an den sie glauben. Mattatias, ein jüdischer Priester, wehrt sich dagegen. Das ist doch Gotteslästerung, findet er. Dafür tötet Mattatias sogar einen königlichen Boten und einen weiteren Landsmann, als diese das Opfer für den König abholen wollen! Offenbar meint er, im Kampf für den Glauben sei jedes Mittel recht. Er weiß, solcher Widerstand gegen königliche Dekrete wird hart bestraft. Aus Furcht vor Vergeltung flieht er deshalb mit seinen Söhnen und einigen Getreuen in die Wüste.
Drei Söhne hat Mattatias: Judas, Jonatan und Simon. Die drei bewundern den Mut ihres Vaters. Er ist ihr großes Vorbild und er hat ihnen alles genau erklärt. Um die Freiheit ihres Volkes geht es, um Glaubensfreiheit. Sein Kampf ist ihr Kampf!
Doch dann kommt eine schwere Erschütterung: Der Vater stirbt! Das verunsichert sie erst einmal, damit hatten sie nicht gerechnet. Wie soll das werden, ein Leben ohne den Vater? Aber, sagen sie sich: Es muss weitergehen. Vater ist nicht umsonst gestorben, wir werden alles tun für die gerechte Sache. Kämpfer für die Sache des Vaters werden sie deshalb alle drei, Anführer des Aufstandes gegen den König, Autoritäten für das Volk, Vorkämpfer für ihren Glauben. Simon kämpft in Galiläa, Judas und Jonatan an anderen Orten.
Besonders in dieser Geschichte ist, dass sich die drei Brüder offenbar blind aufeinander verlassen. Zwischen den Dreien gibt es ein unzerstörbares Band. Und sie werden am Ende erfolgreich sein! König Antiochos gewährt den Juden Religionsfreiheit, das Ziel ihres Vaters ist erreicht. Was für ein Triumph! Die Söhne haben ihren Auftrag erfüllt. Und sie gehen noch darüber hinaus: Die Brüder und ihre Mitstreiter erobern den Tempel in Jerusalem und reinigen ihn, damit er wieder ganz dem jüdischen Kultus zur Verfügung steht. Was für ein Fest muss das gewesen sein: Vater wäre stolz auf uns, denn dafür hat er gekämpft. Das Chanukkafest in der jüdischen Tradition erinnert bis heute daran.
Können die Männer überhaupt noch zur Ruhe kommen? Ist eine Friedenszeit überhaupt ihr Traum? Oder kennen sie einfach nur Krieg, ist eine andere Existenz als die als Soldat für sie gar nicht denkbar? Es heißt: „Sie herrschten über die Könige nah und fern und alle, die auch nur ihren Namen hörten, fürchteten sie. Wen sie unterstützen und zum König einsetzen wollten, der durfte herrschen; wen sie aber nicht wollten, den setzten sie ab. Und so wurden sie sehr mächtig.“ (1. Makk 8, 12f.) Was für Helden! Irgendwann aber überschätzt sich Judas. In einer Schlacht ist der Gegner ganz offensichtlich stärker als er und seine Mannen und er bekommt Angst. Seine Mitstreiter sagen: Das bringt nichts, lass uns unser Leben retten. Judas aber kann sich keinen Rückzug, keine Niederlage zugestehen. Das macht doch einer von uns nicht, das wäre ja Kuschen vor dem Feind! Und so stirbt er in dieser Schlacht. Jonatan und Simon sind schockiert. Sie begraben den Bruder neben ihrem Vater…
Der Tod von Judas lässt die Siegesgewissheit ins Wanken geraten. Zwar kämpft Jonatan mit Simon zunächst weiter, wieder folgt in den Beschreibungen ein Kampf nach dem nächsten, aber schließlich wird auch er getötet. Simon muss vollkommen schockiert sein. Beide Brüder, mit denen er alles geteilt hat, mit denen er den Auftrag des Vaters fortführen wollte, sind tot! Er bleibt allein zurück. Aber es hilft nichts, Simon wird nun als Anführer angesehen, das Volk bittet ihn darum, heißt es. Hätte er jetzt nicht sagen können: Nein, danke. Meine Brüder sind tot, ich will jetzt nicht auch noch in diesem ewigen Kampf sterben!? Ich würde in Frieden leben mit meiner Familie. Lasst mich doch! Er tut es nicht, er kämpft weiter und wird am Ende auch ermordet samt seinen Söhnen, die er nach Vater und Bruder benannt hatte: Mattatias und Judas.
Die Botschaften bleiben von Generation zu Generation. Wir können uns nur schwer loslösen von den Aufträgen, die wir von den Eltern empfangen. Simons Sohn Johannes wird nun die Kämpfe weiterführen. Ihm und seinem Sohn Judas hatte er noch gesagt: „Ich und meine Brüder und das Haus meines Vaters haben von Jugend auf bis zum heutigen Tag Krieg gegen die Feinde des Volks geführt… Weil ich aber nun alt geworden bin und ihr durch die Gnade alt genug seid, sollt ihr an meine Stelle und an die meines Bruders treten und ausziehen und für unser Volk kämpfen.“ (1. Makk 16, 2f.)
Traurig irgendwie, diese Geschichte. Die jungen Männer haben keinen Frieden kennen gelernt, sie wissen nur, was kämpfen heißt. Kaum vorstellbar, dass sie am Lagerfeuer sitzen und darüber reden, welche Frau sie lieben, wie es aussieht mit Kindern. Wie wäre es, ein Haus zu haben, in das du jeden Tag zurückkehrst, Feldarbeit, die auf dich wartet, oder Vieh, das versorgt werden muss, ein Abend mit Freunden? Ist es das wert, all diese Kämpfe? Hätte unser Vater Mattatias das wirklich gewollt, dass wir alle sterben, um der Sache willen? Doch sie können die Spirale der Gewalt nicht durchbrechen und fordern auch noch die eigenen Söhne auf, weiter zu kämpfen. Hätten sie den Söhnen nicht etwas anderes hinterlassen können? Einen Traum vielleicht, wie Martin Luther King es tat, einen Traum vom Frieden, vom Ende aller Kämpfe?
Und wie war das mit der Liebe in ihrem Leben? Von der Mutter ist nirgends die Rede. Hatten sie überhaupt dieselbe Mutter? Ist sie früh verstorben, gab es keinen Einfluss durch sie? Frauen hatten sie offenbar, sonst wären keine Söhne geboren, aber von den Frauen ist keine Rede. Die drei Brüder bleiben verschworen in ihrer Männerwelt verhaftet. Ja, sie vertrauen einander, sie respektieren einander, sie kämpfen für dieselbe Sache. Aber irgendwie glücklich scheint die ganze Geschichte nicht...