Wie groß ihre Zahl war, ist unbekannt (Lk 6, 17 nennt „eine große Schar“; Lk 10, 1 spricht von 70 anderen Jüngern). Einige Jünger waren nach Joh 1, 35–40 von Johannes dem Täufer zu Jesus übergegangen. Wie viele Jünger nach der sich abzeichnenden Krise noch bei Jesus verblieben, ist ebenfalls unbekannt. Am ersten Tag der Woche nach dem Tod Jesu waren nach Joh 20, 19 „die Jünger“ versammelt. Sie können hier nicht als Amtsträger verstanden werden, da ein „gläubiges Volk“ „hinter ihnen“ ja nicht existierte, sondern sie repräsentierten die frühe Glaubensgemeinschaft.
Aus dem Jüngerkreis treten durch besondere Unterweisungen und Beauftragung die Zwölf hervor. Sie werden Mt 10, 1 auch als Apostel bezeichnet. Viele Frauen begleiteten Jesus nach Lk 8, 1 ff.; sie sorgten „mit ihrem Vermögen“ für Jesus und die Zwölf. Drei von ihnen werden mit Namen genannt (ebd.). Maria von Magdala wird in der Funktion einer besonderen Zeugin für Leben und Sterben Jesu und wohl auch als Zeugin des Auferweckten besonders hervorgehoben. In den Paulusbriefen werden Frauen mit Namen genannt, deren Aufgaben denen von Jüngerinnen gleichzusetzen sind. Der Begriff „Jüngerin“ kommt nur Apg 9, 36 vor. Die qualifizierte Erwähnung so zahlreicher Frauen im neutestamentlichen Schrifttum ist jedoch im Vergleich zu der damaligen Stellung der Frauen in Gesellschaft und Literatur von größter Bedeutung.
Quelle: Herbert Vorgrimler: Neues Theologisches Wörterbuch, Neuausgabe 2008 (6. Aufl. des Gesamtwerkes), Verlag Herder