Gottesmutter Maria

Keine Frau in der Bibel wird mehr beachtet und verehrt als Maria aus Nazaret, die Mutter Jesu und Verlobte Josefs, des Zimmermanns. In der Kunst-, Musik- und Literaturgeschichte erlangte Maria als Gottesmutter über mehrere Jahrhunderte hinweg hohe Bedeutung. Doch was sagt die Bibel wirklich über Maria?

Gottesmutter Maria
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Wer war Maria, die Mutter Jesu?

Im Neuen Testament wird Maria hauptsächlich in den vier Evangelien Lukas, Matthäus, Johannes und Markus erwähnt. Diese Bibelstellen können jedoch nicht als biographische Quellen anerkannt werden, da sie stets im Kontext von Jesu Geburt, Wirken, Tod und Auferstehung berichten. Das Leben Marias wird in den Apokryphen näher beschrieben, was allerdings eine außerbiblische Quelle ist. Hier werden Anna und Joachim als Eltern von Maria erwähnt, die heute in der katholischen Kirche als Heilige gelten.
Über Marias Jungfräulichkeit:
Im Markusevangelium Kapitel 6, 1-6 gibt es Hinweise darauf, dass Jesus kein Einzelkind gewesen sein könnte. Es wird davon ausgegangen, dass Maria mindestens sieben Kinder hatte. Nach katholischer Glaubensüberzeugung sind im Markusevangelium hier allerdings nicht die leiblichen Geschwister Jesu gemeint, sondern potenzielle Cousins, Vettern oder Halbgeschwister von Jesus.

Maria und Josef – Elternfiguren?

Maria und Josef waren gläubige Juden aus Nazareth. Josef wird in der Bibel lediglich als der gesetzliche Vater von Jesus angesehen, da Maria ihr Kind durch das Wirken des Heiligen Geistes in ihr empfing und nicht durch eine Zeugung mit Josef. Es wird davon ausgegangen, dass Josef, der um einiges älter gewesen ist als Maria, wahrscheinlich schon vor dem Auftreten Jesu oder sogar noch vor seiner Taufe von Johannes gestorben ist.
Jesus selbst pflegte eine eher distanzierte Beziehung zu seinen Eltern und begann schon im frühen Kindesalter, sehr autonom zu handeln (siehe Lukas 2, 41ff).  Auch in den biblischen Überlieferungen von Jesu Lehren und Wundertaten wird wenig von seinen Eltern berichtet. In Markus 3, 31ff suchen Maria und Jesu Brüder nach ihm. Daraufhin reagierte Jesus mit den Worten:

„Und er antwortete ihnen und sprach: Wer ist meine Mutter und meine Brüder? Und er sah ringsum auf die, die um ihn im Kreise saßen, und sprach: Siehe, das ist meine Mutter und das sind meine Brüder! Denn wer Gottes Willen tut, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter.“
Damit wollte Jesus dem Volk deutlich machen, dass jene, die den Willen seines Vaters tun, Gottes Söhne und Töchter sind. Dieser Umstand ist von größerem Gewicht als die leibliche Familienangehörigkeit. Der sogenannte „Leib Christi“, also die christliche Gemeinde, ist die wahre Familie für Jesus. Umso bedeutsamer ist wohl die Stelle aus Johannes 19, 25ff, in der Jesus am Kreuz genagelt seine Mutter und seinen eng vertrauten Jünger Johannes bei sich stehen sieht und Maria in die Obhut von Johannes übergibt. Maria soll ihn nun als ihren Sohn ansehen und Johannes soll sich um sie kümmern, als wäre es seine eigene Mutter.

Wie wird Maria im Christentum verehrt?

Im Christentum wird Maria als die Mutter Gottes verehrt. Christen ist es wichtig, dass hierbei Verehrung und Anbetung klar voneinander getrennt werden. Nur Gott allein wird angebetet, Maria wird verehrt – durch Marientitel, Marienfeste, Ikonenmalerei und durch Andachtsformen wie dem Rosenkranz.

Römisch-katholische Kirche

Unter allen Heiligen der katholischen Kirche nimmt die Gottesmutter Maria eine besondere Stellung ein, welche durch die sogenannten Mariendogmen verdeutlicht wird:

Maria als Mutter Gottes: Auf dem Konzil von Ephesus im Jahr 431 wurde bestimmt, dass Maria nicht nur die "Mutter Jesu" ist, sondern als "Gottesgebärerin" bezeichnet werden soll. Als Begründung dafür nannte man die Verbindung der göttlichen mit der menschlichen Natur, welche in Jesus Christus, dem Sohn Gottes zustande kommen konnte.

Maria als immerwährende Jungfrau: Nach katholischer Auffassung war Maria vor, bei und nach der Geburt Jesu Jungfrau, also ihr ganzes Leben lang.

Maria unbefleckte Empfängnis: Durch den „Sündenfall“ Adams und Evas kam die Erbsünde in die Welt, an der eigentlich jeder Mensch als Nachfahre teilhat. Maria aber wurde vor dieser Erbsünde von Gott bewahrt.

Mariä Aufnahme in den Himmel: Maria ist als Mensch mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen worden, das heißt als ganzer Mensch. Das ist eigentlich untypisch, da in der christlichen Lehre allgemeinhin davon ausgegangen wird, dass der Leib jedes Menschen vergeht und nur der Geist in den Himmel aufgenommen wird. Nach dem katholischen Dogma ist Marias Leib jedoch aufgrund der unbefleckten Empfängnis „rein“.

Die Mariendogmen gehören der sogenannten Mariologie an. Die Mariologie meint die Lehre von Maria und ist ein Teilbereich der katholischen Dogmatik. Dieser wird von protestantischen Gläubigen nicht anerkannt.

Marienikone

Eine Marienikone ist ein Heiligenbild mit einer Darstellung von Maria. Neben Jesus Christus ist sie wohl das häufigste Motiv der Ikonenmalerei. Meistens ist sie mit dem Christuskind dargestellt.

Enzykliken

Die Päpste haben ebenfalls einige Enzykliken verfasst, die der Marienverehrung gewidmet sind, zum Beispiel die Enzyklika „Redemptoris Mater“ von Papst Johannes Paul II. aus dem Jahr 1987.

Marienfeste

Die Marienfeste sind Feste und Gedenktage im Kirchenjahr, die der Verehrung Marias dienen. Sie werden vor allen von den römisch-katholischen, orthodoxen und anglikanischen Kirchen begangen. Der Monat Mai wird auch „Marienmonat“ genannt - in diesem Zeitraum des Kirchenjahres finden äußerst viele Marienfeste statt. Einer der Marientitel lautet „Maienkönigin“, weil Maria sinnbildlich mit der lebensspendenden Kraft des Frühlings verglichen wird. Bekannte Marienfeste sind beispielsweise:

  • Mariä Heimsuchung (2. Juli)
    Erinnert an den Besuch der schwangeren Maria bei ihrer ebenfalls schwangeren Cousine Elisabeth. Diese begrüßt sie mit den Worten: "Gesegnet bist du unter den Frauen und gesegnet ist die Frucht deines Leibes. Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?" Der Gruß Elisabeths findet sich im Wortlaut des Ave Maria und im Rosenkranzgebet wieder.
  • Maria Königin (22. August)
    Maria als Königin des Himmels, der Engel und der Heiligen wird gefeiert.
  • Mariä Namen (12. September)
    Der Name Marias wird verehrt.
  • Gedächtnis der Schmerzen Mariens (15. September)
    Maria als leidende und mit-leidende Frau wird verehrt. Der Gedenktag findet seine bildliche Darstellung in der Mater Dolorosa, der schmerzensreichen Mutter.

Rosenkranzgebet

Mithilfe des Rosenkranzes, einer Perlenkette mit einem Kreuz-Anhänger, beten katholische Gläubige gemäß der alten Tradition das Rosenkranzgebet, auch Perlengebet genannt. Die Kette hat 59 Perlen, 50 größere und 55 kleinere Perlen, die als Hilfestellung für das Gebet gedacht sind. Beginnend am Kreuz, betet der Gläubige zuerst das apostolische Glaubensbekenntnis. Bei den großen Perlen wird das Vater Unser oder Ehre sei dem Vater gebetet, bei den kleinen Perlen je ein Ave Maria.
Das Ave Maria der Westkirche lautet:

Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade,
der Herr ist mit dir.
Du bist gebenedeit unter den Frauen,
und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus.
Heilige Maria, Mutter Gottes,
bitte für uns Sünder
jetzt und in der Stunde unseres Todes.
Amen.

Dem einzelnen Perlengebet wird zusätzlich ein sogenanntes „Geheimnis“ hinzugefügt, das Maria als Mutter Jesu verehrt.
Ein Freudenreiches Geheimnis ist beispielsweise: Den du, o Jungfrau, vom heiligen Geist empfangen hast.
Ein Glorreiches Geheimnis ist beispielsweise: Der dich, o Jungfrau im Himmel gekrönt hat.

Dem Rosenkranzgebet ist außerdem der katholische Festtag „Unsere Liebe Frau vom Rosenkranz“ gewidmet, der jährlich am 7. Oktober stattfindet.

Marienverehrung außerhalb der katholischen Kirche

Einige Glaubensgemeinschaften sehen die Marienverehrung als Götzendienst an und lehnen sie vollständig ab. Dazu zählen unter anderem die Zeugen Jehovas und die Siebenten-Tags-Adventisten. In der reformierten Kirche wurde die Marienverehrung von Huldrych Zwingli akzeptiert, Johannes Calvin lehnte evangelische Marienverehrung allerdings ab. Viele reformierte Kirchen halten an Calvins Meinung fest, dass Maria nicht im Gebet angerufen werden dürfe, da die Gefahr, Götzendienst zu praktizieren, schlicht zu hoch sei. Auch in den lutherischen Kirchen spielt die Marienverehrung heute kaum eine Rolle, da Luther sich ebenfalls gegen die katholische Vorstellung von Maria als Königin des Himmels oder von Maria als Mittlerin zwischen Jesus und dem Menschen entschieden aussprach.

Marienverehrung im Islam

Maria wird im Koran als einzige Frau namentlich erwähnt. Da Jesus im Islam als der letzte Prophet vor Mohammed angesehen wird, bekommt auch Maria eine besondere Bedeutung. Sie kommt in sechs Suren vor und gehört neben Fatima, der Tochter von Mohammed und Khadijah, der ersten Ehefrau von Mohammed, zu den am meisten verehrten Frauen im Islam.

Der Mutter Gottes begegnen?

Heutzutage gibt es viele Marienwallfahrtsorte, zu denen jedes Jahr zahlreiche Gläubige pilgern, um der Mutter Maria dort ihre Sorgen abzugeben und sie zu verehren. Einige Gläubige berichten von außergewöhnlichen spirituellen Erfahrungen an diesen Orten, wie beispielsweise eine Sichtung der Gestalt Marias oder dem Hören ihrer Stimme. Die bekanntesten Wallfahrtsorte befinden sich beispielsweise in Guadalupe (Mexiko), Lourdes (Frankreich) und Fatima (Portugal).

Was ist Maria 2.0?

Der Begriff Maria 2.0 bezeichnet einen Kirchenstreik, der im Jahr 2019 durch Frauen der römisch-katholischen Kirche ins Leben gerufen wurde. Die Streikenden fordern eine Aufhebung der Machtstrukturen innerhalb der katholischen Kirche. Sie möchten, dass jede Frau Zugang zu allen kirchlichen Ämtern hat, dass das Pflichtzölibat aufgehoben wird und dass die Missbrauchsfälle in der Kirche, die seit den 2000er Jahren aufgedeckt wurden, eine umfassende Aufklärung erhalten. Die Gleichstellung von Mann und Frau innerhalb der katholischen Glaubensgemeinschaft ist seit Jahren ein aktuelles Thema, welches durch Maria 2.0 an Gehör gewinnt. Der Begriff Maria 1.0 steht für das Idealbild einer schweigenden, dienenden Frau, die im Hintergrund agiert. Maria 2.0 hingegen steht für einen Neuanfang und eine Neudefinierung der Frauenrolle in der Kirche.

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