Hoffnung

Als Hoffnung (lateinisch "spes", griechisch "elpis") bezeichnet man die zuversichtliche Erwartungshaltung, dass etwas Positives passieren wird, auch wenn es darüber keine Gewissheit gibt. Im Zentrum der christlichen Hoffnung steht die Auferstehung.

Blume durchbricht Asphalt
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Biblisch

Wenn Hoffnung in einem allgemeinen Verständnis die auf die Zukunft hin gerichtete sehnsuchtsvolle Erwartung eines Gutes ist, dann hat das Alte Testament viele Möglichkeiten, Erwartung in Verbindung mit felsenfester Zuversicht und Vertrauen in JHWH zum Ausdruck zu bringen. Sie bezieht konkrete Lebensereignisse ebenso ein wie die Vergebung der Sünden, eine positive Zukunft des Königtums in Israel, die Befreiung von feindlichen Mächten, von Krankheit und Tod, die Schaffung eines neuen Himmels und einer neuen Erde, das Heil für alle Menschen. Die Hoffnung wird mit den Erfahrungen von Schutz und Führung durch JHWH in der Vergangenheit begründet. Inbegriff der Hoffnung Israels ist der ihm anvertraute, Hoffnung vermittelnde Gottesname JHWH.

Auch im Neuen Testament wird Hoffnung (hier substantivisch "elpis") zusammen mit anderen vertrauensvollen Grundhaltungen beschrieben. Ihr Inbegriff ist die Erwartung der universalen Herrschaft Gottes, die Jesus als nahegekommen angesagt hatte, und das "Eingelassenwerden" in sie; so bittet das Vaterunser um ihr Kommen. Aber auch weitere Aussagen des Neuen Testaments charakterisieren die Christen als Erwartende. Das Heilshandeln Gottes in Jesus Christus, Kreuz, Auferweckung, Rechtfertigung der Sünder, verbürgen für Paulus den Grund der Hoffnung, die er zusammen mit Glauben und Liebe nennt (1 Thess 1, 3; 5, 8; 1 Kor 13, 13), die für ihn das geduldige Erwarten dessen ist, was man jetzt noch nicht sieht, und in die er die Erlösung auch der Schöpfung im ganzen einbezieht (Röm 8, 22–26).

In Spätschriften des Neuen Testaments verlagert sich die Hoffnung stärker auf den Himmel, die verheißene Gottesstadt. Wirkungsgeschichtlich bedeutend war Hebr 11, 1: "Es ist aber der Glaube eine Zuversicht auf das, was man hofft, eine Überzeugung von Dingen, die man nicht sieht".

Systematisch

In der griech. Antike gehörten Hoffnung und Angst (als ihr Gegenteil) zu den Leidenschaften, die durch die Tugend zu beherrschen seien. Diese Sicht wurde in der christlichen Theologiegeschichte verändert. Hoffnung gehört bei Thomas von Aquin († 1274) mit Glaube und Liebe zu den von der Gnade Gottes "eingegossenen" Tugenden und ist wesentlich auf das ewige Leben in der Anschauung Gottes bezogen. Diese "eschatologische" Ausrichtung (und Engführung) der Hoffnung ist auch bei Martin Luther († 1546) erhalten, der die Hoffnung auf die rettende Gerechtigkeit Gottes gerichtet sah.

Für Immanuel Kant († 1804) ist die Religion für die Beantwortung der Frage: "Was darf ich hoffen?" zuständig; die Hoffnung richtet sich auf die Unsterblichkeit der Seele und deren Glückseligkeit und ist damit Vorbedingung für den von Kant geforderten immerwährenden sittlichen Fortschritt. Ein bedenkenswertes Echo des Weltgefühls der Hoffnungslosigkeit (was nicht heißt: Mutlosigkeit) findet sich in der Philosophie von Friedrich Nietzsche († 1900) bis Albert Camus († 1960).

Stärksten Einfluss auf eine erneuerte "Theologie der H." im 20. Jahrhundert übte Ernst Bloch († 1977) aus. Er verband Beobachtungen der materiellen Evolution mit der Utopie eines erhofften, noch nie verwirklichten Weltzustands, der in "Transzendenz nach vorwärts" anzuzielen wäre (das "Prinzip Hoffnung" der Natur- und Menschheitsgeschichte).

Die Theologie der 60er und 70er Jahre des 20. Jahrhunderts war bemüht, die einseitige Jenseitsorientierung der traditionellen Theologie der Hoffnung auszugleichen. In der Annahme der menschlichen Geschichte durch Gott in der Inkarnation wurde ein wesentlicher Impuls dafür gesehen, an den praktischen Verwirklichungen innerweltlicher Hoffnung mitzuarbeiten. Die Hoffnung wurde in der Politischen Theologie verstanden als Wachhalten der Erinnerung an die noch unabgegoltenen Verheißungen Gottes, auf deren Erfüllung die Menschheit zugeht, wenn sie an ihrer innerweltlichen Zukunft arbeitet (ohne deren Vollendung aus eigener Kraft zu erreichen).

Im Unterschied dazu ist die Gegenwart vom Zusammenbruch der Utopien, von einer Stimmung der Resignation angesichts einer sehr begrenzten Freiheit, einer zerstörten Umwelt, vielfacher Beschädigungen der Seelen geprägt. Da helfende und heilende Gegenkräfte nicht in Sicht sind, durch moralische Appelle und pragmatische Vorschläge auch nicht zustande kommen, scheint sich die Hoffnung auf die Erreichbarkeit kleiner, eher privater Teilziele zurückzuziehen.

Quelle: Herbert Vorgrimler: Neues Theologisches Wörterbuch, Neuausgabe 2008 (6. Aufl. des Gesamtwerkes), Verlag Herder

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