Von „Sinnen“ wird im Zusammenhang mit dem Wahrnehmungsvermögen des Menschen gesprochen (Sinnlichkeit). Oft wird Sinn gleichsinnig mit Ziel gebraucht, wenn vom Sinn einer bestimmten Lebenshaltung, eines Engagements, einer Tat, einer Geste, eines Zeichens usw. die Rede ist; in diesem Fall meint Sinn die Bedeutung, die etwas für einen Menschen hat, individuell oder im Kontext der Kommunikation.
Die Frage nach einem „letzten“ oder „umfassenden“ Sinn taucht erst in der Neuzeit auf, nachdem Religion und Glaube ihre Bedeutung zum Verständnis der Welt, der Geschichte und des menschlichen Daseins immer mehr verloren haben. Die modernen und postmodernen Angebote an Sinn und die Versuche zu Sinn-Stiftung betreffen in Wirklichkeit bestenfalls „sinn-volle“ Teil- Ziele. Der immer plausibler gewordenen Möglichkeit, die unübersichtliche Welt und das orientierungslose Dasein als „sinn-los“ zu verstehen (Nihilismus, das Absurde), steht der religiöse Glaube gegenüber, der im Hinblick auf die Verheißung der Vollendung an einem von Gott gewollten und bewirkten Sinn der Schöpfung und des einzelnen Lebens (dessen Sinn die Einübung des Weges zu Gott ist) festhält.
Freilich ist diese Antwort des Glaubens auf die Sinn-Frage der Bedrohung durch die Theodizee-Problematik ausgesetzt. Darin sind Glaubende mit Sinn-Suchenden solidarisch. Viele konkrete Gestalten der Katastrophen in der Schöpfung, der Krankheiten, des Missbrauchs der Freiheit und des Todes können nicht anders als „»sinnlos“ (wenn auch nicht „ziel-los“) genannt werden.
Quelle: Herbert Vorgrimler: Neues Theologisches Wörterbuch, Neuausgabe 2008 (6. Aufl. des Gesamtwerkes), Verlag Herder