Enzykliken haben für katholische Christen eine besondere Bedeutung, weil sie Ausdruck der obersten Lehrgewalt des Papstes sind. Sie beinhalten Lehrmeinungen des Papstes und werden daher nicht als unfehlbar angesehen. Diese Lehrmeinungen richten sich nach dem geschichtlichen Kontext und der jeweiligen gesellschaftlichen Situation. Eine Enzyklika wird vom Papst zur Glaubensverkündigung, zum Thematisieren von pastoralen bzw. theologischen Fragen und zur Ermahnung oder auch Ermutigung der katholischen Kirche eingesetzt.
Arten von Enzykliken
Antrittsenzyklika
Die erste Enzyklika eines Papstes nennt man eine Antrittsenzyklika. Diese ist sozusagen eine Regierungserklärung des Papstes und eine Ankündigung des neuen Pontifikates (Amtszeit).
Marianische Enzyklika
Als Marianische Enzyklika werden Schreiben bezeichnet, in denen es schwerpunktmäßig um die Marienverehrung geht.
Missionsenzyklika
In diesen Enzykliken dreht sich alles um die Evangelisierung, also die Verkündigung und Verbreitung des Evangeliums. Der Missionsauftrag der Kirche ist hier ein vordergründiges Thema.
Rosenkranzenzyklika
Diese Art von Enzyklika befasst sich mit dem bekannten Rosenkranzgebet der römisch-katholischen Kirche. Es wird Wert auf die Tradition gelegt, den Rosenkranz jährlich im Monat Oktober zu beten und sich auch im Alltag auf die Verehrung der Gottesmutter zu fokussieren. Der für seine Marienfrömmigkeit bekannte Papst Leo XIII. verfasste allein zu diesem Thema sieben Enzykliken.
Sozialenzyklika
Im Zuge der großen Industrialisierung im 19. Jahrhundert verfassten die Päpste die ersten Sozialenzykliken, die sich mit den sozialen Veränderungen und Problemen befassten. Diese Enzykliken trugen besonders zur Entwicklung der katholischen Soziallehre bei und machten unter anderem auf die soziale Verantwortung von Gläubigen, das christliche Menschenbild und die Bedeutung der Menschenrechte aufmerksam.
Umweltenzyklika
Unter dieser Bezeichnung findet sich bislang nur eine Enzyklika wieder, die 2015 von Papst Franziskus geschrieben wurde. Laudato si befasst sich mit ganzheitlicher Ökologie und Umwelt und stellt für viele Gläubigen einen wichtigen Beitrag zur derzeitigen ökologischen Bewegung dar.
Bekannte und viel diskutierte Enzykliken
Die bislang meisten Enzykliken hat Papst Leo XIII. verfasst. In seiner Amtszeit von über 25 Jahren verfasste er 80 solcher Schreiben. Die erste Enzyklika „Ubi primum“ stammt von Papst Benedikt XIV. und behandelt die Amtspflichten von Bischöfen im Jahr 1740. Mit Rerum novarum (1891) von Leo XIII. wurde die katholische Soziallehre maßgeblich begründet. Im Jahr 1937 veröffentlichte Papst Pius XI. eine ausnahmsweise in deutscher Sprache verfasste Enzyklika („Mit brennender Sorge“), die den Nationalsozialismus stark kritisierte. In Humanae vitae (1968) behandelte Papst Paul VI. Fragen der Familienplanung. Johannes XXIII. richtete sich in Pacem in terris erstmalig nicht nur an katholische Gläubige, sondern auch an „Menschen guten Willens“.