Bis heute gelten Katholikentage als „Fest der Begegnung“ und als „Glaubenstage“, aber auch als Zeitansage für die katholische Kirche.
Der 101. Katholikentag 2018 in Münster
Nach dem 100. Katholikentag 2016 in der säkularisierten Großstadt Leipzig erwartet die Katholiken 2018 ein Heimspiel: Münster ist eine der katholischsten Großstädte Deutschlands. Dennoch ist es lange her, dass die Bischofsstadt Gastgeberin war: Nach 1852, 1885 und 1930 ist Münster zum vierten Mal Austragungsort. Eigentlich sollte auch der Katholikentag 1914 in der Westfalenmetropole stattfinden. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs verhinderte das.
Der 101. Deutsche Katholikentag steht unter dem Leitwort „Suche Frieden“ aus dem Psalm 34. Die Wahl des Ortes ist dazu äußerst passend, da hier 1648 der verheerende Dreißigjährige Krieg sein Ende fand und sich Münster seither als Friedensstadt rühmt.
Fast sechs Jahre lang mussten damals 37 ausländische und 111 deutsche Gesandte in Münster – und darüber hinaus in Osnabrück – ausharren, bis sie den „Westfälischen Frieden“ ausgehandelt hatten.
Dieser Friedensvertrag stellte sicher, dass Katholiken, Lutheraner und Calvinisten sich erstmals als gleichberechtigt anerkannten. Die Westfälische Friedensordnung verhalf auch dem Prinzip der Gleichberechtigung und Souveränität der Staaten zur Durchsetzung. Von nun an gab es völkerrechtliche Grundsätze für die Rechtmäßigkeit von Kriegen und Friedensschlüssen.
Im Stadtbild von Münster gibt es heute mehrere Zeugnisse der Friedensverhandlungen. Vor allem das Rathaus selbst mit seinem vollständig erhaltenen Friedenssaal. 2015 zeichnete die EU-Kommission die Rathäuser in Münster und Osnabrück als „Stätten des Westfälischen Friedens“ mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel aus.
In der Westfalenmetropole soll es 2018 besonders um die aktuellen politischen Phänomene wie Gewalt, Verfolgung, Menschenrechte, Fluchtursachen, Populismus oder Nationalismus gehen.
Zum 101. Katholikentag mit seinen 32 Podien zu gesellschaftlich-politischen Fragen werden zahlreiche Politiker erwartet, allen voran Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Er ist bei der Eröffnungsfeier mit Gastgeberbischof Felix Genn auf dem Domplatz dabei. Zudem spricht der frühere Außenminister über das Thema „Frieden durch internationale Kooperation“ - angesichts der „America First“-Politik von US-Präsident Donald Trump besonders aktuell.
Münster ist der letzte Katholikentag vor dem dritten Ökumenischen Kirchentag 2021 in Frankfurt. Mit Blick darauf bekommt schon beim westfälischen Treffen die Ökumene ein besonderes Gewicht. Aber auch innerkatholische Streitthemen stehen auf der Tagesordnung: etwa die aktuelle Debatte über den Kommunionempfang, das Diakonat der Frau, die Mitbestimmung über kirchliche Finanzen oder die XXL-Pfarreien.
Die Ursprünge des Katholikentags
Die Geschichte der Katholikentage beginnt 1848. Im Jahr der deutschen Revolution beanspruchten auch die Katholiken bürgerliche Rechte wie Versammlungs-, Vereins- und Pressefreiheit, Gewissens- und Religionsfreiheit.
Am 23. März 1848 wurde in Mainz der „Pius-Verein für religiöse Freiheit“ gegründet. Ein gutes halbes Jahr später tagte dort die erste Generalversammlung katholischer Vereine. Dieses Treffen ging als erster deutscher Katholikentag in die Geschichte ein.
Die 70er Jahre des 19. Jahrhunderts standen im Zeichen des Kulturkampfs und der innerkirchlichen Auseinandersetzung um das vom Ersten Vatikanischen Konzil beschlossene Dogma der Unfehlbarkeit des Papstes. Die Versammlung wies jede Kritik am Unfehlbarkeitsdogma „mit Abscheu“ zurück.
Katholikentage in Kriegszeiten
Sowohl während des Deutsch-Französischen Krieges 1870 als auch im Umfeld des Ersten Weltkriegs – von 1914 bis 1920 – und während der gesamten Nazi-Zeit gab es keine Katholikentage. 1933 wurde das Treffen im oberschlesischen Gleiwitz abgesagt, weil Ministerpräsident Hermann Göring eine „Treueerklärung“ zu Führer und Reich zur Bedingung gemacht hatte.
Erst 1948 kamen Deutschlands Katholiken wieder in großem Rahmen zusammen – und 100 Jahre nach dem ersten Anstoß trafen sie sich erneut in Mainz.
Zwischen Glauben und Krisen – der Katholikentag heute
Bis heute gelten Katholikentage als „Fest der Begegnung“ und als „Glaubenstage“, aber auch als Zeitansage für die katholische Kirche.
Seit Freiburg 1978 prägen insbesondere die Jugendlichen die Katholikentreffen. Es gab von innerkirchlichem Streit geprägte Katholikentage: Essen 1968 etwa galt – im Zeichen des Aufbruchs des Zweiten Vatikanischen Konzils und der Studentenunruhen – als turbulentester Katholikentag aller Zeiten. Es gab sogar Rücktrittsforderungen an den Papst, der kurz zuvor die Enzyklika „Humanae Vitae“ über Sexualität, Pille und Verhütung veröffentlicht hatte.
In anderen Jahren kreisten die Treffen um politische Streitfragen: Friedensbewegung und Anti-Atom-Protest hatten in den 1980er Jahren Hochkonjunktur. Danach dominierten die Folgen der deutschen Wiedervereinigung. 1990 fand das 90. Treffen in der noch geteilten Stadt Berlin statt. 1994 thematisierte Dresden die großen Herausforderungen der Einheit. Noch 2006 in Saarbrücken setzte man unter dem Motto „Gerechtigkeit vor Gottes Angesicht“ einen gesellschaftspolitischen Schwerpunkt.
Zwischenzeitlich fokussierten sich die Treffen wieder mehr aufs Innerkirchliche: Mit dem Slogan „Einen neuen Aufbruch wagen“ für Mannheim 2012 war die Debatte um Missbrauchsskandal, Kirchenfinanzen und Gemeindereformen wieder im Zentrum der Katholikentage angekommen.
Leipzig 2016 setzte sich bewusst damit auseinander, wie Christen eine säkular gewordene Gesellschaft prägen können.
Quelle: KNA (www.kna.de). Alle Rechte vorbehalten