Viele Religionen kennen ein Mönchtum, so wird z. B. der Buddhismus als Mönchsreligion bezeichnet. Hier handelt es sich nicht um einen organisatorisch-statistischen Überblick, sondern um eine christliche Lebensform, in der eine eigene Theologie, die „monastische Theologie“ (Begriff von J. Leclercq 1946 geprägt) entstand. Grundlegend für sie war die aus der Kontemplation vor allem der Hl. Schrift genährte Suche nach authentischer religiöser Erfahrung. Fundamentale Bedingungen dafür waren eine „Absonderung“ aus der bewohnten „Welt“ und Askese an deren Rand („Wüste“). Der Beginn wird heute mit dem späten 3. und frühen 4. Jh. angesetzt; die vormonastischen Anfänge wurden hauptsächlich von Frauen als Lehrmeisterinnen in Spiritualität und Askese getragen (wissenschaftliche Ignoranz führt zu der Meinung, es habe nur „Wüstenväter“ und nicht „Wüstenmütter“ gegeben). Das „abgesonderte“ Leben wurde von Einsiedlern („Anachoreten“),Wanderasketen und in Gemeinschaft („Koinobiten“) in den ägyptischen Wüsten, in Palästina und Syrien praktiziert.
Spirituelles Zentrum bei allen Formen war die Nachfolge Jesu Christi. In den Gemeinschaftsformen der (sehr selbständigen) Klöster galt über Jahrhunderte die Lebensweise der Jerusalemer Urgemeinde („ein Herz und eine Seele“, Gütergemeinschaft) als Ideal. Das Gemeinschaftsleben machte konkrete Normierungen notwendig, so entstand die literarische Gattung der Mönchs- und Nonnenregeln. Die älteste bisher bekannte stammt von Pachomius († 346/347); ihr koptisches Original wurde von Hieronymus († 420) ins Lateinische übersetzt. Rufinus von Aquileia († 410/411), Anhänger und Verteidiger des Origenes († 253), stand mit Hieronymus und mit der bedeutenden Melania d. Ä. († 410) in Kontakt; er übersetzte die Regel des Basilius von Caesarea († 379). Andere überregionale Regeln, die immer auch theologische Quellen sind, berufen sich auf Augustinus († 430), Johannes Cassian († 432/435) und Benedikt († 547).
Für die ungemein zahlreichen Klöster in byzantinischer Zeit, in Nordafrika, Gallien, im iro-schottischen Bereich, in Russland gilt, dass ohne sie Kultur und Wissenschaft und damit auch die Theologie bis heute undenkbar wären. Die aus dieser Lebensgestaltung erwachsende monastische Theologie unterschied sich inhaltlich und methodisch von der Früh-Scholastik. War diese von den Disputen an den Kathedralschulen und späteren Universitäten und damit vom Objektivismus geprägt, so war die Theologie des Mönchtum ganz nach innen ins Kloster gewandt, auf die Intensivierung der inneren Erfahrung und damit auf das Recht des Subjekts (beider Geschlechter!) konzentriert. Als theologischer Höhepunkte werden Bonaventura († 1274) und vor allem Bernhard von Clairvaux († 1153) genannt. Der Letztere machte seine Ausführungen zur mystischen Liebesvereinigung der Seele mit Jesus allerdings durch seine fanatischen Kreuzzugspredigten unglaubwürdig. Die späteren Orden der Benediktiner, Zisterzienser und Kartäuser erhoben den Anspruch, in Kontinuität mit den Frühformen des Mönchtum zu stehen, was nicht in jeder Beziehung stimmt. Bereits aus den Schriften des Johannes Cassian geht hervor, dass man sich bemühen musste, die Vollkommenheit der Liebe höher zu schätzen als liturgische und asketische Perfektion.
Quelle: Herbert Vorgrimler: Neues Theologisches Wörterbuch, Neuausgabe 2008 (6. Aufl. des Gesamtwerkes), Verlag Herder