Der Staat Vatikanstadt – auch genannt Vatikanstaat oder einfach nur Vatikan – ist ein Stadtstaat, gelegen auf dem Vatikanischen Hügel in Rom, an dessen Spitze der Papst als gewählter Monarch und Staatsoberhaupt steht. Seit 2013 hat Papst Franziskus dieses Amt inne. Mit einer Fläche von rund 40 Hektar und etwa 800 Einwohnern ist der Vatikan der kleinste Staat der Welt. Seit den Lateranverträgen von 1929 mit dem damaligen Königreich Italien ist der Staat Vatikanstadt (italienisch: „Stato della Città del Vaticano“) unabhängig. Der Vatikan ist zu unterscheiden vom Heiligen Stuhl, der den Staat in internationalen Beziehungen vertritt. Im mündlichen Gebrauch werden die beiden Begriffe häufig allerdings (fälschlich) synonym gebraucht.
Vatikanstadt – ein souveränes Land mit Macht
Als politisch eigenständiger Staat besitzt der Vatikanstaat ein ihm unterstehendes Staatsterritorium mit Staatsbürgern und dem Papst als Staatsoberhaupt. Zwar hat das Land nur 800 Einwohner, im Vatikan arbeiten aber fast 5000 Personen. Vatikanstadt hat eine eigene Flagge, die sogenannte „Bandiera della Città del Vaticano“. Sie zeigt die Tiara mit den Schlüsseln Petri, auf weiß-gelbem Untergrund. Vatikanstadt pflegt selbst keine unmittelbaren internationalen Beziehungen, sondern überlässt dies dem Heiligen Stuhl; der Staat ist auch kein Mitglied in internationalen Organisationen wie UNO oder UNESCO, besitzt allerdings teilweise Beobachterstatus. Der Vatikan ist außerdem kein Mitglied der Europäischen Union, trotzdem ist der Euro die offizielle Währung. Aufgrund ihrer Seltenheit sind Vatikanmünzen begehrte Sammlerstücke. Auch Briefmarken des Vatikan erzielen auf Auktionen hohe Preise. Der Vatikan finanziert sich vor allem über Immobilien, Zinserträge sowie Spenden und Kollekteneinnahmen (etwa den sogenannten Peterspfennig), da der Staat weder Einkommens- noch Mehrwert- noch Kirchensteuer erhebt. Insgesamt verfügt der Vatikan – laut einer Bilanz aus dem Jahr 2021 – über ein Vermögen von etwa 1,4 Milliarden Euro. Teile des Vermögen des Vatikans befinden sich in der Vatikanbank, dem sogenannten „Istituto per le Opere di Religione“ (IOR). Jene Bank gehört dem Heiligen Stuhl.
Struktur und Bedeutung für die katholische Kirche: Wie der Vatikan aufgebaut ist
Der Vatikan ist das Zentrum der römisch-katholischen Kirche. Der Papst ist nicht nur Staatsoberhaupt des Vatikanstaats, er ist als Nachfolger des Apostels Petrus auch das Oberhaupt der katholischen Kirche sowie Leiter der römischen Kurie. Die Kurie meint die Gesamtheit aller Dikasterien bzw. Verwaltungseinrichtungen des Heiligen Stuhls – dieser hat vor allem völkerrechtliche Bedeutung. Zentrale Behörde der Kurie ist das Staatssekretariat, das dem Papst direkt zuarbeitet. Außerdem die Kleruskongregation, zuständig v.a. für Belange des Weltklerus, mit Instruktionen, die weitreichende Folgen für kirchliche Belange weltweit besitzen. So sorgte 2020 die Vatikan-Instruktion „Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde“ für Diskussionen. Die Instruktion setzte sich mit der Bedeutung von der Pfarrei vor dem Hintergrund des Zweiten Vatikanischen Konzils auseinander – und der Beteiligung von Laien. Sämtliche Akten, Staatspapiere und Korrespondenzen des Vatikan werden aufbewahrt im Vatikan-Archiv, dem sogenannten Vatikanischen Apostolischen Archiv. Lange Zeit war das Archiv nur mit großen Einschränkungen zugänglich, erst 2020 öffnete der Vatikan seine Archive – zumindest in weiten Teilen. Bis 2019 besaß das Archiv deshalb den Namen „Vatikan Geheimarchiv“. Besonders unter Verschwörungstheoretikern kursierten vor diesem Hintergrund Gerüchte, der Vatikan könnte in dem Archiv tatsächlich Geheimnisse horten. Bis heute ist der komplette Bestand nur einer täglich begrenzten Zahl an Forschern zugänglich.
Vom Petersdom bis zu den Vatikanischen Museen: Was zum Vatikan dazugehört
Der Vatikan umfasst eine Fläche von etwa 44 Hektar. Er ist damit zwar der kleineste Staat der Welt, er beherbergt allerdings auf relativ kleiner Fläche auch eine ganze Reihe historischer Bauwerke, die weltweit bekannt sind: Dazu gehören etwa der Petersdom mit dem Petersplatz – in der Mitte des Petersplatzes befindet sich der Vatikanische Obelisk. Hier lädt der Papst gewöhnlich jeden Mittwochvormittag zu einer Generalaudienz. In den Wintermonaten und bei schlechtem Wetter finden sie dagegen in der Audienzhalle statt. Die offizielle Residenz des Papstes ist der Apostolische Palast, auch genannt Papstpalast oder Vatikanpalast. Hier befinden sich auch die Büros der römischen Kurie. Beliebt bei Besuchern sind besonders die Vatikanischen Museen, unter anderem mit der Sixtinischen Kapelle sowie der Vatikanischen Bibliothek, flankiert von den Vatikanischen Höfen – besonders bekannt ist der Belvederehof des Vatikans. Über rund die Hälfte der Fläche des Vatikans erstrecken sich außerdem die Vatikanischen Gärten. Außerhalb des Territoriums am Petersplatz besitzt der Vatikanstaats verschiedene weitere Flächen und Gebäude, so etwa die Sommerresidenz des Papstes Castel Gandolfo in den Albaner Bergen.
Den Vatikan besuchen – Eintritt und Zugangsbeschränkungen
Der Vatikan ist auch für Privatbesucher und Touristen zugänglich – allerdings nur zu bestimmten Öffnungszeiten. Um die Vatikanischen Museen zu besuchen benötigen die Besucher außerdem Eintrittskarten bzw. Vatikan-Tickets. Manche Bereiche, so etwa der Petersdom, sind allerdings auch kostenlos betretbar. Der Vatikan war wie die meisten anderen Länder weltweit von Corona betroffen und ergriff deshalb entsprechende Maßnahmen, um die Infektionszahlen möglichst gering zu halten. Das betraf Mitarbeiter wie auch Besucher: So blieb der Petersplatz für Touristen geschlossen, Audienzen wurden nur noch per Livestream durchgeführt. Aktuelle Corona-Bestimmungen können sich jederzeit ändern und finden sich u.a. auf den Seiten des Auswärtigen Amts.
Der Vatikan berichtet täglich über das Portal Vatican News über aktuelle Ereignisse aus dem Vatikanstaat. Über Vatikan live und das Radio Vatikan betreibt der Vatikan außerdem eigenen eigenen Fernseh- sowie Radiosender. Der Verlag Herder berichtet außerdem mit der Zeitschrift „Gemeinsam Glauben“ aus dem direkten Umfeld des Vatikans und lässt seine LeserInnen damit die Möglichkeit, ihren Glauben gemeinsam mit dem Papst besser zu verstehen und bewusster zu leben.