Die Diskussionen während des zweitägigen Aufenthalts zeigten, unter welchen Druck die katholische Kirche durch die jahrzehntelangen Übergriffe und deren Vertuschung geraten ist. Franziskus ging das Thema offensiv an: Schon in seiner ersten Rede bekundete er Scham über die "abscheulichen Verbrechen" und räumte ein "Versäumnis" von Bischöfen, Ordensoberen und anderen Verantwortungsträgern in der Kirche ein. "Wir bitten um Vergebung für den Missbrauch in Irland, Missbrauch der Macht und des Gewissens, sexuellen Missbrauch von Verantwortungsträgern der Kirche", sagte Franziskus. Er müsse den "schweren Skandal" anerkennen, der durch den Missbrauch Minderjähriger entstanden sei. Außerdem versprach er größere Anstrengungen zu unternehmen, um die "Geißel" des Missbrauchs um jeden Preis aus der Kirche auszumerzen.
Den Bischöfen in Irland bescheinigte der Papst hingegen, sie seien in der Aufarbeitung und Versöhnung "entschieden vorgegangen" - so sehr, dass die Kirche mit ihrer "Aufrichtigkeit und Rechtschaffenheit" ein Vorbild für die restliche Gesellschaft sein könnte. Trotz allem erlebt die katholische Kirche in Irland - und andernorts - einen beispiellosen Verlust von Vertrauen in genau jenes Führungspersonal, das gebraucht würde, um die Krise zu beheben. Nichts macht das weltweite Dilemma deutlicher als das Schuldbekenntnis des Papstes in Dublin.