Auch wenn die politische Lage heute für die meisten Menschen keine Sicherheit garantieren kann, hält der Freiburger Moraltheologe Eberhard Schockenhoff einen weltweiten Frieden für durchaus realistisch. „Es lassen sich immer wieder Fortschritte beobachten, die zu einer friedlicheren Welt beitragen“, führte er bei einer Podiumsdiskussion in Freiburg aus. Als Beispiel sei das Atom-Abkommen mit dem Iran zu nennen oder auch die Erfolgsgeschichte der europäischen Aussöhnung und Einigung. Große Gewaltausbrüche bewirkten häufig auch Quantensprünge in der Einhegung des Kriegs. Erst mit den Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs konnte etwa das allgemeine Gewaltverbot in der Charta der Vereinten Nationen durchgesetzt werden.
Die Versuchung, die eigenen Interessen mit Gewalt durchzusetzen, sei jedoch tief in der menschlichen Natur verankert. Daher brauche es eine aktive Friedensarbeit, die sich solchen Trieben immer wieder neu entgegenstelle. Wenn sich die biblische Verheißung auch nicht eins zu eins in die Realität umsetzen lasse, so spiele sie doch für die politischen Verhältnisse eine wichtige Rolle, betont Schockenhoff. Der moralische Protest der Christen appelliere an das Gewissen der Menschen und verhalle daher nicht ungehört. Zwar bliebe die Wirklichkeit hinter den Erwartungen zurück, es brauche aber solche utopischen Ideen, um sich langfristig daran zu orientieren.
Obiora Ike, katholischer Priester aus Nigeria und Direktor bei dem Ethik-Netzwerk Globethics in Genf, hält einen dauerhaften Frieden in einer absehbaren Zeit ebenfalls für möglich. In Westeuropa seien die Verhältnisse sicher und es herrsche schon lange Frieden, aber „die Menschen hier vergessen das zu schnell“. Nötig sei jedoch eine Reform der Vereinten Nationen. Die Organisation sei hohl geworden. Dort müsse die Ethik ansetzen, forderte er bei derselben Veranstaltung. Es brauche eine Autorität, die das Vertrauen der Völker besitzt. Um einen wahren Frieden zu schaffen, müsse aber jeder Mensch bei sich selbst anfangen. Die Voraussetzung für einen politischen Frieden sei der eigene Seelenfrieden: „Man kann nicht stiften, was man selber nicht hat.“