In der Umgangssprache kann Esoterik heute alles bezeichnen, was einer breiten Allgemeinheit nicht zugänglich ist. Eine neue esoterische Bewegung erfasste seit den 80er Jahren des 20. Jh. weite angloamerikanische und europäische Kreise, unterstützt durch eine weltanschauliche (populärphilosophische) Literatur, mit dem Ziel, sicheren Halt in den (post-)modernen Gefährdungen vor allem der psychischen Zustände zu gewinnen. Die Weltanschauung der Esoterik ist ein diffuses Mischgebilde astrologischer und mystischer Anschauungen mit populären naturwissenschaftlichen und psychologischen Erkenntnissen. Sie lehrt die Möglichkeit, mit den unterschiedlichsten (vor allem auch asiatischen) Methoden höherer Erkenntnis ein Einsichts-Wissen zu erwerben und das eigene Bewusstsein in der Richtung eines kosmischen Einswerdens zu transzendieren. Auf diesen Wegen sollen seelisch-körperliche Heilung und neue Lebensenergien gewonnen werden. Diese moderne Esoterik weist unübersehbar auf emotionale Defizite in den traditionellen Religionen und Gemeinden und auf eine verbreitete Ablehnung von rational reflektiertem Glaubenswissen hin.
Quelle: Herbert Vorgrimler: Neues Theologisches Wörterbuch, Neuausgabe 2008 (6. Aufl. des Gesamtwerkes), Verlag Herder