Zusammenfassung / Abstract
Der Beitrag untersucht die katholische Opposition gegen Rassismus in den 1930er Jahren, als die Anthropologie essentialistische Ansichten zur Rasse vertrat: Rassen wurden als real betrachtet, und die Aufgabe der Wissenschaftler bestand darin, die Substanz und Eigenschaften der Rasse zu erkennen. Kritik wurde von Kulturanthropologen in den USA laut, aber katholische Autoritäten in Europa hielten daran fest, dass Rasse ein Teil der Natur sei und Respekt verdiene. Die Enzyklika "Mit brennender Sorge" bezeichnet Rasse als einen "grundlegenden Wert der menschlichen Gemeinschaft" und verurteilt nur diejenigen, die sie zum höchsten Wert machen. Die kirchliche Lehre ließ somit den katholischen Denkern Spielraum, und wir beobachten eine Meinungsvielfalt in ihren Schriften über nationale Grenzen hinweg, besonders auf dem Gebiet der Eugenik, der Wissenschaft der Rassenverbesserung. In den 1920er Jahren billigen einflussreiche deutsche Fachleute eine "negative Eugenik" einschließlich Euthanasie, und selbst nach Casti connubii lotet man in Deutschland die Grenzen aus, innerhalb derer "positive" Eugenik praktiziert werden könne. Zur selben Zeit verurteilen katholische Autoritäten in den Vereinigten Staaten oder in Frankreich eindeutig die Eugenik. Obwohl es keine endgültigen Antworten geben kann, suche ich nach Erklärungen für eine solche Vielfalt, mit der sich Katholiken in die deutsche Gesellschaft einfügen, insbesondere für ihre Hoffnung, sich in eine moderne, ethno-nationale Gemeinschaft zu integrieren, nicht zuletzt in einer verhängnisvollen Kombination von Symbolen und Ideen aus Naturwissenschaft und Theologie, die die Phantasie der deutschen Katholiken beschäftigen: Volk, Reich, Blut und Erbsünde.
Catholic Racism in the interwar period – The paper investigates Catholic opposition to racism in the 1930s, a time when anthropology held to essentialist views of race: races were considered real, and scientists’ task was to detect the substance and characteristics of race. A critical response by cultural anthropologists was emerging in the US, but Catholic authorities in Europe held that race was part of nature and as such deserved respect. The encyclical Mit brennender Sorge called race a „basic value of the human community“, and condemned only those who made it the highest of all values. Church teaching thus left Catholic thinkers latitude and we see variation in their writings across national boundaries, especially on eugenics, the science of race improvement. In the 1920s influential German authorities approved „negative eugenics“, including euthanasia, and even after Casti connubii the German milieu probed the boundaries within which „positive“ eugenics might be practiced. At the same time Catholic authorities in the United States or France unequivocally condemned eugenics. Though there cannot be definitive answers, I seek explanations for such variation in the way Catholics were embedded in German society, in particular their hope to integrate into a modern, ethno-national community; but also in a fateful combination of symbols and ideas from science and theology that took hold of German Catholics’ imagination: Volk, Reich, Blut, and Erbsünde.