Zusammenfassung / Abstract
Der Katholizismus wird oft und undifferenziert als Gegner der modernen Wissenschaft und auch der Eugenik gesehen. In diesem Artikel soll anhand neuer Archivalien die Position des Vatikans zu Eugenik und Zwangsterilisation zwischen den Weltkriegen beleuchtet werden. Der erste Teil untersucht ausgehend von der neueren Geschichtsschreibung den Einfluss der Eugenik auf den Katholizismus. Der zweite Teil behandelt die Bedeutung der Enzyklika Casti connubii (1930), die für die offizielle katholische Haltung zur Eugenik von grundlegender Bedeutung war. Ein Fall wird nützlich sein, um Gründe, Interessen und Impulse der Haltung des Vatikans zur Sterilisierung zu verstehen. In der Tat hat sich Pius XI. nicht völlig einer Zwangssterilisation widersetzt, sondern nur einer Anwendung aus eugenischen Gründen. Einige unveröffentlichte Dokumente des Autors von Casti connubii zeigen dies auf. Aus ihnen geht auch die Bedeutung des deutschen Kontexts klar hervor.
The encyclical Casti connubii, Eugenic and the forced sterilization – Catholicism is often and indistinctly cast as an opponent of modern science and also of eugenics. Drawing on new archival material, this article aims at shedding some light on the Vatican position on eugenics and coercive sterilization between the World wars. In the first part, starting from recent historiography, it examines the impact of eugenics on Catholicism. In the second, it focuses on the importance of the encyclical Casti connubii (1930), which was fundamental in setting out the official Catholic stance on eugenics. A case will be useful to understand reasons, interests and impulses behind the Vatican policy on sterilization. Indeed Pius XI did not oppose entirely coercive sterilization, but only its application for eugenic reasons. Some unpublished documents of the author of Casti connubii reveal this history, which strongly attests the significance of the German context.